DFB-Team in den Niederlanden Wie zwei Borussen dazu beitrugen, dass es gegen Oranje immer um viel Prestige geht

Mönchengladbach · Berti Vogts und Rainer Bonhof träumten am Vorabend des Endspiels von 1974 vom WM-Pokal. Tags darauf trugen die beiden Borussen jeder auf seine Art dazu bei, dass dieser gegen die Niederlande in Erfüllung ging.

Bertiu Vogts (2. v. l.) und Rainer Bonhof (ganz rechts) bei der Siegerehreung der WM 1974.

Bertiu Vogts (2. v. l.) und Rainer Bonhof (ganz rechts) bei der Siegerehreung der WM 1974.

Foto: Baumann

Man kann es sich lebhaft vorstellen: Es war die Nacht vor dem WM-Finale, in der sich im deutschen Team-Hotel die Zimmergenossen Kostenpflichtiger Inhalt Berti Vogts und Rainer Bonhof, bei Borussia Mönchengladbach Vereinskameraden, ausmalten, wie es sich anfühlt, den WM-Pokal in Händen zu halten. „Wir haben nur von dem neuen WM-Pokal geträumt, der damals den Jules-Rimet-Cup abgelöst hat. Wir wollten die ersten Gewinner sein, obwohl wir wussten, dass die Holländer wohl die beste Mannschaft zu der Zeit waren“, erzählte Bonhof, der am 29. März 70 wird, nun im Interview mit unserer Redaktion.

Die Niederlande, die am Dienstagabend (20.45 Uhr) die deutsche  Mannschaft zum Testspiel in Amsterdam empfangen, spielten bei der WM angeführt vom exzentrisch-genialen Johan Cruyff wie vom anderen Stern. Der hatte keinerlei Zweifel daran, dass sich „Oranje“ krönen würde im Finale gegen die Deutschen, die sich deutlich schwerfälliger durch das Turnier gearbeitet hatten.

Bonhof, der in der U21 noch für die Niederlande gespielt hatte, war nun mit 22 Jahren der Jüngste im deutschen Aufgebot. Für Vogts war es nach 1970 die zweite Weltmeisterschaft. Beide ahnten am Vorabend des Endspiels im Münchener Olympiastadion noch nicht, dass jeder von ihnen auf seine Art eine entscheidende Rolle spielen würde.

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Foto: dpa/Marco Steinbrenner

Vogts hatte tagsüber im Abschlusstraining gegen einen herausragenden Cruyff geübt – den Günter Netzer mimte. So war er bestens vorbereitet auf den großen Niederländer. „Du musst Johan Cruyff neutralisieren. Wenn du das schaffst, werden wir Weltmeister“, sagte Bundestrainer Helmut Schön. Vogts antwortete in bester „Terrier“-Manier: „Ich pack ihn mir.“

Der Gladbacher schaltete Cruyff, mit dem ihn später eine respektvolle Bekanntschaft verband, dann auch weitgehend aus in den 90 Minuten, die den zweiten WM-Triumph des DFB brachten. Cruyff ging die Lust am Spiel verloren. So fehlte den Niederländern wohl die letzte Inspiration, die den Unterschied hätte machen können. 

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Foto: dpa/Christian Charisius

Den machte letztlich Bonhof, weil er kurz vor der Halbzeit in jenen Raum rannte, in den der kürzlich verstorbene Jürgen Grabowski den Ball spielte und diesen dann in die Mitte beförderte, wo Gerd Müller seinen berühmten Drehschuss aufführte, der zum 2:1 für die Deutschen ins Tor rollte.

Als das Spiel aus war, gingen die Deutschen beseelt auf die Ehrenrunde. „Der WM-Pokal hat sich extrem gut angefühlt. Man fühlte sich, als ob man fliegt, auch wenn das Ding wirklich schwer ist“, berichtete Bonhof 48 Jahre später im Interview.

1972 waren es Günter Netzer, der mit Franz Beckenbauer den Rambazamba-Fußball inszenierte, und Hacki Wimmer, der im Endspiel gegen Russland traf, die großen Anteil am deutschen Europameister-Titel hatten. 1974 waren es  Vogts und Bonhof, die im Endspiel Cruyffs Team ärgerten und sich damit den Traum vom WM-Pokal erfüllten.

„Uns Gladbachern war ohnehin klar, dass wir gegen die Holländer gewinnen“, versichert Vogts auch heute. Und die Niederlande nervt noch immer, dass dieses Endspiel verloren ging. Und so sind es zwei Gladbacher, die wesentlich dazu beigetragen haben, dass es am Dienstag in der Amsterdam-Arena ein prestigegeladener Fußballabend sein wird.

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