Borussia Mönchengladbach Borussia "zu kompliziert", aber erfolgreich

Mönchengladbach · Lucien Favre ist Perfektionist. Weswegen Borussias Trainer nach dem 2:1-Sieg gegen den FC Schalke 04 ausgiebig darauf hinwies, dass alles auch hätte anders kommen können. Sein Team habe eine Lektion erhalten, wie schwer man sich gegen einen dezimierten Gegner tun kann.

 Lucien Favre ist ein Perfektionist.

Lucien Favre ist ein Perfektionist.

Foto: dpa, Roland Weihrauch

"Wir haben in der zweiten Halbzeit zu kompliziert gespielt, mit zu viel unnötigem Risiko, das war manchmal gefährlich, am Ende konnte Schalke noch das 2:2 erreichen. Wenn wir das 2:2 bekommen, wird es psychologisch sehr schwierig", sagte Favre.

Allerdings scheinen Gegentore sein Team derzeit nicht sonderlich zu beeindrucken. Nach dem 0:1 durch Jefferson Farfan (17.) machte Borussia weiter ihr Spiel und kam durch den herrlichen Distanzschuss des Ex-Schalkers Raffael zum 1:1 (24.). Das Siegtor erzielte Max Kruse, der wie Raffael achtmal in dieser Saison getroffen hat, per Handelfmeter noch vor der Pause (45 +1). "Es war ein Supertor von Raffael. Das 2:1 haben wir provoziert durch Kruse und Arango, die gut kombiniert haben", sagte Favre. Schalkes Benedikt Höwedes, zuvor nach einem Foul im Mittelfeld schon verwarnt, sah Gelb-Rot, weil er Kruses Schuss mit dem Arm über das Tor lenkte.

Dass die Schalker monierten, Julian Korb hätte für das Foul an Boateng, das dem Elfmeter zum 0:1 vorausging, Rot sehen müssen, gefiel Favre nicht. "Das geht nicht, das ist kein Fußball. Es gibt Elfmeter und Gelb, das ist schon genug", sagte Favre, der nach der Pressekonferenz noch minutenlang mit seinem Kollegen Jens Keller über die Kartenfrage diskutierte. Gleichwohl hatte Korb Glück, war er doch der letzte Gladbacher Verteidiger und vereitelte, weil er Boateng umriss, eine klare Torchance.

Weil die Borussen nach der Pause "zu träge" (Max Kruse) agierten und die zehn Schalker damit im Spiel hielten, handelte sich Favre nach eigenem Bekunden "noch mehr graue Haare" ein. Ein Grund war, dass die Borussen bei ihren Kontern nicht konsequent genug waren. Patrick Herrmann hätte das 3:1 besorgen können, doch nach zwei tollen Pässen von Raffael traf er nicht. Schalkes Torwart Ralf Fährmann hielt gut.

Ein zweiter Treffer von Raffael zählte nicht, weil der Brasilianer knapp im Abseits stand. "Das 3:1 hätte uns natürlich geholfen", sagte Lucien Favre. Dass es trotz aller Schalker Bemühungen in der Schlussphase den achten Sieg im achten Heimspiel gab, war auch Marc-André ter Stegen zu verdanken. Denn mit einer großartigen Parade wehrte er in der Nachspielzeit den Kopfball von Boateng ab. Sein Trainer hatte von der Bank aus den Ball schon im Tor gesehen. "Ich war überrascht, ich dachte schon: Ach, Mist, das 2:2", gestand Favre.

Es blieb aber beim 2:1 — und weil später Leverkusen in Dortmund siegte, ist Favres Team nun punktgleich mit dem Dritten Borussia Dortmund. Eine makellose Heimbilanz mit acht Siegen, sechs "Dreier" in Folge, nur vier Gegentore in acht Spielen — doch Favre wäre nicht Favre, wenn er den Höhenflug seines Teams nicht ganz realistisch einordnen würde. "31 Punkte sind gut, aber ich wiederhole mich: In vielen Spielen hätte es auch anders laufen können", sagte Favre. Dass er indes ehrgeizig ist und "das Beste erreichen will" mit seiner Mannschaft, daraus macht der Trainer keinen Hehl. "Aber es gibt noch ein paar Sachen zu verbessern", betonte Favre, gestand jedoch, dass der Sieg gegen Schalke "über die 90 Minuten nicht unverdient" war.

"Im Großen und Ganzen sind wir natürlich zufrieden. Wir haben jetzt noch zwei schwere Spiele bis zur Winterpause und wollen auch die positiv gestalten", sagte Abwehrchef Martin Stranzl. Torschütze Raffael war überglücklich. "Ich habe zu ersten Mal gegen einen Ex-Verein getroffen und gegen einen Ex-Verein gewonnen. Vielleicht wird mein Tor ja zum Tor des Monats gewählt", sagte Raffael. "So eine Siegesserie habe ich noch nicht erlebt. Im Moment sind wir besser als der Champions-League-Teilnehmer Schalke. Das ist toll", sagte er.

Vize-Präsident Rainer Bonhof erklärte am Sonntag in der Sport1-Sendung Doppelpass so einfach wie logisch, wie es die Borussen fertig gebracht haben, 18 Punkte am Stück zu holen: "Wenn du gewinnst."

(can)
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