Pokalsieger-Trainer von 1995 Was sich Bernd Krauss von Borussia wünscht

Mönchengladbach · Borussias Pokalsieger-Trainer von 1995, Bernd Krauss, spricht über seine Trainer-Ambitionen, seine schwierigste Station und das, was er sich von der aktuellen Gladbacher Mannschaft künftig wünscht.

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Foto: dpa/Marius Becker

Bernd Krauss ist ehrlich. Er will nicht mehr Trainer sein, auch wenn ihm der tägliche Umgang mit einer Mannschaft fehlt. Andererseits weiß er: „So richtig abgeschlossen hast du nie mit dem Job.“ Sein letztes Engagement als Coach liegt indes schon elf Jahre zurück. Im März 2012 war Schluss bei Eoile du Sahel in Tunesien. Nur wenige Wochen war Krauss dort angestellt. „Es passte nicht“, gab der 65-Jährige zu im Live-Podcast unserer Redaktion.

Vor allem aber hat ihm eine Station zu schaffen gemacht: ausgerechnet die beim Klub seiner Geburtsstadt Dortmund, dem BVB. Krauss war auch da nur etwas mehr als zwei Monate im Amt, „schon nach drei Tagen habe ich zu meiner Frau gesagt: Eigentlich müsste ich hier aufhören, unglaublich, was da los war“, erzählte er. Krauss machte weiter und scheiterte. „Auch wenn es nur ein paar Monate waren beim BVB, musste ich das erstmal verarbeiten und habe darum ein Jahr Pause gemacht“, gesteht der 65-Jährige.

Gepasst hat es für ihn hingegen in Gladbach. Bis heute ist Krauss der letzte Titeltrainer des Klubs, für den er von 1983 bis 1990 über 200 Spiele machte und den er 1995 zum Pokalsieg führte als Coach. Die Geschichte zu wiederholen, das wäre für ihn kein Thema, denn auch eine Rückkehr zu Borussia käme für Krauss nicht infrage. Dennoch ist Mönchengladbach für den Westfalen Heimat geblieben und Borussia der Klub, auf den er am meisten schaut mit einem liebevollen, aber auch kritischen Blick. Im Podcast sagte er, was er sich von Borussia wünscht.

Offensiven Konterfußball Krauss hat in dieser Saison ein Spiel der Gladbacher gesehen, das ihn begeistert hat und das als Blaupause taugen würde: das 4:2 gegen den BVB. „So stelle ich mir Gladbach-Fußball vor. Das war klasse Umschaltspiel, es ging immer gleich nach vorn. Gladbach hatte immer Teams, die sehr offensiv waren“, sagte Krauss. Wenn es nicht so war, gab es oft bittere Pleiten. Wie 1992 im Pokalfinale, das Krauss als Co-Trainer von Jürgen Gelsdorf erlebte. Die Defensiv-Taktik seines Chefs spielte dem Gegner Hannover 96 in die Karten, die mutlose Borusse unterlag dem Zweitligisten im Elfmeterschießen. 1995 dann, mit Krauss als Chef, siegte ein sehr offensives und selbstbewusstes Gladbach gegen Wolfsburg

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Foto: AFP/UWE KRAFT

Zupacken in der Defensive Was Krauss gegen den BVB gefiel, würde er gern immer sehen: „Die Spieler haben viel Laufarbeit gemacht, sie sind auch ohne den Ball in die Räume gegangen, das ist wichtig.“ Wichtig sei auch, konkret zu verteidigen. Krauss führte damals die Viererkette in der Bundesliga ein, „das war eine Umstellung, weil mehr im Raum verteidigt werden musste – was aber nicht bedeutet, dass man in Tornähe nicht nah am Mann ist. Wenn ich manche Gegentore sehe, gerade nach Flanken, denke ich mir: Das kann nicht wahr sein“, sagte er. Also: Weniger Abstand in den entscheidenden Situationen vor dem eigenen Tor.

Ein bisschen britischer Gerade die England-Erfahrung von Daniel Farke, wie Krauss ein Westfale, könnte der Schlüssel sein. Krauss würde sich wünschen, dass die mehr Effekt auf das Gladbacher Spiel hätte. „Ich stelle mir schon vor, dass die Mannschaft manchmal zweikampfstärker sein könnte. Und, dass sie schneller spielt, so wie es in England gemacht wird. Das vermisse ich in einigen Spielen“, sagte Krauss.

Größeren Erfolgswillen Ein echter Leadertyp wie ihn seine Pokalsieger damals hatten in Stefan Effenberg, der würde, vermutet Krauss, Farkes Team guttun, um es zu pushen gerade auch in Spielen, in denen es nicht so läuft. Grundsätzlich sieht er das Team in der Pflicht, den Willen zu haben, erfolgreich zu sein. „Ich als Spieler möchte doch den Erfolg, ich möchte nach Berlin, will den Pokal“, sagte Krauss. So sei es 1995 gewesen.

Bernd Krauss führte Borussia 1995 zum Pokalsieg.

Bernd Krauss führte Borussia 1995 zum Pokalsieg.

Foto: imago images/Revierfoto/Revierfoto via www.imago-images.de

Mehr Talente hervorbringen Er hofft auch, dass Borussias Nachwuchsabteilung künftig wieder produktiver ist. „Zwischen Aufwand und Ertrag ist da eine Riesenkluft“, findet Krauss. „In der U17 sind aber einige gute Spieler dabei, zum Beispiel Torwart Lindsay Gutaj“, sagte er. Die U23 mache zudem unter Eugen Polanski Fortschritte. „Wichtig ist, die Talente zu fördern, aber dann auch zu fordern“, sagte Krauss. Er rät, den Fußball in der Ausbildung der Talente nicht zu sehr zu verwissenschaftlichen. „Es ist ein einfaches Spiel und darf nicht zu kompliziert gemacht werden. Wenn ich manchmal bei Nachwuchsspielen höre, was von den Trainern reingerufen wird, brauchen die Jungs ja 90 Minuten, um zu wissen, was sie tun sollen“, sagte Krauss.

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