Borussia Mönchengladbach Johnson: "In der Kabine werde ich auch nicht laut"

Mönchengladbach · Borussias Amerikaner spricht über sein Treffen mit Lionel Messi, den Ansatz von André Schubert und seine Art, sich für das Team einzusetzen..

Borussia Mönchengladbach: Das ist Fabian Johnson
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Das ist Fabian Johnson

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Foto: afp, dg

Herr Johnson, interessieren Sie sich für historische Ereignisse? Sie werden im Oktober an einem teilnehmen, wenn alles normal läuft. Das Fußballteam der USA, für das Sie spielen, tritt dann zum ersten Mal seit 1947 in Freundschaft auf Kuba an. Das klingt spannend.

Johnson Ich freue mich grundsätzlich, wenn ich beim Nationalteam bin. Das ist immer eine schöne Abwechslung. Und wenn es dann um so ein Ereignis geht, ist man ganz sicher gern dabei. Aber es ist noch viel Zeit bis dahin.

Die Mannschaft der USA hat im Sommer eine gute Copa America gespielt - die aber durch das 0:4 gegen Argentinien im Halbfinale etwas verwässert wurde. Kann man es so zusammenfassen?

Johnson Für viele war es sicher überraschend, dass wir überhaupt so weit gekommen sind. Vor allem nach der Niederlage im ersten Gruppenspiel gegen Kolumbien. Danach haben wir aber ein sehr gutes Turnier gespielt. Und dass es gegen Argentinien schwer werden würde, war uns allen klar. Es war dann auch in der Deutlichkeit verdient. Argentinien hat eine sehr gute Mannschaft mit super Individualisten. Bei uns haben drei wichtige Spieler gefehlt - da war es dann schwierig.

Vielleicht haben Sie in dem Halbfinale das vorletzte Spiel von Lionel Messi für Argentinien miterlebt. Er ist ja nach der Finalniederlage gegen Chile zurückgetreten. Wie ist es, gegen Messi zu spielen?

Johnson Er ist schon eine Klasse für sich, es ist noch mal ganz anders, als wenn man ihn im Fernsehen spielen sieht. Er ist sehr, sehr, sehr gut.

Hat er Sie gefragt, ob Sie mitkommen nach Barcelona. Es gab ja die Gerüchte, Barca wolle Sie verpflichten.

Johnson (lacht) Nein, sicher nicht. Aber das sind ja sowieso nur Gerüchte, mehr als das, was in den Medien zu lesen war, habe ich auch nicht gehört. Es klingt gut, wenn man mit so einem Klub in Verbindung gebracht wird, doch es ist nichts dran an der Sache.

Sie können Borussia ja nun eh nicht mehr verlassen, Sie gehören nun zum Mannschaftsrat.

Johnson Das stimmt. Im letzten Jahr war es bei André Schubert ja auch schon so, dass ich dabei war, wenn im Mannschaftsrat Dinge besprochen wurden. Ich war früher auch bei 1899 Hoffenheim im Mannschaftsrat, von daher ist das nichts Neues für mich.

André Schubert hat nur erfahrene Spieler in das Gremium berufen, keiner aus der ganz jungen Fraktion. Erklären Sie das.

Johnson Es ist die Entscheidung des Trainers, er wird sich seine Gedanken gemacht haben. Aber es macht schon Sinn, dass es eher erfahrene Spieler sind. Sie können das, was sie erlebt haben, einbringen, wenn Situationen da sind. Erfahrung hilft einer Mannschaft.

Nach außen sind Sie ein sehr ruhiger Typ. Gibt es einen großen Unterschied zwischen dem öffentlichen Fabian Johnson und dem Johnson in der Kabine?

Johnson Jein. In der Kabine werde ich auch nicht laut. Ich kann mich trotzdem gut für das Team einsetzen und auch zwischen Team und Trainerteam vermitteln. Ich verstehe mich mit den meisten Menschen gut und kann daher gut mit solchen Sachen umgehen.

Das heißt, Sie sind ein echter Teamplayer?

Johnson Ich denke schon.

Ist es wichtig für eine Mannschaft wie Borussia als Team dazustehen? Macht das stark?

Johnson Sicher, man kommt weiter, wenn man als Team arbeitet.

Sie kennen den Teamgedanken vom US-Team und dessen Trainer Jürgen Klinsmann.

Johnson Richtig. Jürgen Klinsmann versucht, immer das Beste aus uns herauszuholen, er motiviert uns sehr und findet immer die passenden Worte. So ist es auch bei André Schubert. Auch ihm ist es wichtig, ein funktionierendes Team zu haben. Es ist schwer zu sagen, wie viel Prozent Leistung dadurch noch herausgekitzelt werden, aber es ist doch grundsätzlich so, dass es mehr Erfolg bringt, wenn jeder Einzelne sein Ego zurückstellt und sich für das Team einbringt. Je mehr Team wir sind, desto erfolgreicher sind wir - und desto erfolgreicher ist dann auch jeder Einzelne.

Was ist ein Strukturspieler? Borussias Manager Max Eberl sagt, dass Sie so einer sind.

Johnson Das ist schwer zu sagen. Vielleicht geht es um die richtige Balance zwischen Abwehr und Angriff. Ich mache nach hinten und vorn meine Arbeit, stelle mich in den Dienst des Teams, das ist mein Spiel. Es freut mich, wenn es die Verantwortlichen so sehen, dass es Borussia hilft.

Als Sie 2014 kamen, sagten alle, Sie seien Rechtsverteidiger. Bei Lucien Favre haben Sie dann vorn links gespielt. Bei André Schubert sind Sie wieder Rechtsverteidiger, aber ein offensiv ausgerichteter. Was sagt uns das?

Johnson Ich denke, das zeigt, dass ich sehr flexibel bin. Für mich ist es kein großer Unterschied, diese Positionen zu spielen, weil ich immer schon viel nach hinten gearbeitet habe.

Sie sind einer von drei Ex-Hoffenheimern bei Borussia - und zwei davon, Sie und Tobias Strobl, sind aus der Nachwuchsschule von 1860 München. Wie viele andere gute Spieler. Eigentlich müsste der Klub da doch besser dastehen, oder?

Johnson Die meisten der guten Spieler gehen ja schon früh weg, suchen andere Herausforderungen, wollen in der Ersten Liga spielen. Es ist schade, denn 1860 ist ein super Klub. Wenn es zeitlich passt, bin ich auch immer wieder mal da. Ich habe mir letzte Saison zum Beispiel das Spiel gegen Paderborn angesehen, als sich die Sechziger gerettet haben.

Strobl und Vauch Jannik Verstergaard waren, wie gesagt, schon in Hoffenheim Ihre Kollegen. Beschreiben Sie die Qualitäten der beiden Neu-Borussen.

Johnson Beide sind körperlich sehr präsent, sehr kopfballstark, ruhig am Ball und technisch gut. Tobi ist sicherlich ein Stück offensiver als Jannik. Ich bin mir sicher, dass beide sehr gut zu uns passen.

Hat sich Borussia verbessert durch die neuen Spieler?

Johnson Auf jeden Fall, zumal ja noch einige der Spieler wieder da sind, die in der vergangenen Saison lange verletzt waren. Daher haben wir einen sehr breiten Kader mit viel Qualität, in dem jeder durch den Konkurrenzkampf zu Höchstleistungen gepusht wird. Das wird auch wichtig sein, da wir sehr viele Spiele haben werden auf hohem Niveau. Hoffentlich natürlich auch in der Champions League.

Der Gegner in den Play-offs ist Bern. Da sind viele Fans hoffnungsfroh, manche sagen: Super, wir sind schon drin! Ist das gefährlich?

Johnson Wenn wir gegen Mannschaften mit einem größeren Namen spielen würden, würde niemand etwas von uns erwarten. Das ist jetzt anders, das wissen wir. Aber Bern ist zu Recht in diesem Play-off, und wir müssen uns erst erstmal durchsetzen.

André Schuberts Ansatz ist einer, der darauf aus ist, viele Tore zu schießen...

Johnson ...aber es gehört nicht dazu, dass wir auch viele Tore bekommen. Wir wollen gut verteidigen und möglichst keine Gegentore bekommen. Das ist ein Punkt, an dem wir arbeiten. Wir wollen so offensiv spielen wie in der vergangenen Saison, aber hinten noch weniger Tore bekommen.

Macht Ihnen Schuberts Ansatz Spaß?

Johnson Auf jeden Fall liegt uns das Spiel. Wir sind so auch etwas flexibler als vorher, wir können vom 3-5-2 schnell ins 4-4-2 wechseln. Damit können wir einen Gegner überraschen. Wir sind eine spielstarke Mannschaft, deswegen kommt uns das zu Gute.

Wer gibt die Kommandos, das System zu wechseln?

Johnson Das kommt schon von außen, von der Trainerbank und ist nicht frei Schnauze von uns Spielern. Es wird kommuniziert während des Spiels, und von außen sieht man ja auch mehr.

Was ist drin in dieser Saison?

Johnson Prognosen sind schwer. Der Verein hat für die Bundesliga die Einstelligkeit als Ziel ausgegeben und im Idealfall wollen wir uns wieder für die internationalen Plätze qualifizieren. Wir wissen, dass es bei der enormen Konkurrenz in der Liga nicht leicht ist, wir wissen aber, was wir dafür tun müssen. Wir haben es jetzt zwei Jahre in Folge geschafft - und wenn wir alles abrufen, können wir es wieder schaffen. Wir sind so ehrgeizig, jedes Spiel gewinnen zu wollen. Wir müssen immer alles geben, was in uns steckt. Darum wird es in jedem Spiel gehen.

Schauen wir den Ligastart. Gegen Leverkusen spielen Sie Außenverteidiger - und bekommen es mit Kevin Volland, den Neu-Leverkusener, den Sie auch aus Hoffenheim kennen, zu tun. Wie kann man ihn aufhalten?

Johnson (lacht) Ich weiß, wie es geht, ich kenne ihn ja lange genug aus Hoffenheim! Aber Spaß beiseite. Kevin ist richtig gut drauf, und es wäre sicher interessant, gegen ihn zu spielen. Aber ob ich in der Startelf bin, wird sich ja noch zeigen. Bis dahin sollten wir uns einfach freuen, dass es wieder losgeht.

(RP)
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