Verschiebungen in der Ewigen Tabelle Borussia kann nächste Saison einen bedeutenden Sprung machen

Mönchengladbach · In der Ewigen Bundesliga-Tabelle sind die Abstände zwischen zwei Klubs oftmals riesig. Für Borussia gilt das in zwei Fällen aktuell nicht – es könnte in der kommenden Saison eine Verbesserung geben, die seit Jahrzehnten nicht gelang.

Borussia Mönchengladbach: Testspiele in der Sommer-Vorbereitung
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Borussias Terminkalender bis zum Saisonstart

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Am Freitagmittag erfährt Borussia, wann sie in der kommenden Bundesligasaison auf den VfB Stuttgart trifft. Denn dann wird die Deutsche Fußball-Liga (DFL) den Spielplan der 60. Saison im Fußball-Oberhaus veröffentlichen. Der Hamburger SV ist nicht dabei, der einstige Bundesliga-Dino hat den Wiederaufstieg erneut nicht geschafft. Warum ausgerechnet der VfB und der HSV zu Beginn dieses Textes auftauchen? Es sind eben diese beiden Klubs, die Borussia 2022/23 in der ewigen Tabelle überholen kann, womit der Sprung vom sechsten auf den vierten Platz im Ewigkeitsranking der Eliteklasse einhergehen würde.

Mag das im Kontext der Herausforderungen, vor denen die Borussen mit ihrem neuen Trainer Daniel Farke in den nächsten Monaten stehen, zwar nur ein kleiner statistischer Randaspekt sein, so ist diese Gelegenheit durchaus bemerkenswert. Denn dass ein Verein mit mehr als 50 Bundesligajahren auf dem Buckel gleich zwei Konkurrenten in der Ewigen Tabelle überholen kann, kommt angesichts der riesigen Abstände nur alle Jubeljahre vor. Zur Einordnung: Spitzenreiter Bayern hat mehr als 900 Punkte Vorsprung auf den Zweiten Dortmund. Und die Gladbacher liegen als Sechste 187 Zähler vor dem Siebten Schalke 04.

Einen Klub sollte Borussia demnächst auf jeden Fall überholen, sonst würde sie selbst absteigen: den HSV, der selbst nicht eingreifen kann und als Tabellenvierter nur noch 14 Punkte entfernt ist. Somit sollte sich Gladbach die Hamburger möglichst schon vor der WM-Pause Mitte November schnappen. Den VfB in der kommenden Saison ebenfalls zu überholen, wird schon etwas anspruchsvoller. Die Stuttgarter liegen 13 Zähler vor der Borussia – und werden somit zunächst einmal früh in der Spielzeit den HSV vom vierten Platz verdrängen. Im Vorjahr hatte Gladbach am Ende zwölf Punkte Vorsprung vor den Schwaben, das würde nun knapp nicht reichen.

Der vierte Platz ist indes der Rang, den die Borussen am längsten in der Ewigen Tabelle der Bundesliga innehatten. Und besser als auf dem dritten Platz waren sie sowieso nie platziert. Das mag zunächst überraschen, angesichts der fünf Meistertitel, die Gladbach in den Siebzigerjahren gewann. Doch die Hypothek, die ersten beiden Jahre der neuen Eliteliga in Deutschland verpasst zu haben, wog zu schwer. Denn so startete Borussia 1965 gleich mit 114 Punkten Rückstand (umgerechnet auf die seit 1995 geltende Drei-Punkte-Regel) auf „Tabellenführer“ 1. FC Köln.

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Das ist Daniel Farke

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Foto: dpa/Marius Becker

Der erste Deutsche Meister der Bundesliga blieb dann auch 17 Jahre Spitzenreiter der Ewigen Tabelle, ehe der FC in der Spielzeit 1980/81 von den Bayern überholt wurde. Gladbach war derweil nach seiner Debütsaison 18. von 21 Mannschaften und arbeitete sich sukzessive nach vorne. 1971 wurde Schalke überholt, 1973 folgten der HSV und Dortmund und im Jahr darauf waren Bremen und Stuttgart an der Reihe. 1973/74 ist auch die Saison, in der Gladbach erstmals auf den vierten Rang kletterte – und letztmals zwei Vereine innerhalb einer Saison überholte.

Borussias Höhepunkt war damit aber noch nicht erreicht: 1977/78 gelang der Sprung an Frankfurt vorbei auf den dritten Rang, am Ende jener Saison lagen die Gladbacher nur noch 15 Zähler hinter dem Zweiten Bayern und 62 Punkte hinter Spitzenreiter Köln – näher kamen Sie dem Platz an der Sonne nie mehr. Nach und nach wuchs stattdessen der Rückstand vor allem auf den Rekordmeister, doch von der Saison 1982/83 an bis zum ersten Abstieg 1999 war Borussia zumindest stets Vierter – mit zum Teil erstaunlich großen Vorsprüngen: So lag Gladbach beispielsweise 1987 322 Punkte vor dem BVB. Und 1996 betrug der Vorsprung auf Schalke satte 451 Zähler.

Das sollte nach dem ersten Abstieg nicht so bleiben, Borussia rutschte innerhalb von zwei Jahren bis auf den siebten Rang ab. Und bis heute haben sich die Gladbacher seitdem nur um einen Rang verbessern können. Immerhin gelang es in der Saison 2005/06, den 1. FC Köln zu überholen – mittlerweile liegt der rheinische Rivale schon 304 Punkte hinter der Borussia.

Zu verdanken hat Gladbach diesen Vorsprung ihrer sportlichen Renaissance nach der geglückten Relegation 2011. Der Aufschwung lässt sich auch an den Abständen zu anderen Vereinen in der Ewigen Tabelle ablesen. So war Schalke zwischenzeitlich bis auf 54 Zähler an die Borussen herangerobbt, nun sind wie gesagt schon wieder 187 Punkte Vorsprung. Bei anderen Klubs ist der Rückstand seit 2011 erheblich geschrumpft: Stuttgart lag da noch 258 Zähler vor Gladbach, der HSV gar 347 – beide Klubs hat Borussia nun im Visier hat.

Ewige Bundesliga-Tabelle: Borussia Mönchengladbach vor großem Sprung
Foto: dpa/David Inderlied

Außer dem BVB, der in Gladbachs zweiter Abstiegssaison 2006/07 vorbeizog und mittlerweile 289 Punkte vor der niederrheinischen Borussia liegt, haben nur die Bayern ihren Vorsprung auf die Gladbacher immer weiter ausgebaut. So sind aus 15 Zählern Rückstand im Jahr 1978 inzwischen 1205 Punkte geworden. Doch der auf Jahrzehnte nicht einholbare Rekordmeister ist auch nicht das Ziel der Gladbacher. Die können den vierten Rang zurückerobern – er ist schließlich so nahe wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

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