Borussa Mönchengladbach Boykott-Aufruf beschäftigt Borussen-Fans

Mönchengladbach · Die aktive Szene ruft dazu auf, dem Derby in Köln fernzubleiben, und begründet diesen Schritt mit einer zunehmend bedrohten Fankultur. Mehr als 200 Fanclubs unterstützen den Boykott bereits. Es gibt aber auch kritische Stimmen.

 Die Fans von Borussia Mönchengladbach boykottieren das Derby in Köln.

Die Fans von Borussia Mönchengladbach boykottieren das Derby in Köln.

Foto: Christian Verheyen

Das Ziel der Organisatoren ist klar: Im Optimalfall bleibt der Gästeblock am 19. September im Kölner Stadion komplett leer, und die TV-Kameras fangen diese Bilder öffentlichkeitswirksam ein. Der Sinn des Boykotts ist schließlich Aufmerksamkeit für das dahinterstehende Anliegen, und das skizzieren die Initiatoren so: "Wir wollen ein Zeichen setzen. Gegen Kollektivstrafen und steigende Repressionen gegenüber den aktiven Fans. Für den Fußball und für eine aktive, selbstbestimmte und freie Fankultur", heißt es in dem im Netz veröffentlichten und durchaus kontrovers diskutierten Aufruf. Mehr als 200 Fanclubs hatten bis gestern die Aktion unterstützt, die das ehemalige Fanprojekt-Vorstandsmitglied Ralf Adam ins Leben gerufen hat und die außerdem von Ultra-Vorsänger Nils Bongartz, der auch Beisitzer im Fanprojekt-Vorstand ist, verwaltet wird. Eine Alternativveranstaltung in Gladbach sei in Planung, heißt es.

Hintergrund des Boykott-Aufrufs ist die in der Vorwoche publik gewordene Entscheidung, für das kommende Derby an die Borussen-Fans erstens nur 70 Prozent der sonst üblichen knapp 5000 Karten auszugeben und diese Tickets zudem zu personalisieren. Auslöser für diese Maßnahmen sind die Vorfälle beim letzten Derby im Februar, als vermummte FC-Chaoten den Rasen des Borussia-Parks gestürmt und Pyrotechnik abgebrannt hatten. In den vergangenen Jahren war es am Rande der Derbys immer wieder zu Ausschreitungen gekommen. Die Organisatoren des Boykotts führen nun an, die getroffenen Strafmaßnahmen würden die Borussen viel stärker treffen als die Kölner.

Borussia selbst positionierte sich in Person von Geschäftsführer Stephan Schippers, der am Montagabend mit Fanvertretern diskutiert hatte, klar gegen den Boykott: "Wir sind grundsätzlich gegen einen Boykott. Weil es uns wichtig ist, dass unsere Mannschaft beim Auswärtsspiel den Support der Fans hat und weil wir einen Boykott nicht für den richtigen Weg halten. Ob wir auch in Zukunft Derbys mit Gästefans haben, entscheiden nicht die Vereine, sondern alleine diese Fans", teilte Schippers mit. "Wenn es weiterhin Ausschreitungen einzelner Gruppen gibt, sägen sich die Fans den Ast, auf dem sie sitzen, selber ab."

Tony Jantschke äußerte sich gestern nach dem Vormittagstraining zur Thematik: "Sicherlich gab es bei den vergangenen Derbys immer wieder Ausschreitungen, und natürlich müssen da irgendwann auch mal Lösungen her, aber ob das [die Personalisierung von Tickets, Anm. d. Red.] die richtige ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ohne eigene Fans in Köln zu spielen, das wäre auf jeden Fall sehr bescheiden. Gästefans gehören nun mal dazu zum Fußball. Gerade bei uns", sagte er.

Beim Rückspiel im Februar darf Borussia übrigens ihrerseits auch nur halb so viele Gästekarten verkaufen wie sonst üblich.

(klü)
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