Borussia Mönchengladbach Eberl: "Marc muss den Kampf annehmen"
Mönchengladbach · Borussias Sportdirektor Max Eberl spricht mit unserer Redaktion über die Formkrise von Torwart Marc-André ter Stegen, die spielerische Qualität und die bisherige sportliche Bilanz.

Das ist Marc-André ter Stegen
Hat Borussia ein Torwartproblem?
Max Eberl Nein.
Sind Sie sicher? Marc-André ter Stegen sah beim Gegentor in Augsburg erneut nicht so gut aus.
Eberl Natürlich kann man krampfhaft nach Fehlern suchen, sich fragen, ist er schuld? Ich bin aber kein Richter. Wir wissen alle, dass Marc in seinem zweiten Jahr ist. Er ist in einer Phase, die für jeden Fußballer irgendwann kommt. Marc ist ein sehr ehrgeiziger Junge, der gerne alles richtig macht und jedes Spiel gewinnen möchte. Mit so Spielen wie gegen Augsburg hat er zu tun, denkt lange drüber nach.
Wie können Sie ihn unterstützen?
Eberl Es gibt den einen oder anderen Spieler, den du mal etwas schärfer ansprechen musst, wenn es nicht läuft. Andere muss man mehr unterstützen. Marc unterstützen wir mit allem, was dazugehört. Dass er die Bereitschaft hat, sich aus diesem Loch zu kämpfen, ist aber das Wichtigste. Denn wir können quatschen, soviel wir wollen: Er muss den Kampf annehmen. Und das tut er. Aber: Es ist eine Phase der Mannschaft. Nicht nur die eines Einzelnen. Schließlich haben unsere Stürmer bis fünf Minuten vor Schluss auch nicht getroffen und wir haben nur ein Tor erzielt.
Igor de Camargo hatte nach dem Limassol-Spiel gesagt, dass er von der Bank keine Spiele gewinnen könne.
Eberl Es geht nicht darum, eigene Ideen durchzubringen, sondern Leistung auf dem Platz zu zeigen. Igor hat sich seine Nominierung mit seinen beiden Toren gegen Limassol verdient. Er hat — wie die anderen auch — hart malocht. Aber letztlich ist es eine Trainerentscheidung, welcher Stürmer im nächsten Spiel anfängt. Wenn der Trainer nicht rotiert, beschweren sich die Ersatzspieler darüber, keine Chance zu haben. Es gibt keine Wahrheit — die liegt nämlich, drei Euro ins Phrasenschwein, auf dem Platz.
Auf diesem sah das Spielerische zuletzt nicht überragend aus, was Ihre Mannschaft abgeliefert hat...
Eberl Wenn man sieht, wie abhängig Borussia Dortmund bereits jetzt von Marco Reus ist, muss man uns noch höher anrechnen, wo wir uns gerade befinden. Wir haben vor der Saison gesagt, dass es eine schwierige, nein, arbeitsreiche Saison wird. Das sehen wir jedes Wochenende. Jede Mannschaft spielt guten Fußball. Und wenn sie keinen guten Fußball spielt, so wie Augsburg, dann kämpfen sie mit Moral.
Moral hat Ihre Mannschaft zuletzt auch häufiger gezeigt.
Eberl Und das ist äußerst bemerkenswert. Aber das wundert mich nicht. Ich kenne Moral und Charakter unserer Mannschaft, davon bin ich hundertprozentig überzeugt. Wir haben zum wiederholten Mal nach einem Europapokalspiel eine Partie gedreht. Und so haben wir auch in Augsburg noch den verdienten Punkt gezogen. Wir sind früh in Rückstand geraten, was nach dem Spiel von Donnerstag wirklich ins Kontor schlug. Die ersten 25 Minuten haben wir langsam gespielt, waren vom Kopf nicht so bereit. Aber das Team hat sich in das Spiel hereingebissen.
Hat Borussia effizient gespielt?
Eberl Sicherlich. Aber nicht nur wir. Augsburg hatte eine Chance und macht das Tor. Dann kommt noch der Pfostentreffer und das war's dann. Wir hatten vier, fünf Möglichkeiten. Ich hätte gerne gesehen, was passiert wäre, wenn wir früher den Ausgleich gemacht hätten.
Ist Borussia in der Bundesliga nur aktuell Mittelmaß?
Eberl Es ist eine ausgeglichene Saison in allen Belangen. Im Europapokal überwintern wir, in der Liga haben wir noch Tuchfühlung zu den Rängen, die wir vor der Saison als Zielsetzung herausgegeben haben. Uns fehlen ein paar Punkte auf der Habenseite, die wir zum Beispiel gegen Nürnberg oder Freiburg verschenkt haben. Gut, dass es Mittwoch wieder gegen Wolfsburg weitergeht.
Wie sehr schlauchen die englischen Wochen?
Eberl Hut ab vor den Teams, die so etwas jede Saison durchstehen. Ich bin kein Spieler mehr, nur Sportdirektor. Trotzdem bin ich nicht abgezockt, bin in jeder Phase mit Leib und Seele dabei. Das ist schon anstrengend.
Aufgezeichnet von André Schahidi