Europa League Eintracht Frankfurts Triumph mit vier Ex-Borussen

Mönchengladbach · Vor fünf Jahren verpasste Borussia wegen eines verschossenen Elfmeters von Djibril Sow das Pokalfinale, jetzt jubelte der Schweizer mit Frankfurt nach dem Sieg vom Punkt. Auch, weil ein anderer Ex-Gladbacher traf.

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Foto: dpa/Arne Dedert

Am 25. April 2017 erlebte Djibril Sow, damals 20, einen Albtraum. Borussia Mönchengladbach stand im Halbfinale des DFB-Pokals gegen Eintracht Frankfurt und es gab ein Elfmeterschießen, um den Finalteilnehmer zu ermitteln. Viele Borussen waren verletzt, andere, erfahrenere winkten ab. So kam es, dass er, der nur wenige Minuten mitgespielt hatte in dieser Saison, antreten musste. Und er verschoss. Aus der Traum von Berlin. Sow konnte am wenigsten dafür, doch sein Name steht für die verpasste Chance.

Am 15. Mai 2022, etwas mehr als fünf Jahre danach, gab es wieder ein Elfmeterschießen, in das Sows Team verwickelt war. Eintracht Frankfurt spielte in Sevilla im Endspiel um die Europa League gegen die Glasgow Rangers, und um ein Haar wäre es wieder ein albtraumhafter Abend geworden für den Ex-Borussen Sow. Denn nach seiner unglücklichen Kopfballverlängerung erzielte Joe Arido Glasgows 1:0. Doch die Eintracht glich noch aus, entschieden wurde vom Punkt.

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Foto: Horstmüller

Sow gehört in dieser Eintracht längst zu den Säulen. Nach seinem fatalen Elfmeterschuss war seine Gladbacher Zeit nach zwei Jahren zu Ende, er ging zu den Young Boys Bern. Da baute ihn Adi Hütter, der just entschwundene Gladbach-Trainer, als Nachfolger des zu Borussia gewechselten Denis Zakaria auf. Zusammen wurden Hütter und Sow 2018 Meister mit Bern, Sow wurde Schweizer Nationalspieler, er ist der dritte mithin nach Ciriaco Sforza (1996 mit den Bayern) und Stéphane Henchoz (2001 mit dem FC Liverpool), der die Europa League gewonnen hat.

2019 holte Hütter Sow dann zu Eintracht Frankfurt. Er ist der drittteuerste Zukauf der Eintracht-Geschichte. Doch zunächst tat er sich schwer. Hütter nahm sich seinen Schützling zur Brust, die Botschaft kam bei Sow an, er wurde Stammkraft in der Bundesliga und ist nun ein Teil eines legendären Eintracht-Teams.

Sow ist nicht der einzige Ex-Borusse, der nun mit der Eintracht Geschichte schrieb. Christopher Lenz war von 2012 bis 2016 in Gladbach, er schaffte es aber nur ins Regionalliga-Team, für das er 111 Spiele machte. Erst bei Union Berlin startete er nach einer zwischenzeitlichen Leihe zu Holstein Kiel in der Bundesliga durch, 2021 wechselte der nun 27-Jährige zur Eintracht. Und gehörte im Endspiel zu den fünf Frankfurtern, die erfolgreich zum Elfmeterschuss antraten.

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Foto: AFP/VALENTINE CHAPUIS

Ein passiver Gewinner war Ex-Gladbacher Nummer drei bei der Eintracht: Martin Hinteregger, der in Sevilla nicht spielen konnte. Mitgereist war er dennoch, natürlich. In Gladbach kam er damals als Leihspieler von RB Salzburg nicht zurecht, in Frankfurt ist der Verteidiger Kult. Doch er verletzte sich im Halbfinale gegen West Ham United.

Zur Frankfurter Erfolgsgemeinschaft gehört auch Rudi Gores, einst Profi und später Scout in Gladbach. Den Job macht er nun für die Eintracht als „rechte Hand“ von Chefscout Ben Manga. Wie sich ein Uefa-Cup-Sieg anfühlt für einen Spieler, weiß Gores, der von 1976 bis 1980 für Gladbach spielte, aus eigener Erfahrung: 1979 holte er mit Borussia den „Pott“ in den Endspielen gegen Roter Stern Belgrad. 1980 war Gores, der 1977 mit Gladbach auch Meister wurde, in den Endspielen gegen Eintracht Frankfurt (3:2, 0:1), die Borussia den Pokal entriss, verletzt.

„Es ist eine ganz große Sache, so einen Pokal zu gewinnen, man muss demütig sein und großen Respekt vor einem Titel haben. Den verdient man sich durch harte Arbeit“, sagt Gores.

Frankfurter Jubel mit den Ex-Borussen Christopher Lenz (obere Reihe, 2. v.l.) und Djibril Sow (obere Reihe, 3. v.r.).

Frankfurter Jubel mit den Ex-Borussen Christopher Lenz (obere Reihe, 2. v.l.) und Djibril Sow (obere Reihe, 3. v.r.).

Foto: dpa/Arne Dedert

Die haben die Frankfurter definitiv geleistet, es war eine Europa-Tour der Willenskraft. „Es ist ein bisschen wie ein Traum, man wird erst in ein paar Tagen realisieren, was man da geschafft hat“, sagte Sow, der dieses Mal nicht zum Elfmeter antreten musste. Vor fünf Jahren war er im Elfmeterschießen die tragische Figur, nun kam er durch ein Elfmeterschießen zu seinem bislang größten Erfolg. Auch, weil der andere Ex-Borusse bei der Eintracht, Lenz, seinen Job vom Punkt machte. Selbst in den größten Momenten ist die Fußballwelt manchmal sehr klein.

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