Neuer Gladbach-Trainer Hecking macht Hausaufgaben für Borussia

Mönchengladbach · Dieter Hecking ist unterwegs. In Norwegen macht er Urlaub. Dort kann er sich in aller Ruhe auf das vorbereiten, was er eine "neue Herausforderung, der ich mich gern stelle" nennt.

Dieter Hecking im Porträt: Trainerstationen, Erfolge
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Das ist Dieter Hecking

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Foto: dpa/Marius Becker

Der 52-Jährige wird ab dem 4. Januar Borussia Mönchengladbachs sportliche Geschicke leiten, das ist seit Mittwoch amtlich. Sein Vertrag gilt bis 2019. Die Herausforderung ist zunächst, den in den Abstiegskampf abgerutschten Champions-League-Teilnehmer wieder zu stabilisieren. Sportlich, aber auch mental. Denn das, was die Borussen am Dienstag im letzten Spiel unter der Regie von André Schubert beim 1:2 gegen Wolfsburg anboten, war zeitweise bedenklich. Knapp 24 Stunden danach war Hecking in Gladbach, stellte sich bei Borussias Präsidium vor, unterschrieb seinen Vertrag und machte sich auf den Weg nach Norwegen. "Ich bin zuversichtlich, dass wir das relativ schnell in den Griff bekommen. Ich habe jetzt ein paar Hausaufgaben für die Weihnachtstage", sagte Hecking.

Er ist erfahren als Krisenmanager ebenso wie in der Aufbauarbeit und im Erfolg. Er ist ein Mann mit einer für den Trainerjob beachtlichen Konstanz, im Schnitt war er 2,63 Jahre bei seinen Klubs. Und er ist ein Trainer mit einer Europa-Bilanz. Rechnet man seine im Schnitt erwirtschafteten 1,53 Punkte hoch, kommt man auf 52, das reicht oft für einen internationalen Platz. Zuletzt in Wolfsburg holte er 1,75 Zähler im Schnitt - das ergibt über eine Saison gesehen knapp 60 Punkte und ist Champions-League-tauglich.

Die Spieler haben nun ein paar Tage Urlaub, das wird helfen: Abschalten, den Kopf freikriegen, die Akkus aufladen, dann ausgeruht ins neue Arbeitsjahr gehen. Viel Zeit ist indes nicht, etwas mehr als zweieinhalb Wochen nur, also muss er schnell und präzise arbeiten. Hecking weiß, wie er die Köpfe seiner Anvertrauten erreicht. Es wird im Trainingslager in Marbella viele Einzelgespräche geben, um auszuloten, wie es um das Selbstvertrauen der Spieler bestellt ist, und warum die Qualität, die definitiv vorhanden ist, in den letzten Wochen des Jahres derart verschütt gegangen ist.

Borussias Kader macht viele Angebote an den Trainer, doch ist es wohl nötig, sich festzulegen auf ein System. 4-2-3-1 ist Heckings erste Wahl, ein Klassiker, der klare Rollenverteilungen beinhaltet. Entscheidend wird sein, eine eindeutige Vorgabe zu machen, um Sicherheit zu bekommen. Hecking ist gut darin, die Fähigkeiten eines Kaders einzuschätzen und sein Konzept diesen Fähigkeiten anzupassen. Er wird sich anschauen, wen er wo wie am besten einsetzen kann und entsprechend sein System entwickeln.

Auch in der Teamsoziologie muss Hecking Strukturen stärken. Der Trainer kennt die Pläne von Manager Max Eberl, was den oder die neuen Spieler betrifft, die eine Führungsrolle übernehmen sollen. Neue zu integrieren, ist der eine Job, der andere ist, bei denen, die da sind, Führungsqualitäten herauszuarbeiten. Schubert setzte auf flache Hierarchien und Mitbestimmung des Teams, Hecking dürfte da konservativer unterwegs sein - ohne als Diktator an der Linie aufzutreten. "Man darf den Jungs ruhig auch mal ein bisschen Zucker geben. Aber es muss auch klar sein: Sobald die Form darunter leidet, gibt's Ärger", sagte er der "Süddeutschen Zeitung".

Der Westfale Hecking schätzt die klare Kante. Entsprechend hat er realistische Vorstellungen von dem, was in der Rückrunde gefordert ist. "Im Kerngeschäft Bundesliga wollen wir schnellstmöglich wieder in die Spur kommen. Wenn wir das geschafft haben, können uns die anderen beiden Wettbewerbe sehr viel geben", sagte Hecking, der Hoffnungsträger.

(kk)
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