Scheitern (fast) unmöglich? Seit sieben Jahren keine Erstrunden-Blamage für Borussia

Mönchengladbach · Borussia ist in ihrer Pokal-Historie achtmal gleich zu Beginn gescheitert, hat aber noch nie gegen einen Viertligisten verloren. Gegen den FC Oberneuland will Kapitän Lars Stindl erst gar keine Zweifel aufkommen lassen.

 Branimir Hrgota nach seinem entscheidenden Fehlschuss 2013 gegen den SV Darmstadt.

Branimir Hrgota nach seinem entscheidenden Fehlschuss 2013 gegen den SV Darmstadt.

Foto: Dieter Wiechmann/Wiechmann, Dieter (dwi)

Es gibt Wettanbieter, die bei einem Euro Einsatz und einem Gladbacher Sieg in der ersten DFB-Pokalrunde gegen den FC Oberneuland exakt einen Euro auszahlen. Mehr als eine Quote von 1,01 wird selten angeboten, während im Falle einer Sensation teilweise das 50-fache des Einsatzes winkt. Dass ein Regionalligist einen Champions-League-Teilnehmer raushaut, gleicht heutzutage einem Ding der Unmöglichkeit.

„Sie werden alles dafür tun, dieses Erlebnis zu etwas Besonderem und uns das Leben so schwer wie möglich zu machen. Da gilt es, von der ersten Sekunde an fokussiert zu sein und das Ding anzunehmen. Es darf kein Zweifel aufkommen, dass wir in die nächste Runde kommen“, sagt Borussia-Kapitän Lars Stindl mit Blick auf die Partie. Dementsprechend würde seitens der Fohlen nie jemand auch nur ansatzweise zugeben, dass allein ein riesengroßer Schlendrian des haushohen Favoriten eine Sensation ermöglichen könnte.

Seit 2013 hat Borussia stets die erste Runde überstanden. Lucien Favre, damals Trainer des VfL, dürfte noch heute ungern auf das Spiel gegen den SV Darmstadt und den Lattenheber von Branimir Hrgota im Elfmeterschießen angesprochen werden. Überhaupt blamierte sich Gladbach in den vergangenen 30 Jahren nur viermal gleich beim Start in den Wettbewerb: Gegen Hannover 96 (1997), den SC Verl (1999), den FC Bayern München II (2004) und Darmstadt kam das Aus jeweils im Elfmeterschießen, jeweils gegen einen Drittligisten.

Borussia Mönchengladbach: Die Bilanz im DFB-Pokal in der ersten Runde
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Achtmal schied Borussia in der ersten Runde aus

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„Den hätte man ruhig auch mal mähen können“, sagte der Trainer des TSV Havelse nach dem Gastspiel seiner Mannschaft am vergangenen Wochenende im Bremer Stadtteil Oberneuland. Der Auftakt in der Regionalliga Nord ging dennoch verloren für den FCO. Und die Möglichkeit, es dem Bundesligisten auf andere als auf rein sportliche Weise schwerer zu machen, fällt in der Corona-Pandemie auch weg. Damit Oberneuland kein anspruchsvolles Hygienekonzept erarbeiten musste, wurde das Heimrecht getauscht.

Auch Leverkusen, Köln, Schalke, Wolfsburg, Mainz, Augsburg und Bayern dürfen im eigenen Stadion antreten. In den vergangenen vier Spielzeiten scheiterten jeweils nur zwei Bundesligisten in der ersten Runde. Wird es dieses Jahr noch weniger erwischen?

Am Samstag (Anpfiff 15.30 Uhr) bestreitet Gladbach sein erstes Erstrundenspiel im Borussia-Park. Zuletzt starteten die Fohlen 1991 zu Hause in den Wettbewerb, damals allerdings in der zweiten Runde. In der ersten hatten alle Erstligisten ein Freilos gehabt. Ganz früher war das Teilnehmerfeld deutlich abgespeckter. In ihrer ersten Bundesliga-Saison 1965/66 traf Borussia deshalb sogar auf einen Liga-Konkurrenten in der ersten Hauptrunde. Gegen Borussia Neunkirchen gab es ein 0:1 in der Verlängerung.

Weinheim, Eppingen, Vestenbergsgreuth – all das sind Schauplätze großer Pokal-Sensationen. Ein Pendant zu den historischen Blamagen des FC Bayern oder des Hamburger SV ist Gladbach bislang erspart geblieben. Noch nie in ihrer Pokal-Geschichte hat Borussia gegen ein viertklassiges Team verloren.  „Wir hoffen auf das Wunder. Dafür werden wir alles tun“, sagte Oberneulands Abwehrchef Denis Nukic im Interview mit unserer Redaktion.

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Am Freitagmorgen bricht der Underdog auf, in einem Doppeldecker-Bus mit eingebautem Tresen. Ein paar Bierkästen für die Rückfahrt wird der FCO so oder so im Gepäck haben. Dass damit am Samstagabend ein Sieg über Borussia Mönchengladbach gefeiert wird? Schwer vorstellbar. Doch genau das ist ein Gedanke, den beide Teams nicht zulassen dürfen – weder der Viertligist noch der Vorjahres-Vierte der Bundesliga.

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