Borussia Mönchengladbach "Es macht viel Spaß"

Borussia Mönchengladbach · Borussias Kapitän Filip Daems sagt, warum er momentan mit einem guten Gefühl in die Spiele geht, nennt Gründe für den Erfolg der Mannschaft, sagt, warum es mit Lucien Favre so gut passt und rät zum Realismus.

 Der Mann hat Spaß an seiner Arbeit: Kapitän Filip Daems, dienstältester Profi im Kader der Borussen.

Der Mann hat Spaß an seiner Arbeit: Kapitän Filip Daems, dienstältester Profi im Kader der Borussen.

Foto: dapa

Reiben Sie sich zuweilen die Augen, wenn sie auf die Bundesliga-Tabelle schauen?

Daems Es ist natürlich ein gutes Gefühl, wenn man so weit oben steht. Aber es sind erst fünf Spieltage vorbei, das darf man nicht vergessen. Der Start in die Saison war gut, aber wir müssen weiterarbeiten und dürfen nicht nachlassen.

Sie sind seit Januar 2005 Borusse. Seitdem haben Sie meist Abstiegskampf erlebt...

Daems Das ist richtig. Mit Horst Köppel haben wir mal eine ganz ruhige Saison gehabt, aber so weit oben standen wir da auch nicht.

Woran liegt es? Es ist fast dieselbe Mannschaft, die vergangene Saison nach 17 Spielen zehn Punkte hatte. Jetzt sind es so viele Punkte nach fünf Partien.

Daems Wir haben ja schon in der Schlussphase der vergangenen Saison sehr stabil gespielt. Wir wollten und mussten uns verbessern, das haben wir immer gesagt. Am Samstag war es nicht leicht, doch wir haben gezeigt, dass wir jetzt auch solche Spiele gewinnen können. Der Kader ist gut zusammengestellt, der Trainer stellt uns Woche für Woche gut auf die Gegner ein, jeder weiß genau, was er zu tun hat, wenn wir den Ball haben.

Auffällig ist die hohe Quote von Pässen, die ankommen. Gegen Kaiserslautern lag die bei der Viererkette im Schnitt bei 95 Prozent.

Daems Wir wollen das Spiel in Ruhe aufbauen. Wenn wir keine Lücke finden, wird der Ball auch mal quer gespielt. Man darf nicht unnötig das Risiko eingehen, den Ball zu verlieren. Denken Sie an das Tor gegen Lautern: Da haben wir den Angriff ruhig aufgebaut. Roman Neustädter hat dann im richtigen Moment die Lücke gesehen und Tony Jantschke angespielt, der hat gut geflankt und Juan Arango hat den Ball super reingemacht.

Ähnlich fiel das 4:1 gegen den VfL Wolfsburg.

Daems Solche Tore sind kein Zufall, wir üben das. Die Laufwege sind bekannt, die Automatismen greifen, jeder weiß, was der andere tut.

Auch die Zusammenarbeit auf links zwischen Ihnen und Juan Arango klappt viel besser als früher. Das macht es Ihnen leichter, oder?

Daems Alle fühlen sich gut, jeder arbeitet für den anderen. Das macht es für jeden Spieler leichter.

Was gegen Stuttgart und Wolfsburg gut passte, gelang "auf" Schalke und gegen Lautern nicht: Foul an Reus, Elfmetertor Daems...

Daems (grinst) Na ja, das sind ja keine Sachen, die man im Training übt. Aber Marco macht es in diesen Eins-gegen-Eins-Situationen gut. Wenn er dann fällt, gibt es eben Elfmeter. Und ich versuche den Ball ins Tor zu schießen. Zweimal hat es geklappt.

Wie wichtig ist, dass die Abwehr mit Marc-André ter Stegen einen Torwart im Rücken hat, der Ruhe ausstrahlt?

Daems Natürlich ist das wichtig. Wir wissen, dass wir uns total auf Marc verlassen können. Gegen Lautern hatte er nicht viel zu tun, hat aber im entscheidenden Moment toll gehalten bei dem Fallrückzieher von Christian Tiffert.

Ist Lucien Favre Ihr bester Trainer?

Daems Grundsätzlich kann man von jedem Trainer etwas lernen. Aber Favre hat uns sehr schnell gut eingestellt, so dass wir erfolgreich sein können. Zwischen dem Trainer und dem Team gibt es sehr viel gegenseitigen Respekt.

Auffällig ist, dass sich Spieler, die ins Team kommen, nahtlos einfügen.

Daems Man braucht einen ausgeglichenen Kader, eine Saison ist lang. Da bekommt jeder seine Chance.

Nur nicht Oscar Wendt. Er kommt nicht an Ihnen vorbei.

Daems So lange ich fit bin, will ich keine Minute verpassen. Dafür gebe ich alles. Oscar ist auch ein guter Spieler, aber der Trainer entscheidet, wer spielt. Für mich ist die Saison bisher gut gelaufen. Es macht viel Spaß, in dieser Mannschaft zu spielen. Man geht mit einem guten Gefühl in die Spiele — und die Gegner wissen, dass es nicht leicht ist, Tore gegen uns zu erzielen.

Drei Gegentore gab es in den ersten fünf Spielen, vergangene Saison waren es zu diesem Zeitpunkt 15.

Daems Es war katastrophal, das ist klar. Aber wir haben uns verbessert und werden weiter daran arbeiten.

Borussia ist Dritter. Was ist möglich?

Daems Ich sagte ja schon: Es sind erst fünf Spiele vorbei. Da kann man nicht darüber reden, wo man später landet. Wir wollen eine bessere Saison spielen als die vergangene. Und wir wollen den Weg weitergehen, den wir jetzt eingeschlagen haben. Auch am Samstag in Hamburg.

Dort könnte es ein Endspiel für HSV-Trainer Michael Oenning geben. Sie kennen Oenning, er war Co-Trainer in Gladbach. Wäre es ein komisches Gefühl, ihn eventuell "abzuschießen"?

Daems Erst mal wird es ein schweres Spiel. Der HSV hat trotz des misslungenen Starts ein gutes Team. Aber wir wollen natürlich etwas in Hamburg holen. Ein komisches Gefühl wäre es nicht, wenn es Konsequenzen für Michael hätte. Es ist eben so im Fußball.

Karsten Kellermann sprach mit Borussias Kapitän Filip Daems. Der 32-Jährige Belgier machte am Samstag sein 150. Spiel für Gladbach.

(RP/rl)
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