Ex-Borusse Kulik wird 70 Mehr als nur der Mann, für den Günter Netzer kam

Mönchengladbach · Christian Kulik machte im legendären Pokalfinale von 1973 für Günter Netzer Platz. Doch den Mann, der am 6. Dezember 70 Jahre alt wird, darauf zu reduzieren, wäre ungerecht.

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Seine legendärste Szene war eine Auswechslung. Christian Kulik war total platt und sagte das auch, als Günter Netzer ihn fragte. Daraufhin wechselte sich Netzer in seinem letzten Spiel vor dem Wechsel zu Real Madrid selbst ein zur Verlängerung des DFB-Pokalfinales 1973 und schoss das 2:1-Siegtor der Borussen gegen den 1. FC Köln. „Ich glaube nicht, dass ich noch das 2:1 gemacht hätte“, gab Kulik später zu.

Gladbachs Meistertrainer Hennes Weisweiler, der am Montag 103 Jahre alt geworden wäre, stellte Netzer nicht auf, sondern Kulik, der am 6. Dezember 70 Jahre alt wird. Ihn aber auf seine Rolle in diesem Pokalfinale zu reduzieren, in dem er schließlich Platz machte für Netzer und damit für eine der skurrilsten Geschichten des deutschen Fußballs, wäre ungerecht.

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Denn er hat das meiste miterlebt, was Borussias DNA ausmacht und damit über das Endspiel hinaus große Gladbacher Geschichte mitgestaltet. Beim wundervollen 7:1 gegen Inter Mailand spielte er als 18-Jähriger mit – wie in 67 weiteren Europapokalspielen. Damit ist Kulik der Borusse mit den meisten Einsätzen in europäischen Wettbewerben.

Zehn Jahre lang war der gebürtige Pole Gladbacher. 1971 holte ihn Hennes Weisweiler von Alemannia Aachen zum Bökelberg. Der Feintechniker sollte nach Günter Netzer das Spiel der Fohlen lenken und denken, spielte aber auch oft an dessen Seite. 323 Pflichtspiele machte Kulik für Gladbach und 58 Tore.

Dreimal wurde Kulik Meister mit Borussia, gewann den DFB-Pokal und zweimal den Uefa-Cup. Er war also an sechs von zehn Gladbacher Titeln beteiligt. Zwei Final-Niederlagen erlebte er aktiv mit. 1977 im Landesmeister-Endspiel gegen Liverpool war er 66 Minuten im Spiel. 1980, im ersten Uefa-Cup-Finale gegen Frankfurt, schoss der damalige Mannschaftskapitän in der 88. Minute den 3:2-Siegtreffer. Doch das Rückspiel ging 0:1 verloren, Frankfurt war der Gesamtsieger. Kulik war stets dabei, doch eine totale Hauptrolle spielte der elegante Stratege selten. Auch, weil er öfter mal verletzt war. So verpasste er das grandiose 5:1 im zweiten Uefa-Cupfinale von 1975 in Enschede.

„Ich hatte nicht den Stellenwert von Netzer und Heynckes. Aber ich hatte das Glück, mit diesen Leuten zusammenzuspielen“, sagte Kulik, den seine Kollegen „Chef“ riefen. Kulik, der nur zu zwei U21-Länderspielen kam (1973 ging es zweimal gegen sein Heimatland Polen), war der Regisseur nach Netzer, er scheute indes, anders als sein Vorgänger, die große Öffentlichkeit. Deswegen wäre wohl ein Kandidat für, gäbe es eine solche Auszeichnung, den „Oscar“ als einer der besten Nebendarsteller in Gladbachs großer Zeit.

Nach dem Ende seiner Gladbach-Zeit ging Kulik 1981 zu Royal Antwerpen. Dann ließ er sich reamateurisieren, um die für die SG Düren 99 zu spielen. Von 1984 bis 1986 war Kulik bei unterklassigen Vereinen in der Schweiz (FC Mendrisio, FC Chur) am Ball.

Christian Kulik im Borussia-Trikot.

Christian Kulik im Borussia-Trikot.

Foto: Imago

1986 gab er mit seinem früheren Borussia-Kollegen Wolfgang Kleff ein Comeback beim damaligen Zweitligisten FSV Salmrohr (14 Spiele, ein Tor). Doch die beiden Ex-Borussen konnten den Abstieg des Dorfklubs aus der Eifel nicht verhindern. „Von Salmrohr hatte ich vorher noch nie gehört. Aber der Klaus Toppmöller hatte mich damals gefragt, und ich habe spontan zugesagt“, erzählte Kulik 2021 dem „Trierischen Volksfreund“.

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