Borussia Mönchengladbach Dominguez : "Wir müssen dreckiger spielen"

Mönchengladbach · Borussias spanischer Verteidiger Alvaro Dominguez spricht über seine Rückenprobleme, wegen denen er bislang noch nicht spielen konnte, die erhoffte zeitnahe Rückkehr ins Team, die Gründe für den schlechten Saisonstart und mögliche Wege aus der Krise.

 Auf dem Weg zurück ins Team: Alvaro Dominguez hofft, die Rückenprobleme überwunden zu haben und schnell wieder helfen zu können.

Auf dem Weg zurück ins Team: Alvaro Dominguez hofft, die Rückenprobleme überwunden zu haben und schnell wieder helfen zu können.

Foto: Dieter Wiechmann (Archiv)

Herr Dominguez, was macht Ihnen derzeit mehr zu schaffen: Die Rückenprobleme, die Ihnen so hartnäckig zu schaffen gemacht haben, oder die Tatsache, dass Sie Ihrer Mannschaft in der aktuellen Krise nicht helfen können?

Alvaro Dominguez Für mich persönlich sind es die Rückenprobleme. Aber ich komme jetzt Schritt für Schritt weiter, das ist gut. Natürlich ist es auch schwer, wenn man nur zusehen kann, wenn das Team verliert. Aber wir müssen einfach weiter hart arbeiten, nur das hilft.

Was ist genau das Problem mit Ihrem Rücken?

Dominguez Eigentlich nichts Besonderes. Mein Rücken ist nicht perfekt, aber ich habe immer damit gespielt. In der vergangenen Saison war die Belastung vielleicht zu groß, das hat mir zugesetzt. Darum habe ich diese Rückenprobleme. Mein Körper hat damit gesagt, dass er ein bisschen Pause braucht. Ich muss mehr Muskulatur aufbauen, um den Rücken zu stabilisieren. Daran habe ich jetzt noch intensiver gearbeitet.

Machen Sie sich Sorgen, dass Borussia langfristig in den Abstiegskampf abrutscht?

Dominguez Nein, denn wir haben eine sehr gute Mannschaft mit sehr guten Spielern. Aber wir haben im Moment einige Ausfälle - Martin Stranzl, Fabian Johnson, Patrick Herrmann und mich. Zudem sind Max Kruse und Christoph Kramer weg. Alle sind wichtige Spieler in der vergangenen Saison gewesen, und man merkt, dass sie nicht dabei sind.

War es für Sie mental wichtig, einen Teil der Reha-Zeit in Ihrer Heimat Madrid zu verbringen?

Rheinisches Derby: die besten Torjäger
12 Bilder

Rheinisches Derby: die besten Torjäger

12 Bilder
Foto: IMAGO

Dominguez Es tut natürlich gut in der Heimat zu sein. Aber damit hatte das nichts zu tun. Ich war ja auch hier, als ich die Schulterverletzung hatte. Es ging allein darum, wieder fit zu werden, und das war das Beste für mich in dieser Situation. Borussias medizinische Abteilung ist sehr gut, das steht außer Frage. Aber für mein Problem brauchte ich einen Spezialisten. Und in Madrid kenne ich einen sehr guten Mann, dem ich sehr vertraue. Darum habe ich mich entschieden, nach Spanien zu reisen.

Am Dienstag hat Borussia das erste Champions-League-Spiel in Sevilla bestritten, nun kommt das Derby beim 1. FC Köln. Wie schwer fällt es Ihnen zu akzeptieren, nicht dabei sein zu können?

Dominguez Man muss es ganz einfach akzeptieren. Jeder Fußballer ist mal verletzt - und Verletzungen kommen immer zu einem ungünstigen Zeitpunkt.

Wann sind Sie realistischerweise wieder dabei?

Dominguez Ich habe mir kein Ziel gesetzt, aber ich will jetzt wieder einsteigen. Ich denke, wenn ich wieder mit dem Team trainiere, kann ich auch spielen, ob eine Minute oder 90 Minuten. Die Entscheidung tritt jedoch der Trainer.

Rheinisches Derby: die Rekord-Spieler
14 Bilder

Rheinisches Derby: die Rekord-Spieler

14 Bilder
Foto: dpa, ck jai

Sie gehören zu den erfahrenen Spielern im Team. Braucht die Mannschaft in dieser Situation Spieler wie Sie?

Dominguez Ich bin sicher kein Spieler, der eine große Klappe hat, aber ich versuche, mein Spiel zu machen, um dem Team zu helfen. In meinem ersten Jahr in Gladbach waren wir ja auch unten und es war schwierig, da habe ich meinen Teil dazu beigetragen, dass es wieder nach oben ging. Ich versuche auch jetzt, wo ich nicht spiele, zu helfen, indem ich mit den anderen in der Kabine spreche. Man muss ein Team sein in so einer Situation, und dazu gehören alle: die auf dem Feld, die auf der Bank, die auf der Tribüne und die verletzten Spieler. Die Spieler mit etwas mehr Erfahrung müssen die anderen führen. Und die ganze Mannschaft muss Charakter zeigen.

Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als sich Ihr Teamkollege Martin Stranzl bei seinem Comeback gleich wieder verletzt hat. Er war schließlich einer, in den viel Hoffnung gesetzt wurde.

Dominguez Es ist tragisch, was Martin passiert ist, keine Frage. Aber im Fußball ist es wie im Leben: Es gibt Phasen, in denen alles gut läuft, und es gibt Phasen, in denen alles schlecht läuft. Das ist bei jedem Spieler so.

Momentan läuft bei Borussia alles schief. Kennen Sie solche Situationen?

Dominguez Natürlich. Wie gesagt: Als ich nach Gladbach kam, war es auch kompliziert. Und auch bei Atletico Madrid gab es solche Phasen. Ich hatte da in drei Jahren fünf Trainer. Aber auch das gehört zum Fußball. Manchmal hat man gigantisches Selbstvertrauen, da geht alles. Und manchmal ist es eben anders herum.

In der vergangenen Saison hat Borussia nahezu perfekt verteidigt. Nun gab es in den ersten sechs Pflichtspielen schon 16 Gegentore. Erklären Sie als Abwehrexperte mal, woran das liegt.

Dominguez Wenn man viele Gegentore bekommt, ist es nicht nur das Problem der Viererkette, sondern es fängt vorne an. So ist es auch mit den Toren: Wenn man keine macht, sind nicht nur die Stürmer schuld, sondern auch die Spieler hinten. Im Moment ist leider beides unser Problem. Die Stürmer und das Mittelfeld müssen besser verteidigen und die Abwehrspieler und das defensive Mittelfeld müssen besser nach vorne spielen.

Wie kann das Team die Kurve kriegen? Nach der bitteren 0:3-Niederlage gegen den Hamburger SV gab es eine teaminterne Aussprache. War das hilfreich?

Dominguez Was das besprochen wurde, bleibt natürlich in der Kabine. Aber ich kann sagen, dass jeder seine Meinung gesagt hat. Und dass die erfahrenen Spieler lange gesprochen haben. Es war sehr konstruktiv. Es ist wichtig, in so einer Situation zu sprechen - in der Kabine und auf dem Feld. Man kann den anderen Tipps geben, sie anfeuern. So hilft man sich gegenseitig.

Wie nehmen die Stimmung in der Kabine wahr: Passt sie eher zum aktuellen Tabellenplatz und der Gesamtsituation oder stimmt der Teamgeist auch in diesen Zeiten noch?

Dominguez Als ich nach dem HSV-spiel in die Kabine kam, waren natürlich alle Köpfe unten. Alle waren fassungslos. Denn so gut war der HSV nicht. Aber wir haben es ihm zu leicht gemacht. Jeder wusste, dass es so nicht sein darf, dass wir besser dagegenhalten müssen. Aber der Teamgeist stimmt, das spüre ich. Wir haben eine gute Gruppe. Vielleicht sind wir manchmal etwas naiv. Das ist aber logisch, weil wir viele junge Spieler haben. Sie müssen jetzt lernen, dass es jetzt einfach darum geht, zu gewinnen und nicht darum, immer schön zu spielen. Wir müssen dreckiger spielen, so würde ich es sagen. Der Derby in Köln ist eigentlich das perfekte Spiel, um damit anzufangen.

Was meinen Sie genau mit "dreckiger spielen"? Wie bewerkstelligt man als Team so etwas?

Dominguez Wenn es spielerisch nicht läuft, muss man etwas anders machen. Es geht da nicht um tolle Ballannahmen oder technische Kabinettstückchen. Man muss umdenken, Zeichen setzen, vielleicht auch in Richtung Schiedsrichter, man muss den Gegner bekämpfen, abgezockt sein und einfach spielen. Ich meine nicht, dass wir unfair spielen müssen, aber wir müssen es den Gegnern wieder schwer machen, uns zu besiegen. Es geht darum, zu gewinnen, egal wie.

Nennen Sie zum Schluss doch einmal drei Gründe, warum Borussia bald aus der aktuellen Krise herauskommt.

Dominguez Wir haben Qualität im Team, wir sind sehr gute Freunde, die zusammen schon viel bewegt haben, und haben einen Trainer, der viel Erfahrung hat.

KARSTEN KELLERMANN SPRACH MIT ALVARO DOMINGUEZ.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort