Borussia Mönchengladbach Favres Filmemacher

Borussia Mönchengladbach · Kai Schmitz ist für die Bilder zuständig, mit denen Borussias Trainer sehr intensiv arbeitet. Den Fußballern gefallen die Analysen nicht immer, aber sie wissen, dass sie helfen, sich zu verbessern.

 Kai Schmitz arbeitet bereits seit 2006 als Videoanalyst für Borussia. In der Zeit erstellte er Filme für insgesamt fünf Trainer. Lucien Favre nutzt den Service am Intensivsten.

Kai Schmitz arbeitet bereits seit 2006 als Videoanalyst für Borussia. In der Zeit erstellte er Filme für insgesamt fünf Trainer. Lucien Favre nutzt den Service am Intensivsten.

Foto: Wiechmann

Lucien Favre ist ein Filmfreak. Sein bevorzugtes Genre ist der realistische Fußball-Film über Borussia Mönchengladbach. Als Favres Rettungsmission in der vergangenen Saison lief, glich sein Hotelzimmer in Gladbach einer Videothek, hat Favres Ehefrau Chantal zuletzt verraten."Lucien hat immer vor dem Fernseher gesessen", berichtete Frau Favre. Sie selbst hat den Auftrag, die DVD-Spieler daheim im Wohnzimmer immer wieder auf Fußballspiele zu programmieren.

Borussia Mönchengladbach: Favres Filmemacher
Foto: ddp

Schmitz ist Favres Regisseur

Ein besonderes Faible hat Borussias Trainer für die Produktionen von Kai Schmitz. Der ist 39 Jahre alt und seit 2006 Borussias Videoanalyst. Qua Amt ist er sozusagen Favres Regisseur. Denn Schmitz sichtet und filmt all das Material, aus dem am Ende analytische Filme entstehen, anhand derer Favre Gegner studiert und auch die Stärken und Schwächen seines Teams. Im Trainingslager in Bad Wörishofen ist das Kamera-Auge stets dabei. Trainingseinheiten werden auf digitale Speicher gebannt und auch das erste Testspiel der Vorbereitung gegen Greuther Fürth.

Favre ist der fünfte Trainer, für den Schmitz filmt: Jupp Heynckes, Jos Luhukay, Hans Meyer und Michael Frontzeck vertrauten ihm bereits. "Sechs Trainer haben sechs verschiedenen Ansätze, mit Videos zu arbeiten", sagt Schmitz. Favre ist wohl der, der das Filmstudium am intensivsten betreibt.

Er informiert sich akribisch, schaut auf das Ganze und die Details. Die Fernsehbilder sind eine Quelle, gerade für die Vorbereitung auf einen Gegner. Borussia filmt zudem ihre Spiele auch selbst. Manche Filme sind komplett in der Totalen, "damit taktische Elemente sichtbar werden". Und es gibt Filme, in denen einzelne Mannschaftsteile oder ein Spieler die Hauptrolle spielen. "Während der Saison gibt es fast täglich ein Video", sagt Schmitz.

So richtig beliebt sind die Filmvorführungen bei den Fußballern nicht. "Da wird jeder Fehler aufgezeigt, das ist nicht immer schön", sagt Schmitz. "Es gibt auch positive Szenen, aber man muss vor allem auf das, was nicht gut war, schauen. Die Spieler sollen sich verbessern."

Und darum, sagt Teammanager Steffen Korell, "verlangen sie durchaus danach". Im Aufenthaltsraum im Borussia-Park sind im Computer für jeden Profi Filme von seinen Taten gespeichert, "die können sie sich jederzeit anschauen", sagt Korell. Eine Nutzerkontrolle gibt es nicht, "aber das Angebot wird angenommen", sagt Korell.

In der Bundesliga wird das Thema Videoanalyse immer wichtiger. "Wir haben eine eigene Software, in die wir die Bilder und statistische Daten einspeisen", sagt Korell. In der Schlussphase der Saison hatte Kai Schmitz die sprichwörtlichen "eckigen Augen". Stundenlang saß er in seinem Büro im dritten Stock des Borussia-Parks ("Mit Blick auf den Rasen") und starrte auf den Bildschirm.

"Da sind einige andere Sachen liegen geblieben. Aber das ist halt der Job", sagt Schmitz. Auch an seinem 40. Geburtstag, der am 7. Juli ist, hat er keine Zeit zum Feiern. "Montags spielen wir beim Derbycup in Aachen, dann sind zwei Tage frei, ab Donnerstag ist wieder Training und am Samstag das Spiel gegen Aberdeen", sagt Schmitz. Deswegen hat er alle Anfragen derer, die gern Party machen würden, abgewimmelt.

Bald bekommen die Borussen wahrscheinlich noch einen besonderen Film zu sehen. Einen, der sie motivieren soll für die neue Saison, ein Best-of der schönsten Szenen und Tore aus der erfolgreichen Zeit am Ende der vergangenen Spielzeit. Ein solcher Streifen dürfte nicht nur den Spielern gefallen. "Die Rettung - so haben wir's gemacht. Eine Dokumentation" wäre auch bei Borussias Fans ein Hit.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort