Profikarriere beendet Gladbachs Jahrhundert-Einwerfer Nordtveit hat einen neuen Job

Mönchengladbach · Havard Nordtveit war einer der Protagonisten der Relegations-Rettung Borussias von 2011. Und ein Spieler-Typus, der aktuell sehr gefragt ist. Seine aktive Karriere hat der Norweger in diesem Sommer beendet, dem Fußball bleibt er aber in neuer Funktion treu.

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Foto: imago sportfotodienst

Der Name Havard Nordtveit ist eng mit Bochum verbunden. Zumindest für die Menschen, die es mit Borussia Mönchengladbach halten. Denn der Norweger war einer der Protagonisten des Relegations-Dramas von 2011, als es Gladbach mit eben dem VfL Bochum zu tun hatte, bei dem die Borussen am Samstag nach ihrem Fehlstart die Wende zum Guten realisieren wollen.

Nordtveit war mit einem seiner weiten Einwürfe daran beteiligt, dass es die größte Stimmungsexplosion gab, die der Borussia-Park je erlebt hat. Denn er schleuderte den Ball in den Strafraum, dort flipperte er umher, bevor Igor de Camargo ihn artistisch wie unkonventionell ins Tor schoss zum 1:0-Sieg der Borussen in der Nachspielzeit.

Dann das Rückspiel: Da sorgte Nordtveit dafür, dass es für Borussia lange ein Ritt auf der Rasierklinge war. Denn nach 24 Minuten lenkte Nordtveit den Ball ins eigene Tor zum 0:1, jeder weitere Bochumer Treffer hätte den Abstieg bedeutet. Erst als Marco Reus nach de Camargos Pass nach 72 Minuten den Ausgleich erzielte und damit die Rettung fix machte, war auch Nordtveit erlöst. Sein Einwurf wurde im Umkehrschluss zum Ursprung der Relegationsrettung.

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Foto: Wiechmann, Dieter (dwi)

Anfang 2011 kam er im Winter mit Martin Stranzl und Mike Hanke, um Gladbachs Abstieg zu verhindern, mithin wurde der Hobby-Angler, der ein schmuckes Haus am See besitzt in seiner norwegischen Heimat, zu einem der Gesichter des Um- und Aufschwungs in Gladbach, 2016 verließ er einen Champions-League-Teilnehmer nach 186 Spielen ablösefrei in Richtung West Ham United, wurde dort aber nicht glücklich.

Aktuell sind Sechser-Typen, wie er einer war, sehr gefragt, nicht nur in Gladbach: ein klarer Sechser mit Führungsqualitäten, unter André Schubert lief Nordtveit dann oft in einer Dreierkette auf. Viermal trug er sogar die Kapitänsbinde in Gladbach, er war kein Lautsprecher, aber einer, der immer vorbildlichen Einsatz zeigte und voranging, auch wenn es mal wehtat. Unvergessen ist sein roter Mundschutz.

In den vergangenen Jahren schleppte sich Nordtveit indes von Verletzung zu Verletzung und spielte kaum noch. Beim Saison-Abschluss 2022 der Borussen gegen die TSG 1899 Hoffenheim, wo er wie in Gladbach mit Leih-Unterbrechungen fünf Jahre unter Vertrag war, wurde er von beiden Klubs verabschiedet, nachdem er sich entschieden hatte, die Bundesliga zu verlassen.

Jetzt hat er mit 33 Jahren seine Karriere endgültig beendet und einen neuen Weg eingeschlagen. Nordtveit arbeitet nun als Spieler-Agent in der norwegischen Agentur „Player Solution“ von Jim Solbakken. Der teuerste Klient unter den Spielern ist Fredrik Aursnes von Benfica Lissabon, geschätzter Marktwert 20 Millionen Euro. Auch Kristian Thorstvedt, Sohn des früheren Gladbach-Torwarts Erik Thorstvedt, wird von Nordtveits neuem Arbeitgeber betreut, er spielt bei US Sassuolo in Italien.

Der prominenteste Klient ist wohl Ole Gunnar Solskjaer, als Spieler Champions-League-Sieger mit Manchester United, und zuletzt auch Trainer dort. Der deutsche Coach Uwe Rösler, früher Fortuna Düsseldorf, ist ebenfalls einer der Klienten. Da Borussia ja immer schon ein Faible für Spieler aus Skandinavien hatte, kann es durchaus sein, dass Nordtveit es künftig im neuen Job mal wieder mit den Gladbachern zu tun hat.

Havard Nordtveit beim Einwurf - ein solcher war er Ursprung des Gladbacher Relegations-Erfolgs 2011.

Foto: Dieter Wiechmann/Wiechmann, Dieter (dwi)

Was er bei Borussia hinterlassen hat, ist die Erinnerung an viel ehrliche und verlässliche Arbeit für das Team, an seinen 60-Meter-Diagonalpass auf Juan Arango, der dann volley gegen Wolfsburg traf, an seinen Freistoßhammer in der Europa League in Zürich, wo Nordtveit eines seiner zwölf Tore für Gladbach erzielte – und natürlich an den, aus Gladbacher Sicht, Jahrhundert-Einwurf gegen Bochum. Daher wird sein Name auch künftig bei Spielen der Borussen beim VfL immer wieder aufploppen.