Borussia Mönchengladbach Ein Hotel bauen — aber anders als Bayer

Mönchengladbach · Leverkusen hat es vorgemacht, nun will auch Borussia ein Hotel direkt am Fußballstadion bauen. 28 Millionen Euro soll es kosten.

So soll das Borussia-Hotel aussehen
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So soll das Borussia-Hotel aussehen

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Foto: Borussia

Schick soll es werden. Mit viel Liebe zum Detail in der Architektur und Ausgestaltung. Und alles natürlich "Borussia pur" — also schwarz-weiß-grün mit Raute allerorten integriert. Das neue Stadionhotel, das die Borussen in Kooperation mit der Lindner-Gruppe gegenüber der Haupttribüne des Borussia-Parks bauen wollen und das Ende 2017 fertig sein soll, gilt als zentrale und maßgebliche Investition des Vereins in seine wirtschaftliche Zukunft. Als nächster großer Schritt nach dem Bau des Stadions selbst wird das Hotelprojekt intern eingeordnet. 28 Millionen Euro soll das Ganze kosten, rund ein Drittel will Borussia aus Eigenkapital stemmen.

Indes: So individuell, so wegweisend, so zukunftssichernd das Hotelprojekt im Nordpark auch ist, das erste Stadionhotel hierzulande wird es nicht sein. Das steht nämlich seit 1999 in Leverkusen, ebenfalls betrieben von der Lindner-Gruppe, die mittlerweile Erfahrung mit 33 Hotels und Resorts in Europa besitzt.

Seit dem Umbau der BayArena 2008/2009 ist das Hotel direkt an die Nordtribüne des Stadions angeschlossen, ja, Unterkunft und Spielstätte sind quasi in Symbiose miteinander verschmolzen. Als Bayer 04 daran ging, die BayArena zu modernisieren, schloss das Hotel wegen der Bauarbeiten für ein Jahr seine Pforten. Dem Vernehmen nach erhielt man vom Verein knapp 1,8 Millionen Euro an Kompensation.

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Foto: dpa/Marius Becker

Knapp 120 Zimmer gibt es im Leverkusener Lindner, acht Tagungsräume, mit Blick ins Stadioninnere. Die Betreiber preisen das Vier-Sterne-Hotel als "einzigartig" an, "mit sensationellem Spielfeldblick, imposanter Architektur und nicht zuletzt einer coolen Sportsbar mit ausgezeichneter Küche".

"Winner's Place" heißt das integrierte Restaurant — selbst an Tagen, an denen Bayer 04 daheim mal nicht gewinnt. Die Borussen selbst kennen das Hotel in Leverkusen übrigens aus eigener Erfahrung: Als im vergangenen Herbst das Derby beim 1. FC Köln anstand, nutzten die Gladbacher es als Spieltagshotel, um von dort aus in die Domstadt zu reisen.

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Foto: afp, oa-iw

Doch obwohl Leverkusen das erste Stadionhotel Deutschlands besitzt und Borussia nun eben das zweite bauen will, existieren dabei keineswegs die zu vermutenden Rollen von Vorbild und Nachahmer. In Gladbach legt man viel mehr besonderen Wert darauf, mit dem Hotel ein eigenes, neues Konzept zu verfolgen. Wenn, dann gucke man am Niederrhein schon eher nach Hamburg und zum dortigen Lindner-Themen-Hotel in Hagenbecks Tierpark, um einen Eindruck von der Detailgenauigkeit zu bekommen, mit der die Kette ihre Hotels konstruiere, heißt es.

132 Zimmer, von denen jedes mindestens 24,5 Quadratmeter groß ist, wird das sechsgeschossige Vier-Sterne-Hotel dem Entwurf der Düsseldorfer Architekten "Slapa Oberholz Pszczulny" zufolge besitzen, in denen Stadionbesucher oder Tagungsgäste Platz finden.

Ein größerer Fan-Shop, ein Museum, bis zu 300 mehr Veranstaltungen, Arztpraxen, Reha-Räumlichkeiten — das alles soll, integriert im Hotel, Borussias Einnahmequellen in stärkerem Maße "unabhängig von den Ergebnissen des Spieltags machen", wie es in der Branche heißt. Bei allen Zukunftsplänen am Niederrhein und auch ohne ein nachzuahmendes Stadionhotel-Design lohnt sich indes durchaus immer mal wieder der Blick auf die andere Rheinseite nach Leverkusen. Denn eines muss man den Machern dort lassen: Scheu davor, rund um das Kerngeschäft Fußball Innovationen baulicher wie kulinarischer Art auszuprobieren, kennt man bei Bayer seit jeher nicht.

So eröffnete beispielsweise am 23. Oktober 1996 im Stadion, das damals noch den Namen "Ulrich Haberland" trug, das europaweit erste McDonald's-Restaurant in einem Fußballstadion. Es gab sogar einen Mc-Drive, also die Möglichkeit, aus dem Auto heraus zu bestellen, und es gibt ein Foto aus dem Jahr 2000, auf dem Pächter und Ex-Box-Weltmeister Henry Maske mit Sportdirektor Rudi Völler, Trainer Christoph Daum sowie den Spielern Ulf Kirsten und Michael Ballack herzhaft und werbewirksam in einen Cheeseburger hineinbeißt.

Seit dem neuerlichen Umbau der Bay-Arena 2009 haben sich Stadion und Fastfood-Tempel indes wieder räumlich getrennt. Nun logiert der Burger-Brater gegenüber der Ostgeraden. Just in besagter Osttribüne realisierten die Leverkusener Verantwortlichen, allen voran der damalige Geschäftsführer und heutige Aufsichtsrat Wolfgang Holzhäuser, im März 2012 ein weiteres Projekt aus dem Ressort "Essen und Trinken".

Der bekennende Weinliebhaber Holzhäuser ließ das "Viini" (finnisch für Wein) umsetzen, vom Konzept her eine Mischung aus exklusiver Weingastronomie und hochwertiger Bar-Lounge. "So etwas gibt es in der Bundesliga bislang nicht. Und ich bin optimistisch, dass das Konzept angenommen wird", sagte Holzhäuser bei der Eröffnung. 170 Personen fanden im Viini Platz, buchbar waren für Heimspiele VIP-Pakete, bestehend aus einem reservierten Sitzplatz innen und einer Karte für einen Komfortsitz auf der Gegengerade.

Allerdings: So richtig angenommen wurde das Viini nicht, zu oft blieben die roten Komfortsitze leer. Und so entschieden die Bayer-Chefs, den Versuch mit Ende der Saison 2013/14 zu beenden. An selber Stelle setzt man nun wieder auf Bewährtes: Seit der vergangenen Spielzeit gibt es die "Schwadbud", eine — laut Verein — Mischung aus "Fankneipe und außergewöhnlicher Location für Privat-Feiern oder Business-Events". Volksnah und hochwertig soll das Ambiente hier sein, und immerhin gab es von einer US-Agentur schon mal einen Designpreis.

Den Umweg über eine exquisite Weingastronomie zur Fankneipe wollen sie in Gladbach derweil nicht nehmen. Hier plant man, auf direktem Weg eine Location zu errichten, in der die Anhänger in angenehmem Ambiente beim Bier über Borussia und die Welt fachsimpeln können: Wohl schon 2016 soll hinter der Nordkurve der Bitburger-Biergarten eröffnen und überdachten Platz für bis zu 3000 Fans bieten. Das Risiko eines Experiments hält sich bei diesem Bauvorhaben dann auch in Grenzen: Schließlich wurde der Wunsch nach einem Biergarten aus der Fanszene an den Verein herangetragen.

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