Borussia Mönchengladbach Brandenburger: Ehrfurcht vor den Profis

Mönchengladbach · Der 17-Jährige ist zum zweiten Mal in Borussias Trainingslager dabei. Ganz am Anfang wollte er Kapitän Daems noch siezen.

 Auf dem Sprung: Nico Brandenburger ist zum zweiten Mal mit Borussias Profis im Trainingslager.

Auf dem Sprung: Nico Brandenburger ist zum zweiten Mal mit Borussias Profis im Trainingslager.

Foto: Dieter Wiechmann

Borussias Jüngster im Trainingslager ist gerade halb so alt wie der Älteste. Nico Brandenburger ist 17 Jahre alt, während Kapitän Filip Daems 34 Lenze vorweisen kann. Für das Nachwuchstalent war das ein guter Anlass, sich einige Gedanken zu machen. Duzt man den Kapitän? Siezt man ihn? "Ich bin dann zu ihm hingegangen und habe ihn ,Herr Daems' genannt. Zum Glück hat er mich gleich beim Vornamen genannt und in die Mannschaft eingeführt", erzählt Brandenburger.

Inzwischen hat sich der Youngster an einiges gewöhnt. Denn Brandenburger ist bereits zum zweiten Mal im Trainingslager dabei. Sein Debüt gab er im vergangenen Sommer am Tegernsee. Und das, obwohl der Schüler erst im ersten A-Jugend-Jahr ist. Kein anderer Feldspieler aus dem Nachwuchs durfte die Borussen nach Dubai begleiten. "Natürlich empfinde ich das als Auszeichnung", sagt der gebürtige Berliner. "Aber es wäre ein großer Fehler, jetzt abzuheben. So denke ich nicht. Ich muss Tag für Tag an mir arbeiten, ich habe ja noch nichts erreicht."

Wie groß Brandenburgers Talent ist, erkannte nicht nur Borussia. "Ich hatte drei Angebote", berichtet der Defensivspieler. Gladbach, Wolfsburg und die Bayern wollten mich haben. Natürlich habe ich mir erst mal München angeschaut. Das war schon gut. Dann war ich bei Borussia. Und mir war sofort klar: Hier will ich hin. Für einen Nachwuchsspieler ist in Gladbach alles besser als bei den Bayern. Die Trainingsbedingungen, die Philosophie, das ist überragend."

An seiner Stelle wechselte dann Vater Stefan nach München. Als Scout. Dieselbe Position bekleidet er nun in Wolfsburg. Ausgerechnet bei den Klubs, die Borussia im Werben um den Nachwuchsmann ausgestochen hatte. Die Entscheidung für Gladbach war jedoch eine Gute. "Ich lerne hier täglich neue Sachen", sagt er. Wenn die modernere Variante des "Schweinchen in der Mitte"-Spiels dran ist, steht der Nachwuchsmann öfter mal in der Mitte. "Das ist doch klar", sagt er. "Aber auch dabei kann ich mich nur verbessern."

Als Stärken sieht der Blondschopf, der sich in Dubai das Zimmer mit Julian Korb teilt, sein Kopfballspiel. Die größte Schwäche ist sein linker Fuß. "Daran arbeite ich täglich", sagt er. "Vor allem bei den Profis merke ich, wie wichtig es ist, beidfüßig zu sein."

Borussias technischer Stab attestiert ihm ein großes Talent. "Er lernt sehr schnell", sagt Trainer Lucien Favre. "Technisch ist er gut." Nominell soll er in der U19 spielen. Doch Sportdirektor Max Eberl hält für realistisch, dass der 17-Jährige bereits in der U23 Spielpraxis bekommt. Einmal stand er sogar schon im Kader Profis: beim 3:0-Sieg in Istanbul. Einen Einsatz gab es jedoch nicht.

Offiziell wohnt Brandenburger im Borussia-Internat. Weil seine Eltern jedoch aus Berlin mit an den Niederrhein gezogen sind, schläft er nun meistens zu Hause in Neuss. Sein Berufswunsch ist klar: Fußball-Profi.

Das zeigen auch die rund 300 (erlaubten) Fehlstunden, die er an der Gesamtschule Hardt im vergangenen Halbjahr angehäuft hat. "Ich würde schon gerne mein Abi machen", sagt der 17-Jährige. "Mal sehen, ob das klappt. Fußball geht vor. Zur Not muss halt das Fachabi reichen."

(RP/can)
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