Borussia Mönchengladbach Der "Fußballgott" genießt seinen Status

Mönchengladbach · Tony Jantschke ist inzwischen eine Art Urgestein bei Borussia. Am Dienstag war er mit Kapitän Lars Stindl im Logentalk zu Gast.

Tony Jantschke (rechts) ist nicht nur selbstkritisch, er kann auch Lob verteilen, zum Beispiel an Borussias Kapitän Lars Stindl: "Lars macht manchmal Sachen, die er selbst nicht versteht, so wie Thomas Müller."

Tony Jantschke (rechts) ist nicht nur selbstkritisch, er kann auch Lob verteilen, zum Beispiel an Borussias Kapitän Lars Stindl: "Lars macht manchmal Sachen, die er selbst nicht versteht, so wie Thomas Müller."

Foto: Dieter Wiechmann

Tony Jantschke hatte gerade Achtjähriges, nicht mit Borussia, wo er seit zehn Jahren spielt, sondern mit der Bundesliga. Am 29. November 2008 feierte er sein Debüt gegen Energie Cottbus, wurde zur Pause eingewechselt. Vergangene Woche verteidigte Jantschke in der Champions League gegen Manchester City, und vor diesem Hintergrund sprechen seine Erinnerungen an die Premiere gegen Cottbus Bände: "Manndeckung gegen Ervin Skela. Der hatte aber keinen Bock mehr in der zweiten Halbzeit, das hat er mir auch schnell gesagt. Cottbus führte schon 2:0, als ich reinkam", erzählte Jantschke gestern im Logentalk der Rheinischen Post und Borussias Hauptsponsor Postbank. Der 26-Jährige hat ganz schön viel erlebt, seit er aus seiner Heimat Sachsen an den Niederrhein gewechselt ist.

Jantschke ist nicht der klassische Lautsprecher, eher ein Auf-den-Punkt-Bringer. "Das ist schon eine Krise", sagte er. "Wir sind selbstkritisch genug und wissen das. Mit unserem Kader ist Platz 13 nicht gut. Punkt." Aber seine Jahre bei Borussia, von der Relegation 2011 in ein Davor und Danach geteilt, waren in dieser Hinsicht lehrreich. "Wir hatten auch unter Lucien Favre ein paar Krisen. Aber wir haben es immer geschafft, dass es ruhig bleibt und wir zusammenstehen. Das zeichnet Borussia aus", rief Jantschke in Erinnerung. "Alle wissen, dass es schon mal anders war."

Lars Stindl hat so eine Phase bislang erst einmal erlebt bei Borussia, aber sie war einprägsam, weil sie sich gleich nach seinem Wechsel von Hannover 96 im Sommer 2015 ereignete - und am Ende der Krise der Trainer weg war, Favre ging freiwillig. Damals stand der Verein öffentlich wie intern hinter dem Schweizer, so ist es auch jetzt bei André Schubert. Gleichzeitig ist die Mannschaft intakt. Das ist anhand der Stimmung beim Training festzuhalten, oder anhand des gemeinsamen Abends, den die Borussen nach dem 1:1 gegen 1899 Hoffenheim am Samstag in einem Restaurant verbrachten.

"Es hat viel mit Selbstbewusstsein zu tun"

"Wir wissen, dass wir momentan in der Liga etwas hinterherhinken, auch wegen der mangelnden Chancenverwertung", sagte Stindl. "Momentan fehlt die Effektivität um die gezeigten Leistungen auch in Punkte umzumünzen." Defensiv-Allrounder Jantschke ist bei dem Thema naturgemäß ein schlechter Ansprechpartner. "Ich glaube, ich hatte sieben Chancen in meinem Leben und habe fünf gemacht", sagte er. "Da können die Stürmer mehr drüber sagen. Viel hat es aber mit Selbstbewusstsein zu tun." Am Samstag gegen Dortmund wollen sie sich welches holen.

In den Augen des Vize-Kapitäns begann der Abwärtstrend mit 0:0 gegen den Hamburger SV. "Wir hatten gegen Hamburg gefühlt eine Million Chancen mit den Elfmetern und sind irgendwie in so einen Strudel geraten. Das passiert in der Bundesliga aber, und das ist auch der Grund, warum die Leute in die Stadien strömen - weil man nie weiß, was man bekommt", sagte Jantschke. "Es hätte damals auch niemand gedacht, dass wir Vierter werden nach der Relegation."

Mit mehr als 200 Pflichtspielen für Borussia steht Jantschke trotz seiner immer noch erst 26 Jahre an der Schwelle zum Urgestein, zum Haudegen. Als Kassenwart stellt er aber nur einen Hauch von Altersmilde fest: "Ich bin ruhiger geworden, aber trotzdem hart." Und wenn es Gladbach sich nicht irgendwann anders überlegt, kann er sich auch vorstellen, für immer Borusse zu bleiben. "Stand jetzt spricht nichts dagegen, bis zum Ende meiner Karriere hierzubleiben. Wir haben einen super Verein, super Fans und ich habe mir einen gewissen Status erarbeitet", sagte Jantschke. Er hat noch einen Vertrag bis 2018, und irgendwann wird sich entscheiden, ob er auch sein zehnjähriges Bundesliga-Jubiläum bei Borussia erlebt.

Das mit dem Status bekommt er regelmäßig akustisch bescheinigt, wenn die Fans ihn "Fußballgott" rufen. "Das ist schon geil", sagte Jantschke. "Gerade, wenn ich nicht von Anfang an spiele, dann höre ich es auch. Sonst bin ich ja noch in der Kabine bei der Aufstellung."

(RP)
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