Ein Weltenbummler als Torwarttrainer Otte folgt bei Borussia auf Krebs
Mönchengladbach · Borussia Mönchengladbachs Trainerteam für die Saison 2021/22 ist komplett: Steffen Krebs wechselt zum VfB Stuttgart, sein Nachfolger wird der 30-jährige Fabian Otte. Der Torwarttrainer hat in seiner jungen Karriere schon einiges erlebt.
Borussias Torwartteam um Yann Sommer und Tobias Sippel bekommt einen neuen Trainer: Fabian Otte heißt er, derzeit noch beim FC Burnley in der Premier League angestellt, 30 Jahre alt und damit jünger als seine künftigen Schützlinge. Der gebürtige Münsterländer folgt auf Steffen Krebs, den es nach drei Jahren bei Borussia zurück in die schwäbische Heimat zum VfB Stuttgart zieht. Otte wurde bereits 2018 Krebs‘ Nachfolger bei der U23 der TSG Hoffenheim.
Die Parallelität ihrer Lebensläufe ist indes reiner Zufall und beschränkt sich ohnehin auf die Hoffenheimer Zeit. In Otte hat Borussia einen echten Weltenbummler für den Job unter Uwe Kamps gewonnen, der der „Head of Torwarttraining“ in Gladbach bleibt. Anstatt durch die deutschen Regional- oder Oberligen zu tingeln, entschied sich Otte früh, andere Wege zu wagen.

Die Vertragslaufzeiten der Borussia-Spieler
„Ich kann jedem Spieler, der meint, er schafft den Durchbruch im Profifußball nicht, nur empfehlen, ins Ausland zu gehen“, sagte er in einem Interview mit „Transfermarkt“. „Ich profitiere noch heute von den ganzen Erfahrungen, die ich sammeln durfte. Ich habe sicher nicht das große Geld verdient, aber ich habe gelernt, selbstständig zu werden, sich auf seine eigenen Fähigkeiten zu verlassen und diese auch zu entwickeln.“
Nach seiner Zeit bei Preußen Münster, wo Otte unter anderem Trainer Roger Schmidt kennenlernte, ging er in die USA und spielte in North Carolina an der Universität Fußball. Es folgte die Rückkehr nach Deutschland zu den Sportfreunden Lotte, wo er sich allerdings nicht durchsetzen konnte. Inspiriert von der Vita des Ex-Torwarts und ehemaligen Sportvorstands von Fortuna Düsseldorf, Lutz Pfannenstiel, wechselte Otte nach Neuseeland, danach nach England und in die Niederlande.

Auf diese Spieler könnte Borussia ein Auge werfen
Während eines weiteren Intermezzos in Neuseeland arbeitete er als Torwarttrainer der Frauen-Nationalmannschaft. „Das Coaching mit den Frauen ist schon anders. Vor allem stellen Frauen viel mehr Fragen, warum man diese oder jene Übung macht. Das war aber eine gute Lehre für mich, weil ich mir, um auf die Fragen antworten zu können, immer sehr genau überlegen musste, welchen Sinn jede Übung hat“, erzählte Otte mal.
Ihm winkte die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2019 und an den Olympischen Spielen 2020, doch dann wurde in Hoffenheim eine interessante Stelle frei – weil U23-Torwarttrainer Krebs nach Gladbach wechselte. „Das Angebot kam für mich vollkommen unverhofft, aber das musste ich natürlich machen“, sagte Otte.
Ähnlich ist es ihm ergangen, als das Angebot von Borussia kam - obwohl er in Burnley als Bindeglied zwischen Profis und Nachwuchs unter anderem mit Englands Nummer zwei Nick Pope arbeiten durfte. „Das ist eine sehr gute Chance in der Nähe meiner Familie, bei einem großen Klub“, wird Otte auf Burnleys Homepage zitiert.


Er hat seine Dissertation an der Sporthochschule Köln geschrieben. Der Titel: „Trainingsmethoden im modernen Torwartspiel.“ Seinen Ansatz erklärte er bei „Transfermarkt“ so: „Mir war es schon immer wichtig, die Mischung aus Theorie und Praxis auf den Platz zu transportieren. Wir sollten uns nicht vor neuem Wissen verschließen. Dinge, die vor zehn Jahren noch ‚state of the art' waren, sind heute vielleicht schon veraltet.“ Am 1. Juli tritt er seine neue Stelle in Gladbach an.