VAR im Fokus Der klarste Elfmeter bei Freiburg gegen Gladbach wurde nicht gegeben

Freiburg · Zweimal zeigte Schiedsrichter Benjamin Brand nach einem Eingriff des Video-Assistenten auf den Elfmeterpunkt. Sowohl Freiburg als auch Gladbach profitierten von den umstrittenen Entscheidungen. Über eine dritte Szene wurde im Nachgang dagegen zu wenig gesprochen.

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Foto: dpa/Tom Weller

Die Schiedsrichter und ihre Kollegen vor der Wand mit den Monitoren in Köln standen gleich an mehreren Orten im Fokus. In München beschwerte sich Borussia Dortmund, dass es keinen zweiten Elfmeter beim 1:3 gegen den FC Bayern gab, obwohl Benjamin Pavard erst Jude Bellingham traf und dann den Ball – ein berechtigter Einwand nach Ansicht aller Experten. Und in Leipzig war Union Berlin halbwegs fassungslos, dass Nordi Mukieles unabsichtlicher Tritt gegen Niko Gießelmanns Knie ungeahndet blieb – obwohl Daniel Schlager sich die Szene lange angesehen hatte.

Die Dortmunder fühlten sich um einen Punktgewinn gebracht, Union drehte das Spiel in der Schlussphase auch ohne VAR-Unterstützung noch. Und in Freiburg konnte Schiedsrichter Benjamin Brand immerhin für sich reklamieren, dass zwei umstrittene Elfmeter-Entscheidungen beiden Teams den gleichen Ertrag brachten. Ohne sie wäre Lars Stindls spätes 3:3 womöglich einfach das 2:2 gewesen.

„Es fehlt momentan ein bisschen die grundsätzliche Linie“, sagte Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe im „Sportstudio“. Zwar sprach er über die viel diskutierten Szenen in München, doch seine Aussage trifft auch auf die Entscheidungen zwischen Freiburg und Gladbach zu. „Beide Elfmeter waren für mich sehr fragwürdig, auch unserer, den wir bekommen haben“, sagte Borussias Trainer Adi Hütter. Nach gerade einmal zwölf Sekunden hatte Jonas Hofmann im Freiburger Strafraum mit seiner Hereingabe Nicolas Höflers Arm getroffen. Weil Referee Brand erst mit Verzögerung unterbrach und sich die Szene auf dem Monitor anguckte, verwandelte Ramy Bensebaini erst nach 123 Sekunden.

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„Eine klare Verteidigungsaktion von Höfler, wo soll er die Hand hintun?“, sagte Hütter. Die Schiedsrichter-Experten von „Collinas Erben“, die am Samstag noch bis in die Nacht bei Twitter Fragen beantworteten, gingen auch auf diese Situation ausführlich ein. „Brand und der VAR haben das als unnatürliche Vergrößerung der Trefferfläche bewertet“, schrieben sie. Viele Fans erinnerten sich, dass es da doch vor gar nicht langer Zeit eine Anpassung gegeben hatte bezüglich des sogenannten „Stützarms“.

Die Aufklärung von „Collinas Erben“: „Der ‚Stützarm‘ steht nicht mehr im Regeltext, wird bei der Auslegung aber weiterhin berücksichtigt. Wenn man sich die Kriterien mal anschaut: Im Fallen war er nicht mehr, zwischen Körper und Boden war der Arm auch nicht, dafür aber seitlich weggestreckt.“ Tatsächlich lag Höflers Arm fast komplett auf dem Boden und hielt so den Ball auf. Unterm Strich war es eine Szene mit so viel „einerseits“ und „andererseits“, dass sich die Frage stellte, ob es sich dann noch um eine eindeutige Fehlentscheidung gehandelt haben konnte, nicht auf den Punkt zu zeigen. In dem Fall hätte Brand die Aktion anders wahrgenommen haben müssen, als die Video-Assistenten sie ihm schilderten.

Nicht ganz so schnell nach Wiederanpfiff, aber auch nach wenigen Angriffen in der zweiten Hälfte stand wieder Höfler im Fokus. Die Freiburger Ecken-Spezialisten schlagen die Bälle gerne auf den Routinier am ersten Pfosten. Dort ging Höfler zu Boden, sofort protestierten seine Kollegen. „Der zweite Elfmeter fällt für mich in dieselbe Kategorie. Im Endeffekt stolpert er mit dem einen Fuß über den anderen“, sagte Hütter. Hier erntete er mehr Widerspruch von „Collinas Erben“. „Korrekte Entscheidung für mich. Lainer verpasst Höfler einen ‚Gehfehler‘, der stellt sich dadurch selbst ein Bein und fällt. Der Ball kommt auch noch genau dorthin“, lautete das Urteil von Alex Feuerherdt, der strittige Szenen auch bei „Sky“ kommentiert.

Zur allgemeinen Verwirrung und Uneinigkeit passte die Tatsache, dass über den womöglich klarsten Elfmeter des Spiels am Ende gar nicht gesprochen wurde: In der 63. Minute wurde Jonas Hofmann beim Stand von 2:2 geschickt, seinen Schuss lenkte Mark Flekken knapp drüber, der Assistent hob die Fahne. Doch die Wiederholung legt nahe, dass Philipp Lienhart beim Zuspiel von Alassane Plea das Abseits aufgehoben hatte. Anschließend wurde Hofmanns linker Fuß von Nico Schlotterbecks Grätsche beim Schuss so eingeklemmt, dass der 29-Jährige froh sein konnte, sich nicht ernsthaft verletzt zu haben in der Szene.

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