Borussias Sechser meldet sich zurück Der Zakaria aus Berlin ist ganz der alte
Mönchengladbach · Denis Zakaria war an der Alten Försterei bei Union Berlin erstmals in dieser Saison für Borussia am Ball. Längst deutet alles darauf hin, dass er auch über den 31. August hinaus das Trikot der Gladbacher trägt. Was die bekämen, deutete Zakaria in Berlin schon an.
Es war einer der Momente, die zeigen, was Denis Zakaria ausmacht. Er bekam den Ball in der Zentrale, noch in der eigenen Spielhälfte, dann setzte er sich in Bewegung mit langen, ausladenden Schritten, dynamisch wie elegant, kraftvoll wie leichtfüßig, er machte Meter um Meter. Zakaria war in seinem Element, so wie zuletzt im Anfang März 2020, bevor er sich am Knorpel verletzte. Der Zakaria, den man in dieser Szene sah, das war der Zakaria, der für Borussia so unglaublich wichtig ist.
Gekommen war er nach der Pause, als es schon 0:2 stand aus Gladbacher Sicht bei Union Berlin (1:2) an der Alten Försterei, erstmals setzte der neue Trainer Adi Hütter den Schweizer ein, für den die vergangene Saison nach der Rückkehr nach der Verletzung ebenso wie die Europameisterschaft mit der Schweiz so enttäuschend verlaufen war. Zakaria kam für Christoph Kramer, der viel quer spielte gegen Union und vor dem 0:2 zu passiv war gegen seinen Ex-Kollegen Max Kruse, so dass dieser den Pass auf den Torschützen Taiwo Awoniyi schön, aber sehr unbedrängt spielen konnte.

Union - Borussia: die Fohlen in der Einzelkritik
„Denis bringt noch mal ein anderes Element in unser Spiel, er hat uns mit seinem Zweikampfverhalten und seiner Dynamik gut getan“, sagte Hütter. Er kennt die Qualitäten Zakarias genau, schließlich hat er ihn einst in Berlin „erfunden“. Tatsächlich wurde das Gladbacher Spiel durch Zakaria (und Patrick Herrmann) belebt, plötzlich waren da mehr Tiefe und Zug in der Geschichte.
Zakarias Spiel ist total vertikal, selten geht es seitwärts bei ihm. Auch das Fahrige, das in der vergangenen Saison sein Makel war, war in den ersten 45 Minuten, die er in dieser Spielzeit auf dem Rasen stand, nicht zu sehen. Konzentriert und geradlinig war Zakarias Spiel, er war ein Lichtblick am Sonntag
Allerdings ist noch bis Dienstag um 18 Uhr das Transferfenster geöffnet und so ganz sicher kann man sich in seinem Fall nicht sein, ob er nicht vielleicht doch noch entschwindet. Doch interpretieren wir das, was in Berlin von ihm zu sehen war, als Statement: „So, Herr Hütter, das ist der Zak, wie er leibt und lebt, machen Sie was draus.“ In der Lesart wäre es eine Bewerbung für einen Stammplatz gewesen, denn einen Zakaria wie im Union-Spiel komplett draußen zu lassen, wäre fahrlässig. Bleibt Zakaria also, werden die Karten im zentralen Mittelfeld noch mal so richtig neu gemischt.

Die Vertragslaufzeiten der Borussia-Spieler
Eigentlich war klar: Kramer und Florian Neuhaus, der nach wie vor ein Formsuchender ist, sind die Erstbesetzung für die Doppelsechs, dahinter Manu Koné als Herausforderer mit Zakaria-Anlagen, aber ohne das Topspieler-Etikett, das der Schweizer hat. Zakaria, das schien abgemachte Sache nach dem Koné-Transfer, war nur noch auf Abruf da. Der Abruf aber kam nicht bisher. Und Max Eberls Aussagen bei „Bild Live“ am Sonntagvormittag lassen eher vermuten, dass es dabei auch bleibt.
Vielleicht ist sogar die Gewissheit, doch in Gladbach zu bleiben, der Befreiungsschlag für Zakaria. Es ist zu ist hören, dass ihn die offene Zukunftsfrage durchaus blockierte und er ein paar große Rosinen im Kopf hatte, als die europäischen Topvereine reihenweise in Verbindung mit seinem Namen genannt wurden: Real Madrid, der FC Chelsea, Manchester United, Atlético Madrid, der FC Liverpool, der FC Bayern, Manchester City, der FC Arsenal, zuletzt noch Atalanta Bergamo und die AS Rom. Die Roma würde ihn noch gern haben, doch die 15 Millionen Euro plus Boni, die möglich wären, sollen über drei Jahre verteilt werden. Das ist wohl kein Geschäftsmodell für Borussia.
Dass Zakaria dann mit einem auslaufenden Vertrag in die Saison geht und möglicherweise 2022 ablösefrei ist, wird Manager Max Eberl gar nicht gefallen. Dass aber, das Union-Spiel dient als Grundlage der These, der alte Zakaria anscheinend wieder da ist, Trainer Hütter dagegen sehr.