Borussia Mönchengladbach Die Borussen-Trainer im Europapokal
André Schubert ist der achte Borussen-Trainer, unter dessen Regie Gladbach im Europapokal spielte. Wir zeigen seine Vorgänger.
Bernd Oles (2.v.l.)
Für Bernd Oles war Borussias Europapokal- Premiere wie für seine Spieler einfach nur ein großes Abenteuer. Nur sechs Wochen nach dem sensationellen DFB-Pokalsieg 1960 startete der Oberligist im erstmals ausgetragenen Europapokal der Pokalsieger und traf auf den schottischen Topklub Glasgow Rangers. Gegen die Profis von der Insel waren die Gladbacher Amateure indes auf verlorenem Posten. Im ersten Europapokalspiel der Vereinsgeschichte setzte es in Düsseldorf ein 0:3, zwei Wochen später in Glasgow gar ein 0:8. Danach sollte es zehn Jahre bis zum nächsten Europacup-Auftritt dauern. Oles indes verließ Borussia bereits 1962.
Hennes Weisweiler
Sechs Jahre benötigte Hennes Weisweiler, um Borussia bis zur ersten Deutschen Meisterschaft 1970 zu führen. Nun sollte Europa seine Fohlen kennenlernen. Das gelang – wenn auch zunächst auf tragische Weise. Im Landesmeistercup 1970/71 scheiterte Gladbach im Elfmeterschießen am FC Everton, ein Jahr darauf erneut im Achtelfinale an Inter Mailand – weil der 7:1-Hinspielsieg wegen eines Büchsenwurfes annulliert wurde. Nach dem Uefa-Cup-Finale gegen Liverpool 1973 und dem Pokalsieger-Halbfinale gegen den AC Mailand im Jahr darauf holte Weisweiler 1975 doch noch den ersehnten Titel, Gladbach bezwang im Uefa-Pokal Twente Enschede 0:0 und 5:1. Es war Weisweilers Abschiedsgeschenk.
Udo Lattek
Udo Lattek übernahm 1975 mit der Borussia den amtierenden Uefa-Cup- Sieger, und er gab den Verein vier Jahre später auch wieder als Uefa-Cup- Sieger ab. Im Finale von 1979 schlugen die Borussen Belgrad, und Berti Vogts sollte hinterher sagen, das werde für lange Zeit der letzte Titel für Borussia sein. 1975/76 scheiterte Gladbach im Viertelfinale des Landesmeistercups skandalös in Madrid, wo zwei lupenreine Gladbacher Tore keine Anerkennung fanden, 76/77 war dann Liverpool im denkwürdigen Landesmeister-Finale von Rom zu stark, und ein Jahr später waren die "Reds" einmal mehr Endstation, diesmal im Halbfinale des Landesmeister-Pokals.
Jupp Heynckes
Jupp Heynckes übernahm wie Udo Lattek den amtierenden Uefa-Cup-Sieger, aber als er 1987 gehen musste, war – wie von Vogts befürchtet – kein neuer internationaler Titel hinzugekommen. 1980 scheiterte Gladbach im Uefa-Cup-Finale an Eintracht Frankfurt, und 1985/86 verspielte man im Achtelfinale ein legendäres 5:1 aus dem Hinspiel gegen Real Madrid durch das nicht minder legendäre 0:4 im Bernabeu. Kurios: Gleich zweimal (81/82 und 86/87) war gegen die Schotten von Dundee United Endstation, und nach dem Aus bei Widzew Lodz saß man 1984/85 solange im polnischen Nebel fest, dass das kommende Ligaspiel gegen Bayern München nachgeholt wurde – dafür immerhin live im TV.
Wolf Werner
Wolf Werner, der ehemalige Co-Trainer folgte 1987 im Amt auf seinen ehemaligen Chef Jupp Heynckes. Doch anders als seinen Vorgängern sollte es ihm nicht vergönnt sein, rückblickend auf eine Fülle internationaler Spiele mit den Borussen verweisen zu können. Ganz im Gegenteil: Es waren ganze zwei, denn bereits in der 1. Runde des Uefa-Cups 1987/88 war für Werners Gladbacher Endstation. Erst verlor man das Hinspiel daheim gegen Espanyol Barcelona 0:1, dann kassierte man im Rückspiel in Spanien eine 1:4-Niederlage. So mussten sich die Gladbacher Fans bis in den Herbst 1995 gedulden, ehe ihre Borussia mal wieder international dabei war, dann im Europapokal der Pokalsieger.
Bernd Krauss
Bernd Krauss sorgte Mitte der 1990er Jahre für ein Zwischenhoch der Borussen. Er arbeitete innovativ und erfolgreich. Krauss führte die Viererkette ein und holte 1995 den Pokalsieg. 1995 und 1996 (Platz vier) führte er Gladbach in den Europapokal. Das 3:2 beim FC Arsenal, den Borussia 1996 in pechschwarzen Trikots schaffte, war der erste eines Borussen-Teams in England. Krauss leitete die Borussen bei zehn Europapokalspielen an. Es gab sieben Siege, ein Unentschieden und zwei Niederlagen. Das 0:1 bei Feyenoord Rotterdam bedeutete in der Saison 1995/96 das Aus im Cup der Pokalsieger, das 2:4 gegen den AS Monaco beendete trotz des 1:0-Sieges im Rückspiel die Uefa-Cup-Tour 1996/97.
Lucien Favre
Lucien Favre geht als Retter und Erneuerer in die Geschichtsbücher ein. Der Schweizer gab den Borussen lange nicht gekannte Glücksgefühle zurück. 2012 führte er Gladbach in die Play-offs zur Champions League, zweimal spielte Borussia in seiner Ära in der Europa League. 2015 schaffte er ein schieres Wunder: Platz drei führte Gladbach erstmals direkt in die Liga der Meister. Damit hatte er sechs Spiele in Europas erster Klasse verdient, doch nur eines wurde es, weil er angesichts der Krise in der Liga keine Hoffnung mehr hatte. Das 0:3 in Sevilla war sein 21. und letztes Europapokalspiel mit Gladbach. Bilanz: Neun Siege, sechs Unentschieden und sechs Niederlagen.
André Schubert
André Schubert (44, geboren in Kassel) ist der erste Trainer der Post-Favre-Ära. Er führte bereits den SC Paderborn als Sportlicher Leiter und Trainer in Personalunion in die 2. Liga, dann war er Chef beim Zweitligisten FC St. Pauli. Seit dem Sommer 2015 kümmerte er sich um Borussias Regionalliga-Team. Statt Gladbach auf Gegner wie den FC Kray vorzubereiten, ging es nach Favres Rücktritt plötzlich in der Champions League gegen Juventus Turin und Manchester City. Ein schneller Aufstieg.