3:1 beim SC Paderborn Stindls Doppelpack bringt Borussia auf Königsklassen-Kurs
Paderborn · Kapitän Lars Stindl sorgt mit zwei Toren für den 3:1-Sieg beim Absteiger SC Paderborn. Weil Konkurrent Leverkusen in Berlin verliert, ist das Team von Trainer Marco Rose nun Vierter und kann nun am letzten Spieltag die Champions League klar machen.
Der 20. Juni 2020 darf als perfekter Tag im Vereins-Almanach von Borussia Mönchengladbach eingetragen werden. Das Team von Trainer Marco Rose gewann beim SC Paderborn nach einer konzentrierten Leistung und Tore von Patrick Herrmann und Kapitän Lars Stindl, der nach dem Ausgleich von Sven Michel doppelt traf, 3:1 – und der große Konkurrent im Kampf um die Champions League, Bayer Leverkusen, unterlag zeitgleich 0:2 bei Hertha BSC in Berlin. Damit können die Gladbacher mit einem Heimsieg am letzten Spieltag gegen Hertha den dritten Einzug in die Königsklasse des europäischen Fußballs perfekt machen. Und weil RB Leipzig 0:1 gegen Borussia Dortmund verlor und nun nur noch einen Punkte entfernt ist, können die Gladbacher sogar noch Platz drei erreichen.
Rose baute sein Team im Vergleich zum starken 3:0-Erfolg gegen den VfL Wolfsburg auf drei Positionen um. Tony Jantschke ersetzte wie erwartet den gesperrten Nico Elvedi in der Innenverteidigung, ebenso wenig überraschend war die Rückkehr von Ramy Bensebanini, der gegen Wolfsburg seine Gelbsperre abgesessen hatte. Zudem kehrte Patrick Herrmann in die Startelf zurück, er ersetzte Ibrahima Traoré. Beim SC Paderborn gehörten die Ex-Borussen Marlo Ritter und Sven Michel zur Anfangsformation.
Herrmann war offenbar heiß auf das Spiel, er war der Erste, der das Spielfeld betrat. Im Hinspiel hatte er den Elfmeter herausgeholt, den Kapitän Lars Stindl zum 2:0-Endstand verwandelt hatte. Dieses Mal machte Herrmann selbst das Tor. Nach vier Minuten schob er den Ball ins Netz, nachdem Leopold Zingerle einen Schuss von Breel Embolo abgewehrt hatte. Herrmann hatte zuletzt am 1. Dezember 2019 gegen den SC Freiburg getroffen, auch da hatte Embolo die Vorarbeit geleistet.
Das frühe Tor zeigte, dass Herrmann und die anderen Borussen den Job in Paderborn sehr ernsthaft angingen. Sie hatten schon beim Warmschießen den Eindruck vermittelt, tatendurstig zu sein und zu wissen, worauf des ankam an diesem Nachmittag. Nun setzte Herrmann gleich ein Zeichen, auch, um den Konkurrenten Leipzig und Leverkusen zu zeigen, dass sich Borussia beim Absteiger in Ostwestfalen keine Blöße geben würde.
Paderborn mühte sich redlich, doch wirklich bedrängen konnten sie die Gäste, die alle bisherigen Spiel in Paderborn (einmal in der Ersten, einmal in der Zweiten Liga) gewonnen hatten, aber nicht. Torwart Leopold Zingerle verhinderte mit einer starken Parade in der 15. Minute das 2:0, als er einen schön geschossenen Freistoß von Jonas Hofmann über die Latte lenkte. Nun Minuten später legte Hofmann auf Embolo ab, der aber verzog.
Das einzige Manko zu diesem Zeitpunkt war, dass es nur 1:0 stand. Das Ergebnis birgt immer eine gewisse Gefahr. Paderborn ließ auch nicht locker. Rose war aufgrund der Situation zuweilen etwas ungehalten. Er wusste, was möglich war, und wollte daher kein Nachlassen sehen, sondern totale Konzentration für die Champions-League-Teilnahme. Borussia war überlegen und auch konzentriert in der Summe, doch eine schnelle Vorentscheidung, die sich in den ersten Minuten angedeutet hatte, gab es nicht.
Gleich nach der Pause arbeitete vor allem Herrmann daran, diese möglichst zeitnah herbeizuführen. Nach 47 Minuten schoss er aber an den Pfosten, zwei Minuten später verhinderte Zingerle Herrmanns zweites Tor. Klar war aber: Borussia wollte Ernst machten und jede Gefahr bannen. Doch weil vor Herrmann auch schon Embolo eine gute Möglichkeit verpasst hatte, gab es doch ein klares Missverhältnis zwischen Chancen und der Verwertung der selbigen.
Und dann gab es die Strafe dafür. Ausgerechnet Michel glich in der 53. Minute zum 1:1 aus. Doch Gladbach reagierte wie eine Spitzenmannschaft. Lars Stindl, der Kapitän, kam im Strafraum nach einem Kontakt mit Uwe Hünemeier zu Fall – und verwandelte den fälligen Elfmeter dann auch noch selbst zum fast postwendenden 2:1 für die Borussen. Stindl ballte die Faust. Und im fernen Berlin fiel fast zeitgleich das 2:0 für die Hertha. Die Schrecksekunde des Michel-Tores konnte den Borussen nichts anhaben. Kurz darauf war Embolo durch, wurde von Hünemeier attackiert und der Paderborner, der zuvor beim Elfmeter schon Gelb gesehen hatte, musste mit Gelb-Rot vom Platz. Gegen zehn Paderborner war es nun ein munteres Scheibenschießen. Stindl nutzte eine der Chancen zum 3:1, indes: Er durfte erst nach einer Entscheidung des Video-Schiedsrichters jubeln, als er schon auf dem Weg nach draußen war, weil er ausgewechselt wurde, während Schiedsrichter Tobias Welz sein Tor prüfte.
62 Punkte hat Gladbach nun beisammen als Vierter, nur in sieben Bundesliga-Spielzeiten gab es ein besseres Ergebnis. Und für den Moment sieht es so aus, als führe der Weg in die Champions League. Theoretisch kann sogar eine Niederlage gegen Hertha reichen für die Campions League. Doch darauf wollen es Rose und sein Team sicher nicht ankommen lassen. Sie wollen sich vom Königsklassen-Kurs nun nicht mehr abbringen lassen.