Er übersetzt für Trainer Rose Neuville ist Borussias Franzosen-Flüsterer

Mönchengladbach · Früher war Ex-Torwart Jörg Stiel und der Kult-Gladbacher Igor Demo als Dolmetscher bei Borussia tätig. Jetzt gibt es eine interne Lösung, die sich vor allem um den neuen Franzosen Marcus Thuram kümmert: Oliver Neuville.

Oliver Neuville.

Oliver Neuville.

Foto: Andreas Bretz

Dass sich die Herren gerade im Strafraum unweit des dort aufgestellten Trainings-Tores zum Plausch trafen, passte. Schließlich haben Oliver Neuville und Alexander Zickler zu ihrer aktiven Zeit als Profi-Stürmer zusammen mehr als 300 Treffer geschafft, vor dem Tor war ihr natürlicher Lebensraum.

Einmal, beim 4:1 gegen Spanien am 16. August 2000, standen sie sogar 24 Minuten gemeinsam für Deutschland auf dem Platz. Nun sind beide als Co-Trainer bei Borussia angestellt, Zickler kümmert sich als Offensivtrainer um die Profis, Neuville ist eigentlich Assistent bei der U19. Derzeit aber gehört er zum Trainerstab des Bundesligateams, zunächst mal mit offenem Ende. „Mal sehen, wie lange ich gebraucht werde“, sagt Neuville.

„Marco Rose hat mich angerufen und gefragt, ob ich mir vorstellen kann, diesen Job erst einmal zu machen“, sagt Neuville. Er kann und er freut sich auf die Erfahrungen, die er als Teil der Rose-Assistenten machen wird. Seit einer Woche ist er dabei.

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Das ist Oliver Neuville

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Der frühere deutsche Nationalspieler beherrscht viele Sprachen. Der in Locarno Geborene spricht neben Deutsch und Englisch auch Italienisch, Spanisch und Französisch. Deswegen hat er nun einen Spezialauftrag. Er soll sich um den neuen französischen Stürmer Marcus Thuram kümmern. Mit dem Sohn des Weltmeisters von 1998, Lilian Thuram, spricht Neuville aber nicht französisch, sondern italienisch. Denn Thuram wurde in der Nähe von Parma geboren, wo sein Vater zwischenzeitlich spielte.

Auch Alassane Plea gehört zu den Spielern, die in Neuvilles Aufgabenbereich fallen. Zum Beispiel, wenn Zickler Thuram und Co. bei den Video-Analysen die Kunst des erfolgreichen Torschusses näher bringen will, „ist es gut, wenn man die gleiche Sprache spricht“, sagt Neuville.

Er ist nicht der erste ehemalige Borusse, der als Übersetzer tätig ist. Jörg Stiel machte den Job von Juli 2009 bis Juni 2012, er betreute die spanisch-sprachige Fraktion, den Argentinier Raul Bobadilla, den argentinisch-stämmigen Israeli Roberto Colautti und den Venezolaner Juan Argano. Neuville war damals selbst noch Spieler.

2016 kam Kultspieler Igor Demo, einer aus der Aufstiegs-Generation von 2001,  zurück und betreute den jungen Slowaken Laszlo Bénes. Während Stiel und Demo eigens eingekauft wurden, ist Neuville jetzt eine interne Dolmetscher-Lösung.

„Tor“ heißt auf französisch „But“ und auf Italienisch „Gol“, doch geht es weniger um das Ziel als um den Weg dorthin, wenn Neuville übersetzt: Wie verhalten sich die Angreifer in Roses System? Welche Aufgaben haben sie, welche Laufwege gibt es?

Thuram soll möglichst schnell ankommen in der Gedankenwelt des Chef-Trainers und Neuville ist der, der ihm dabei helfen soll. Roses Ansprachen übersetzt Neuville ja nach Sprachanforderung. Er dolmetscht mit den Gedanken des Torjägers.

Neuville hat schon aktive Erfahrungen mit dem Job als „Kümmerer“. In der U19 ist er für das portugiesische Top-Talent Famana Quizera, der am Samstag sein Debüt im Gladbacher Profiteam feierte, da. „Olli ist eine wichtige Bezugsperson für Famana“, weiß Borussias Nachwuchsdirektor Roland Virkus.

„Famana hat viel Talent und eine sehr professionelle Einstellung“, lobt Neuville den jungen Kerl, der 2018 von Benfica Lissabon gekommen ist. Quizera spricht neben seiner Heimatsprache Spanisch, darum verstehen sich Neuville und der 17-Jährige. Aktuell jedoch ist Thuram Neuvilles Hauptprojekt.

Während der Zeit „oben“ kann Neuville seine Kenntnisse vor dem Tor mit einbringen. Wie es geht, führten die „alten Hasen“ im Training am Montag gleich mal vor. Neuville flankte gezielt und Zickler vollstreckte kühl.

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