Mönchengladbach Enschede-Verbot: Gladbach-Fans sind sauer

Mönchengladbach · Der Bürgermeister von Enschede bleibt hart: Weil er Ausschreitungen befürchtet, hat er beim Spiel FC Twente gegen Borussia Mönchengladbach Gäste-Fans verboten. Die sind sauer über diese Kollektivstrafe, die überwiegend friedliche Anhänger trifft.

 Als Borussia - hier Thomas Broich (r.) im Bild - am 17. Januar 2004 in Enschede spielte, durfte sie noch Fans mitbringen. Am Samstag ist das anders. Bürgermeister Peter den Oudsten schließt doe Gladbach-Anhänger beim Testspiel aus.

Als Borussia - hier Thomas Broich (r.) im Bild - am 17. Januar 2004 in Enschede spielte, durfte sie noch Fans mitbringen. Am Samstag ist das anders. Bürgermeister Peter den Oudsten schließt doe Gladbach-Anhänger beim Testspiel aus.

Foto: dwi

Der Name Enschede hatte einen guten Klang bei den Fans der Borussen. 1973 zog Gladbach durch zwei Siege gegen den dort beheimateten Fußballklub FC Twente in die Endspiele um den Uefa-Cup ein. Zwei Jahre später gab es in der niederländischen Grenzstadt den spektakulären 5:1-Triumph, der Borussia den ersten Uefa-Cup-Sieg einbrachte. Nun mögen die Gladbach-Freunde Enschede nicht mehr. Denn Bürgermeister Peter den Oudsten hat ihnen verboten, sich das Testspiel ihrer Mannschaft bei Twente am Samstag anzuschauen. Der Grund: Der Bürgermeister befürchtet Ausschreitungen. "Es ist das erste Mal, dass Borussias Fans ausgegrenzt werden", sagte Borussias Fanbeauftragter Thomas "Tower" Weinmann gestern.

Die Borussen haben versucht, den Bannstrahl des Bürgermeisters abzuwenden. "Wir haben sogar angeboten, das holländische Modell anzuwenden, bei dem die Fans vom eigenen Stadion kommen, registriert werden und dann mit Bussen des Vereins nach Enschede gefahren werden, wo sie dann unter Beobachtung der Polizei und der Fanbeauftragten zum Stadion gehen. Doch auch das wurde abgelehnt", sagt Weinmann. "Alle Versuche von unserer Seite, auf den Bürgermeister und den Verein einzuwirken und ihn zu bitten, die Entscheidung zu überdenken, sind leider erfolglos geblieben", sagt auch Borussias Geschäftsführer Stephan Schippers.

Der Hintergrund: In den Niederlanden gibt es oft Probleme mit gewaltbereiten Fans. Darum gibt es im Nachbarland nur Tickets für Fans, die in einem Verein registriert sind. Wegen dieses komplizierten Verfahrens hatte Borussia vor zwei Jahren einmal ein Testspiel in Venlo abgesagt. Das forderten die Fans nun wieder. Doch das kommt nicht infrage. "Es ist der vorletzte Test für die Fohlenelf vor Beginn der neuen Spielzeit und hat damit enormen sportlichen Wert", teilte Borussia mit. Thomas Ludwig, Vorsitzender des FPMG Supporters Club bat die Fans um Verständnis, forderte die Vereinsführung aber auf, Konsequenzen zu ziehen. "Es muss zwingend aus dieser Sache gelernt werden. Künftig muss bei den Verträgen über Freundschaftsspiele der freie Zugang der Fans geregelt sein. So etwas darf nie mehr passieren. Spätestens bei der nächsten Jahreshauptversammlung wird es nach unserer Einschätzung ebenfalls thematisiert werden", so Ludwig, der auch Mitglied des Ehrenrates Borussias ist.

Die Fans sind schwer enttäuscht. Denn nicht wenige hatten sich schon auf ein Wochenende in Enschede eingerichtet. Friedhelm Bihn (64) aus Bergisch-Gladbach, Mitglied bei Borussia und Mitglied im Fan-Projekt MG, wollte beispielsweise mit seiner Frau zwei Tage in der niederländischen Stadt verbringen: "Ich hatte eine Übernachtung gebucht. Wir wollten Fußball gucken, in Enschede shoppen, die gastronomischen Angebote nutzen und das Rijksmuseum besuchen", sagt der Diplom-Volkswirt. Jetzt hat er die Übernachtung storniert. Die Fahrt wird nicht stattfinden. "Der Stadt muss es ja sehr gut gehen, wenn sie auf Hunderte oder sogar Tausende friedliche Besucher verzichten kann", sagt er. Er schrieb einen offenen Brief an den Bürgermeister von Enschede. Denn er kann nicht verstehen, dass alle Mönchengladbach-Fans pauschal abgewiesen werden. "Eine solche Kollektivstrafe, das ist ein Ding, was mir nicht in den Kopf will", sagt Friedhelm Bihn.

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Auch andere Fans fühlen sich vor dem Kopf gestoßen. Zumal Borussia Mönchengladbach nach dem schweren Unglück in einer Feuerwerksfabrik in Enschede im Mai 2000 ein Benefizspiel zugunsten der niederländischen Stadt organisierte.

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Ein Fußballspiel ohne Gästefans - das hat es in Mönchengladbach noch nie gegeben. Anders als in den Niederlanden, wo ein Bürgermeister über Sicherheitsfragen entscheiden darf, könnte in Deutschland nur die Polizei einen Ausschluss von Fans der gegnerischen Mannschaft erwirken. "Wir haben noch nie einen Grund dafür gesehen", sagt Polizeisprecher Peter Spiertz. Dabei hat es in Mönchengladbach schon genügend Risikospiele gegeben. Dass bekannte Gewaltbereite nicht ins Stadion dürfen oder sogar gar nicht erst in die Stadt gelassen werden, sei gang und gäbe, sagt Spiertz. Aber an einen pauschalen Ausschluss habe noch niemand auch nur gedacht - noch nicht einmal bei Spielen gegen Köln. Weil bei der Gladbacher Polizei keine Ausschreitungen zwischen Borussen- und Enschede-Fans bekannt sind, wollte sich sogar Polizeipräsident Hans-Hermann Tirre einschalten und noch einmal mit dem niederländischen Bürgermeister telefonieren. Das klappte nicht: "Herr den Oudsten ist im Urlaub", so Spiertz.

(RP)
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