Borussia Mönchengladbach Der Vergleich der Cruyff-Schüler
Mönchengladbach · Lucien Favre mag den schönen Fußball. Und einer, der für ihn den schönen Fußball verkörpert hat, ist Johan Cruyff, der Anführer des großen niederländischen Teams der 70er Jahre. Favre hat Cruyff als Spieler bewundert, die Art, wie er auf dem Platz mit großer Spielintelligenz die Fäden zog.

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Und er bewundert die Philosophie des Trainers Johan Cruyff, der in seinen Augen der Vordenker dessen ist, was die Fußballwelt am Spiel des FC Barcelona bewundert. Vor 15 Jahren hat Favre bei Cruyff hospitiert - und dessen Gedankenwelt in sich aufgesogen. "Die Philosophie von Cruyff hat mich beeindruckt. Intelligent spielen, den Ball flach halten, Ballbesitz, auf den richtigen Moment warten und dann zack, zack zuschlagen", sagte Favre mal.
Der, der im großen Cruyff-Team die Fäden im defensiven Mittelfeld zog, war Pep Guardiola. Der Spanier wurde später zum geistigen Erben des Holländers - "Cruyff hat Spaniens Fußball beeinflusst und Guardiola hat ihn weiterentwickelt", sagt Favre. Zunächst in Barcelona und jetzt beim FC Bayern. Morgen nun messen sich die beiden Cruyff-Schüler zum dritten Mal in der Bundesliga.
Die ersten beiden Vergleiche gingen an Guardiola - in der vergangenen Saison siegten die Bayern 3:1 und 2:0. Doch Guardiola weiß, dass Favre weiß, was er weiß, dass Favre denkt wie er denkt und wittert die Gefahr, die dahinter steckt - denn der Analytiker Favre ist vielleicht einer, der eine Taktik ertüftelt, die die Bayern besiegen kann. "Die Gladbacher haben eine sehr gute Organisation, eine sehr gute Ordnung, eine perfekte Defensivarbeit und sie kontern gut", sagte der Katalane, der jetzt da arbeitet, wo sein Lehrmeister 1974 im WM-Finale seine größte Niederlage erlitt: in München.

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In diesem WM-Finale wurde Cruyff von einem redlichen Borussen gestoppt: Berti Vogts ließ den niederländischen Regisseur nicht zur Entfaltung kommen. Er hatte das im Training geübt, da simulierte ein anderer Gladbacher Cruyff: Günter Netzer.
Damals war Borussia ein Schlüssel zum deutschen Triumph - heute hofft Gladbach, dass Lucien Favre an diesem Tag den Schlüssel findet gegen Guardiolas Super-Team. Entscheidend kann sein, das wissen Favre wie Guardiola, wer die Macht im Mittelfeld hat, denn hier liegt für beide das Wesen ihrer Spielidee. Da messen sich die jungen Borussen Granit Xhaka und Christoph Kramer mit dem großen Spanier Xabi Alonso.
Favre und Guardiola waren als Spieler selbst Spielmacher. Jetzt wollen sie als Trainer den jeweils anderen ausgucken: der eine mit dem cruyff-inspirierten Favre-Stil, der andere mit dem cruyff-inspirierten Guardiola-Stil. Borussia gegen Bayern ist auch Favre gegen Guardiola mit hohem Cruyff-Faktor.