Mönchengladbach Fan-Hilfe organisiert eine Rechtsberatung

Mönchengladbach · Ralf E. hätte die Nummer wohl gewählt. Er ist der Gladbach-Fan, der in der Rheinischen Post zuletzt offen erzählte, wie er sich sein Stadionverbot eingehandelt hat. Doch damals gab es die "Fan-Hilfe Mönchengladbach" noch nicht.

 Der CDU-Politiker Michael Weigand gehört zur Fan-Hilfe.

Der CDU-Politiker Michael Weigand gehört zur Fan-Hilfe.

Foto: RR

Nun wurde sie gegründet. Ab dem 1. Februar können sich Fans, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, beraten lassen und anwaltliche Hilfe in Anspruch nehmen.

"Die Fans wissen meist nicht, wie sie sich in solchen Fällen verhalten sollen. Wir stellen ihnen Anwälte und Verhaltensregeln im Bedarfsfall zur Verfügung. Die Fans sollen wissen, dass sie nicht allein sind in Rechtsfragen", sagt Michael Weigand, der zum Vorstand des Projekts gehört und sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. "Wir sind keine Richter und helfen aus dem Grund zunächst einmal jedem. Das heißt aber nicht, dass wir nun einen Freifahrtschein für Straftaten ausstellen", definiert Weigand den Ansatz der Fan-Hilfe.

Zuvorderst ist es ein Service für Gladbach-Fans, doch können diesen auch die Fans anderer Klubs, die bei Auswärtsspielen ihrer Mannschaften Probleme bekommen, nutzen. "Viele Profivereine haben schon länger solche Einrichtungen", weiß Weigand.

Der Vorstand der Fan-Hilfe ist ein Querschnitt der Gladbacher Fanszene. Andreas Wigan ist Vorsitzender. Wigan kommt aus der Ultraszene. Zudem gehören Bastiaan "Ruud" Hoogesteger, Guido Becker und Ralf Adam der Initiative an, die aus unterschiedlichen Bereichen der Fanszene kommen. "Uns ist es wichtig, für alle Fans da zu sein. Darum haben wir spezielle Ansprechpartner für die verschiedenen Gruppen", sagt Weigand. Während es in der Nordkurve zuweilen keine Einheit gibt und die Gruppen beispielsweise gegenseitig die Gesänge der anderen boykottieren, arbeiten bei der Fan-Hilfe alle Gladbacher Fan-Gruppierungen zusammen.

Philipp Hülsen, der das sozialpädagogische Fanprojekt De Kull leitet, hat die Gründungsphase der Fan-Hilfe begleitet. "Bislang haben wir in De Kull die Erstberatung übernommen. Es ist gut, wenn es jetzt eine solche Anlaufstelle für die Fans gibt", sagt Hülsen. "Wir sind definitiv keine Konkurrenz zum Fanprojekt, sondern ergänzen die Arbeit des Fanprojekts", sagt Weigand. "Von Fans für Fans" - der Slogan des Supports Club gilt in gewisser Weise auch für die Fan-Hilfe.

Die Anwälte, die mit der Einrichtung zusammenarbeiten, sind sozusagen szenekundig: Sie kennen sich im Fußball ebenso aus wie in der Fankultur und in der Polizeiarbeit bei Fußballspielen. Wie Johannes Daners. Der Gladbacher, der in einer auf das Strafrecht spezialisierten Kanzlei in Köln arbeitet, übernimmt seit 2010 Fälle für das Gladbacher Fanprojekt. "Fußball ist in Rechtsfragen ein spezielles Thema", sagt Daners, der auch der Spruchkammer des Fußballverbandes Niederrhein angehört. "Die Zahl der Verfahren, in die Fans verwickelt sind, ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen - und manchmal landen Fans zu Unrecht in einem Strafverfahren", sagt Daners.

"Die Ziele der Fan-Hilfe lassen sich unter den Überschriften Prävention, Vermittlung und Nachbereitung gut zusammenfassen", sagt Michael Weigand. Noch ist die Internetseite ein Provisorium, noch wurde keine Notfall-Nummer eingerichtet. "Ab dem 1. Februar wird alles bereit sein. Am besten ist es, dann Mitglied der Fan-Hilfe zu werden, dann bekommt man Hilfe und kann das Projekt zugleich unterstützen", sagt Weigand.

Fans wie Ralf E. haben künftig also eine Anlaufstelle. Er hat am Rande eines Fußballspiels Straftaten begangen, darum bekam er das Stadionverbot. "Bestenfalls passiert im und rund um das Stadion natürlich nichts, was zu Problemen führt. Aber auch die, die Straftaten begangen haben, haben Rechte, und die dürfen ihnen nicht vorenthalten werden", sagt Weigand.

(RP)
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