Borussia Mönchengladbach Eberl: "Uns fehlt die Ordnung in der Defensive"

Mönchengladbach · Max Eberl, Sportdirektor des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach, spricht im Interview mit unserer Redaktion über taktische Fehler, die Abgänge um Marco Reus, die Mannschaft und die Ansprüche des Klubs.

Max Eberl: Seine Karriere in Gladbach, Leipzig und München
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Das ist Max Eberl

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Foto: dpa/Uwe Anspach

Haben Sie das 0:5 in Dortmund verdaut?

Max Eberl Natürlich. Wir schauen nach vorne und werden ganz sicher nicht Trübsal blasen. Es war ein bitteres Ergebnis, aber wir dürfen es auch nicht überbewerten. Die ersten 35 Minuten waren ansehnlich. Klar ist, dass die letzten drei Tore nicht mehr sein mussten. So war es eine Klatsche und wir müssen unsere Schlüsse daraus ziehen.

Die Vorbereitung war lang — sieben Wochen. Dennoch ist das Team noch nicht eingespielt. Wie kann das sein?

Eberl Das muss man differenzierter sehen. In den ersten sieben Pflichtspielen war es okay. Wir haben nicht brilliert, haben aber auch vorab gesagt, dass es Zeit braucht. Bis zum Spiel in Limassol war alles okay. In den vergangenen drei Spielen haben wir nicht mehr auf den Platz gebracht, was uns in den vergangenen Monaten stark gemacht hat: Wir haben nicht mehr geordnet in der Defensive gestanden.

Warum ist das Gefüge durcheinander geraten?

Eberl Es wurde ja von Anfang an viel Negatives gesagt. Erst war es die Offensive, die in der Kritik stand, weil wir nicht brilliert haben. Aber wenn man sich die Torbilanz anschaut, sieht man, worum es wirklich geht. In der vergangenen Saison hatten wir zu diesem Zeitpunkt 8:3 Tore, jetzt sind es 7:12. Jeder muss wissen, dass das, was wir vergangene Saison erreicht haben, das Ergebnis harter Arbeit war. Es geht nicht darum zu glänzen. Wir lassen zu viele Chancen zu, stehen zu weit vom eigenen Mitspieler weg und lassen den Gegner spielen. Und wenn wir den Ball haben, geben wir ihn zu leicht her und laufen in Konter. Auch vergangene Saison gab es Spiele ohne Glanz. Aber wir haben immer hinten sicher gestanden, darauf war Verlass.

Kam die Rotation zu früh?

Eberl Es ist müßig darüber zu diskutieren, ob die Rotation zu früh kam. Es geht darum, dass in allen Köpfen drin sein muss, die Vorgaben des Trainers richtig umzusetzen.

Hat Lucien Favre Fehler gemacht?

Eberl Wir werden jetzt sicher nicht anfangen, Fehler bei Einzelnen zu suchen. Jeder ist jetzt gefragt, und wir werden zusammen die Situation angehen. Wir haben schon gezeigt, dass wir es können, und haben jetzt gegen Fenerbahce Istanbul und Eintracht Frankfurt zwei Heimspiele, in denen wir es wieder beweisen können.

Hat es die Mannschaft verunsichert, dass so viel über den Verlust von Reus und der anderen gesprochen wurde?

Eberl Wir haben eine neue Mannschaft und sollten endlich aufhören über das zu reden, was gewesen ist. Die Spieler sind weg und basta. Es gibt für keinen ein Alibi. Allerdings muss man sich daran erinnern, dass auch die Mannschaft, die vergangene Saison brilliert hat, zwei, drei Jahre Zeit gebraucht hat.

In Hamburg zeigt sich, dass ein Topspieler wie Raffael van der Vaart ein Team besser macht. War es auch mit Marco Reus so?

Eberl Natürlich gibt es Spieler, die für das Besondere zuständig sind. Aber auch sie sind von einer funktionierenden Gruppe abhängig. Fußball ist ein Teamsport und funktioniert nur, wenn alle mitmachen.

Hat die vergangene Saison falsche Erwartungen geweckt?

Eberl Wir müssen uns dafür rechtfertigen, dass wir Erwartungen, die wir selbst nicht formuliert haben, nicht erfüllen. Wir vertrauen dem Team zu 100 Prozent. Wir arbeiten daran, die Struktur zu finden, die den bestmöglichen Erfolg bringt. Da geht es, wie gesagt, erst mal nicht um Zauberfußball, sondern um Ergebnisse.

Ist die Mannschaft in der Pflicht?

Eberl Es sind alle in der Pflicht: der Trainer, die Mannschaft, der gesamte Klub.

Wie definieren Sie für sich die Situation? Ist Borussia in der Krise?

Eberl Es geht leider immer nur um Schwarz oder Weiß, um fantastisch oder Krise. Wir sind in einer Situation, in der wir sehr aufmerksam sein müssen und uns an unsere Grundtugenden erinnern müssen. Dann werden wir auch erfolgreich sein.

Ist es tatsächlich so schwierig, das System umzustellen?

Eberl Wir haben eine neue Mannschaft und müssen anders spielen. Das ist nun mal so im Fußball. Wir sollten uns jetzt auf das Europapokalspiel gegen Fenerbahce freuen. Da kann das Team einen Schritt in die richtige Richtung machen. Es ist eine andere Situation, es wird viele Emotionen geben.

Karsten Kellermann führte das Gespräch.

(seeg)
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