Borussia Mönchengladbach Christoph Kramer: Die WM statt Biergarten?

Mönchengladbach · Borussias Dauerläufer kam beim 2:2 Deutschlands im Länderspiel gegen Kamerun knapp 20 Minuten zum Einsatz.

 Christoph Kramer, Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach.

Christoph Kramer, Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach.

Foto: afp, pst/MS

Natürlich wurde Max Eberl gefragt, was denn nun wird mit Christoph Kramer und seiner WM-Teilnahme. Es war noch reichlich Zeit bis zum Anstoß des Testspiels zwischen Deutschland und Kamerun, und Borussias Sportdirektor war zu Gast bei einer Talkrunde im Pressezelt neben dem Stadion. "Chris hat die Gunst der Stunde genutzt. Und die Chance, dabei zu sein in Brasilien, liegt bei mehr als 50 Prozent", sagte Eberl. Er diskutierte mit Borussias Vize-Präsident Rainer Bonhof und Olaf Thon, dem Weltmeister von 1990, über die deutschen WM-Chancen.

Derweil war Kramer längst dabei, sich auf sein zweites Länderspiel vorzubereiten. Dass der Borusse nicht von Beginn an dabei sein würde, war klar, zunächst bildeten Sami Khedira und Toni Kroos das defensive Duo vor der Abwehr. Kramer tat gestern Abend also etwas, was er in seinem Job bei Borussia kaum kennt: Er nahm auf der Bank Platz.

Im Stadionmagazin zum Spiel gab Kramer Auskunft zu elf Fragen. Da gestand er, dass sein erster Gedanke zur WM 2014 bis vor kurzem noch geheißen hatte: "Biergarten." Zudem lieferte er einen Erklärungsansatz für seine außergewöhnliche Laufstärke: Seinen ersten Titel hat er als Leichtathlet gewonnen. "Als ich sechs war, habe ich den Solinger Klingenlauf gewonnen", erzählte er.

Einer, der Kramer schon als 17-Jährigen kannte, ist Jupp Heynckes, der sich gestern das Länderspiel nicht entgehen ließ. Heynckes war damals Trainer bei Bayer Leverkusen, und Kramer hat "ab und an mal mittrainiert bei uns". Damals, sagte Heynckes, und untermalte seine Worte mit den Händen, sei Kramer ein "sehr schmaler Kerl" gewesen. Das hat sich nicht groß geändert. Dass aus dem Lehrling nun aber ein wahrscheinlicher WM-Fahrer geworden ist, freut Heynckes. "Das hat er sich erarbeitet", befand er.

Deutschland - Kamerun: Einzelkritik
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Der hoch gelobte Kramer genoss derweil das, was er sich erhofft hatte: Die "tolle Atmosphäre im Borussia-Park", wenn eben zunächst auch nur als Beobachter. Nach dem Seitenwechsel war Kramer dann zu sehen: an der Seitenlinie, beim Aufwärmen. Als 72 Minuten vorüber waren und Deutschland 2:1 führte, löste er Sami Khedira ab. Mit der Nummer 25 auf dem Rücken war er im nationalen Outfit unterwegs - und wurde vom Stadionsprecher zu "einem echten Heimspiel" begrüßt. Die Borussen-Fans unter den 41.250 Zuschauer jubelten.

Dann waren aber die Kameruner dran mit der Freude. Eric-Maxim Choupo-Moting, zuletzt auch für Mainz in Gladbach erfolgreich, schoss das 2:2 - und verdarb Kramer den Heimsieg. Wohl aber nicht dessen WM-Chance. Heute, alles andere wäre eine Überraschung, wird Bundestrainer Joachim Löw Kramers Namen auf die Liste für Brasilien setzen.

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Foto: dpa, jhe

Der 23-Jährige gab sich nach dem Spiel noch zurückhaltend. "Ich kann es wirklich nicht einschätzen, ob der Bundestrainer mich mitnimmt", sagte er nach dem Abpfiff im Borussia-Park. "Ich lasse mich einfach überraschen." Doch sein strahlendes Gesicht ließ erahnen, womit er rechnet. Kommt es so, wie erhofft, hat der Borusse noch ein paar Tage Zeit, alles, was in den vergangenen Wochen passiert ist, zumindest ansatzweise seinem Fußball-Tagebuch anzuvertrauen. Am Donnerstag trifft sich das Team, Freitag ist das Spiel gegen Armenien, Samstag startet der DFB-Flieger nach Brasilien. Dort geht das große WM-Abenteuer des Christoph Kramer dann richtig los.

(RP)
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