Borussia Mönchengladbach Das Fußballgeschäft in einer Person: Christoph Kramer

Mönchengladbach · Höhen, Tiefen, Hype, Marke, Kritik, Glück, Pech - Christoph Kramer kann all das in seiner Laufbahn schon bieten. Nun kehrt er zu Borussia zurück.

Porträt: Das ist Christoph Kramer von Borussia Mönchengladbach
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Das ist Christoph Kramer

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Foto: Dirk PŠffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Er wurde aussortiert, zurückgeholt, ausgeliehen, arbeitete sich in den größtmöglichen Fokus, hatte Glück, war zu forsch, erntete Kritik, war ein Königstransfer, wurde Randfigur und schließlich Rekordtransfer - vieles, was das Profifußballgeschäft zu bieten hat, kann Christoph Kramer allein in seiner Laufbahn vorweisen. Und diese Laufbahn führt ihn nun nach Informationen unserer Redaktion für rund 15 Millionen Euro Ablöse zum zweiten Mal nach Gladbach. Es ist das vorläufige Ziel einer unglaublichen Reise.

Als Jugendspieler Als Achtjähriger wechselt Kramer vom BV Gräfrath in die Jugend von Bayer Leverkusen. 2006 wird er dort für zu leicht befunden und geht zu Fortuna Düsseldorf. Als Sascha Lewandowski 2007 die Leverkusener A-Jugend übernimmt, holt er im Jahr drauf Kramer zurück. "Er äußerte damals sogar Verständnis dafür, dass man nicht mehr mit ihm geplant hatte", erinnert sich Lewandowski. Nach der A-Jugend reicht es für Kramer bei Bayer nur für die zweite Mannschaft. Man kommt überein, den Schlaks zwei Jahre bei Zweitligist VfL Bochum reifen zu lassen.

Als Leihspieler in Bochum Mit seiner Lauf- und Zweikampfstärke entwickelt sich Kramer in Liga zwei gut, doch die Scouts von Borussia interessieren sich beim VfL für Leon Goretzka (heute Schalke 04). Doch dann entdecken sie, dass "der Lange neben Goretzka auch kein Blinder" ist, wie Kramer selbst es rückblickend mal formuliert. Dieser Zufall führt schließlich dazu, dass er 2013 nach dem Ende der Bochum-Leihe nicht nach Freiburg verliehen oder für drei Millionen Euro zu Benfica Lissabon verkauft wird, sondern auf Leihbasis für zwei Jahre zur Borussia geht.

Als Leihspieler bei Borussia Dort startet er richtig durch: Statt als talentierter Ergänzungsspieler von 0 auf 100 als Stammspieler. Seine Pferdelunge, sein einfaches Spiel, seine Balleroberungen überzeugen Trainer Lucien Favre von Anfang an, Konkurrent Havard Nordtveit wird zwei Jahre nur das Nachsehen haben gegenüber dem Duo Kramer/Granit Xhaka. Kramer ist unbestrittener Leistungsträger im Verein - und dann geht es richtig los: Erst darf er im Mai 2014 sein Debüt als Nationalspieler geben, dann rückt er unverhofft in den WM-Kader und durch Sami Khediras Ausfall noch unverhoffter in die Startelf fürs Finale, samt Blackout-Auswechslung. Danach ist Kramer fast schon Kult, medial omnipräsent, er wird viel gefragt, er sagt viel, er sagt manch Überlegtes, er ist eine Marke. Und als "Königstransfer" (Bayers Sportdirektor Rudi Völler) kehrt er 2015 nach Leverkusen zurück.

Zurück in Leverkusen Roger Schmidts aggressives Pressing würde Kramer total liegen, davon ging man vorher aus, doch es folgt eine Saison, in der er zwar Champions League spielt, aber nur selten das Bayer-Spiel prägt und in der er gegen Ende trotz der Verletzungen von Lars Bender hinter die Konkurrenten Charles Aranguiz und Kevin Kampl zurückfällt. Nach der Saison holt Bayer dann noch Julian Baumgartlinger aus Mainz für Kramers Wirkungskreis, und Deutschland fährt ohne ihn zur EM.

Zurück in Gladbach Da kommt die Gladbacher Offerte gerade recht, weil Borussia weiß, dass sie in Kramer einen Leistungsträger bekommt, und weil Kramer weiß, was er bringen soll neben/hinter Mo Dahoud. Und so schreibt Christoph demnächst also das nächste Kapitel seiner Karriere. Einer Karriere, so vielfältig, wie das Fußballgeschäft.

(klü)
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