Borussia Eberl: "Kein Aufstand der Spieler"

Borussias Sportdirektor Max Eberl spricht im Interview mit unserer Redaktion über den Protestbrief der Spieler, der Präsident Rolf Königs im Trainingslager auf Gran Canaria überreicht wurde und jetzt an die Öffentlichkeit kam.

 Max Eberl freut sich auf seine neue Aufgabe.

Max Eberl freut sich auf seine neue Aufgabe.

Foto: Dieter Wiechmann

Borussia ist Bundesliga-Letzter und läuft Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Und nun wurde ein Brief öffentlich, in dem die Mannschaft den Umgang mit den aussortierten Spielern und dem Physiotherapeuten kritisiert.

Eberl: "Das ist eine Sache, die wir eigentlich längst abgehakt hatten und die mit der Aktualität null zu tun hat. Oliver Neuville, der da noch Kapitän war, hat den Brief am 17. Januar im Trainingslager auf Gran Canaria Präsident Rolf Königs übergeben. Er hat ihn dann Trainer Hans Meyer und mir gezeigt. Der Brief ist mit "Die Mannschaft" unterzeichnet, also anonym. Darin geht es nicht gegen den Trainer, dessen Name nicht vorkommt, und seine Arbeit. Es ist eine Solidaritätserklärung mit den Spielern, die wir ausgemustert haben. Und mit Physiotherapeut Michael Risse, der auch nicht mehr bei uns ist."

Werten Sie das als einen Aufstand der Mannschaft gegen Meyer?

Eberl: "Nein. Es gibt keinen Aufstand der Spieler. Es war eine normale Erfragung von Hintergründen zu unseren personellen Entscheidungen. Der Ablauf wurde kritisch hinterfragt, die Spieler wollten gewisse Dinge erklärt haben. Die Art, wie das an uns herangetragen wurde, ist ungewöhnlich, sicherlich. Die Spieler hätten uns auch direkt fragen können. Aber wir nehmen den Brief ernst. Traurig ist, dass der Brief nun in einer Phase an die Öffentlichkeit kommt oder lanciert wurde, in der wir das Gefühl haben, in ein besseres sportliches Fahrwasser zu kommen."

Wurde die Mannschaft nicht über die Gründe für die Entscheidungen informiert, warum Sascha Rösler, Alex Voigt, Marcel Ndjeng, Sharbel Touma, Uwe Gospodarek und Soumaila Coulibaly keine Rolle mehr spielen und Michael Risse durch Chris Weigl ersetzt wurde?

Eberl: "Hans Meyer hat Patrick Paauwe, der Mitglied des Mannschaftsrates ist, gleich beim Trainingsauftakt am 3. Januar die Situation erklärt, vor allem, warum wir uns gegen eine weitere Zusammenarbeit mit Michael Risse entschieden haben. Risse hat gute Arbeit gemacht, aber es gab Gründe für die Trennung. Doch ich will nicht nachtreten und das so stehen lassen. Wir haben es jedenfalls der Mannschaft erklärt. Darum ist es eigentlich unverständlich, dass 14 Tage später so ein Brief auftaucht. Doch wir haben nach dem Trainingslager mit den Führungsspielern noch einmal gesprochen, um Aufklärung zu betreiben. Dass das Thema nun wieder aufkommt, ist kontraproduktiv."

Forschen Sie nach, wer den Brief öffentlich gemacht hat?

Eberl: "Nein, wir werden keinen Privatdetektiv anstellen, um das herauszufinden. Es ist nur traurig, dass es dazu gekommen ist. Hans Meyer hat der Mannschaft gesagt, dass er enttäuscht ist, dass es offenbar einen im Team gibt, der nicht auf unserer Wellenlänge ist."

In Meyers erster Amtszeit hat er Spieler wie Michael Klinkert, Toni Polster oder Thomas Vogel "rasiert”. Gab es damals auch eine Protestnote der Mannschaft an den Vorstand?

Eberl: "Nicht, dass ich wüsste. Für die betroffenen Spieler ist so etwas immer bitter, aber es sind halt keine Aussätzigen, auch wenn sie nicht mehr mit dem Team trainieren dürfen. Als Spieler muss man die Entscheidung des Vereins respektieren. Die Entscheidungen, die wir jetzt getroffen haben, sind ganz allein in der sportlichen Situation des Vereins begründet. Wir mussten den Kader verkleinern, um erfolgsorientierter arbeiten zu können."

Wird der Brief Konsequenzen haben?

Eberl: "Nein. Wir wissen ja nicht, wer den Brief formuliert hat oder ihn nach draußen gegeben hat. Und Oliver Neuville war nur der Überbringer. Entscheidend ist, dass wir uns jetzt auf das Spiel in Bremen konzentrieren. Die Spieler haben, denke ich, Vertrauen in das, was wir tun. Darum wird die Geschichte keinen Einfluss auf die Leistung am Samstag haben."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort