Borussias Ex-Kapitän spricht Was Stranzl in Gladbach besonders gefallen hat

Gladbachs Ex-Kapitän Martin Stranzl sprach in seiner Heimat über seine Zeit am Niederrhein und die Probleme, die die Corona-Krise dem Nachwuchsfußball bereitet

Typ Boss: Martin Stranzl war Borussias Kapitän.

Typ Boss: Martin Stranzl war Borussias Kapitän.

Foto: imago sportfotodienst

Wenn es bei Borussia um das Thema „Bosse“ geht, fällt ein Name sofort: Martin Stranzl. Der Österreicher, der von Januar 2011 bis Juni 2016 in Gladbach spielte und in seiner Zeit einer der Köpfe des rasanten Aufstiegs vom Abstiegskandidaten zum Champions-League-Teilnehmer war, gilt auch vier Jahre nach seinem Karriere-Ende als Prototyp des Anführers in Gladbach.

Stranzl war Kapitän und Meinungsführer, bei den Gladbach-Profis, die ihn von damals als Kollegen kennen, hat sein Name noch immer einen respektvollen Klang. Ein Grantler war er mithin, einer, der gerade wenn es gut lief, kritisierte, um den Fokus zu halten. Vor allem aber war Stranzl auf dem Rasen ein Haudegen, kompromisslos gegen sich und andere. Die von ihm geleitete Abwehrreihe war zeitweise eine der besten Europas.

In einem Interview mit dem Portal „meinbezirk.at“ sprach der heute 40-Jährige über seine Jahre bei Borussia und sagte, was ihm besonders gefallen hat. „Wenn ich an meine Zeit in Gladbach zurückdenke, denke ich vor allem an die besondere Atmosphäre im Stadion und an das Kabinenflair mit den Mitspielern“, sagte Stranzl.

Martin Stranzl - Rückblick auf Zeit bei Borussia Mönchengladbach
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Martin Stranzl – seine Gladbach-Zeit in Bildern

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Foto: Dirk Päffgen (dirk)

 Viereinhalb Jahre ist es her, dass Stranzl beim 2:1 gegen Bayer Leverkusen sein letztes von 145 Bundesligaspielen für Gladbach machte. Stranzl war danach zunächst Spielerberater, dann U19-Co-Trainer bei Borussia. 2018 entschied er sich mit seiner Familie zurückzugehen nach Österreich ins Burgenland.

„Die Rückreise nach Deutschland fiel uns, vor allem den Kindern, die gerne bei Oma und Opa sind, immer schwerer. Auch nach Ruhe und Gemütlichkeit haben wir uns gesehnt. Die zwanzig Jahre als Profifußballer war ich eigentlich ausschließlich in Großstädten unterwegs, wo das Leben sehr stressig ist. Daher haben wir uns damals gemeinsam als Familie bewusst dazu entschieden, unsere Zelte in Deutschland abzubrechen und wieder nach Hause zurückzukommen“, sagte Stranzl.

In seiner Heimat ist der frühere Nationalspieler, der zwischenzeitlich auch Individualcoach bei Israels Nationalteam war, bei seinem Stammverein Güssinger SV U14-Trainer. „Die Arbeit mit den Kindern macht sehr viel Spaß. Aus dem Profibereich halte ich mich bewusst raus. Ab und zu schaue ich mir ein Spiel, im Fernsehen oder live vor Ort an“, sagte Stranzl. Wer Profi werden will, der muss, so Stranzl, „alles andere dafür unterordnen und nicht darauf vergessen selbstkritisch zu sein. Dazu braucht man auch das nötige Glück von Verletzungen verschont zu bleiben. Aber früher oder später wird man für seinen Aufwand belohnt“.

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Foto: Dirk PŠffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Die Corona-Situation sieht Stranzl indes als sehr problematisch für den Fußball an. Zum einen, weil keine Fans in Stadion kommen können. „Fußball lebt von Emotionen und von den Fans. Daher ist es irrsinnig schade, dass die Spiele zurzeit unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden müssen. Abgesehen von der fehlenden Atmosphäre ist der finanzielle Schaden enorm“, sagte er.

Zum anderen fürchtet Stranzl, dass den Talenten, die in dieser Zeit auf dem Sprung sind, wertvolle Zeit verloren geht. „Das ist eine mittlere Katastrophe, denn Spieler von 12 bis 16 Jahren machen die größte Entwicklung durch. Heimpläne und Zoom-Meeting können das Mannschaftstraining auf dem Sportplatz nicht ersetzen. Es fehlen die ganzen technischen Übungen mit Ball und Mitspieler. Die eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten können sich womöglich über die nächsten Jahre hinaus auswirken. Den jungen Spielern ist ein ganzes Jahr genommen worden und das ist wirklich sehr schade“, sagte Stranzl.

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