Borussia Mönchengladbach "Der letzte Schritt fehlt"

Borussia Mönchengladbach · Vor dem Europapokal-Heimspiel gegen Fenerbahce Istanbul (morgen, 21.05 Uhr) wissen die Borussen, wie sie aus ihrem spielerischen Tief herauskommen können: Mehr Einsatz und Konzentration sind gefragt.

Da stand er dann, mit dieser komischen grünen Plastik-Skulptur in der Hand, und man sah ihm an, dass er nicht so recht wusste, was er damit anfangen sollte. Einen Platz über dem Kaminsims wird die Trophäe der Fußball-Spielergewerkschaft VdV im Hause Lucien Favres wohl nicht bekommen. Dennoch freute sich der Trainer über die Auszeichnung der spielenden Zunft als Trainer des Jahres. Irgendwie. Denn den Kopf frei für solche Nebensächlichkeiten hat Borussias Trainer im Moment nicht.

Die Aura ist angeknackst

Bereits morgen (21.05 Uhr/Live-Ticker) spielt die Mannschaft im ersten Heimspiel der Europa-League-Gruppenphase gegen Fenerbahce Istanbul. Und so wirklich breit ist die Borussen-Brust vor dem Duell mit den Türken nicht. Drei Spiele mit nur zwei Punkten und insgesamt 63 zugelassene Torschüsse haben die Aura der kompakten, schön spielenden Fohlenelf arg angeknackst. "Auch in Dortmund war nicht alles schlecht", wiegelt der Trainer trotz der 0:5-Niederlage ab. Doch er weiß — es ist viel zu tun.

Immerhin scheinen seine Untergebenen den Ernst der Lage ansatzweise verstanden zu haben. Granit Xhaka zum Beispiel. "Wir vergessen ab und zu, dass ein Spiel 90 Minuten geht", sagt der 20-Jährige. "Wir fangen ordentlich an. Und dann kassieren wir ein Gegentor und brechen zusammen. Das darf nicht sein." Der Schweizer fordert gegen Fenerbahce, "dass wir als Mannschaft zeigen, dass wir nach den Rückschlägen wieder aufstehen".

Mike Hanke hingegen versteht die ganze Aufregung nicht. "Wir haben doch erst sechs Spiele gespielt", sagt der Stürmer. "Und wir wissen alle genau, dass es besser geht." Deshalb verspricht der 29-Jährige gegen Fenerbahce "ein geiles Spiel".

Woher er die Zuversicht nimmt, ist nicht ganz klar, aber ein Rezept für den Erfolg hat er: "Wir müssen wieder so kompakt stehen wie in Dortmund in der ersten halben Stunde." Doch genau diese Defensivstärke geht Borussia gerade völlig ab. Für Hanke ist das jedoch kein Problem. "Die Kompaktheit ist noch da, sie steckt noch in uns drin", sagt er bedeutungsschwanger. "Wir müssen nur alle unsere vier, fünf Prozent drauflegen."

Gut für Borussia: Auch Gegner Fenerbahce rückt nicht mit Selbstvertrauen an. Der Brasilianer Alex flog nach Differenzen mit Trainer Aykut Kocaman bereits raus. In den letzten sechs Spielen der Süper Lig gelang dem Titelaspiranten nur ein Sieg, Platz sechs entspricht nicht den Vorstellungen des in die Kritik geratenen Kocaman und erst recht nicht den Erwartungen des Vereinsumfelds. "Trotzdem ist Fener ein gefährlicher Gegner", sagt Filip Daems, der viereinhalb Jahre für Genclerbirligi Ankara gespielt hat.

Die Borussen wollen jedoch gar nicht groß auf den Gegner schauen. "Es geht um unsere Leistung", sagt Daems. "Wenn jeder bereit ist, diesen einen Schritt mehr für seinen Teamkollegen zu machen, werden wir gestärkt aus dieser Phase herauskommen."

(RP/rl/can/csr)
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