Borussia Mönchengladbach Borussia und die Strafraumstürmer

Mönchengladbach · Im vergangenen Sommer haben Sportdirektor Max Eberl und Trainer Lucien Favre die Flügel gestärkt. Nun fehlt zuweilen ein Flankenabnehmer im Strafraum. Möglich, dass einer gesucht wird. Einer wie Ramos, di Santo, Okazaki, Bacca - oder André Hahn.

Mögliche Strafraumstürmer für Borussia
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Es ist gut ein Jahr, vielleicht auch etwas länger her, da haben Max Eberl und Lucien Favre einen Plan entwickelt. Borussias Sportdirektor und der Trainer analysierten den Ist-Zustand der Gladbacher Mannschaft und stellten fest: Sie war flügellahm. Eigentlich gab es nur Patrick Herrmann, der geschwind auf den Seiten unterwegs war. Juan Arango spielte mit seinem feinen linken Fuß mehr aus dem Stand. Und großartige Alternativen gab es nicht. Zu wenig kam daher über die Außen, das minderte das Repertoire.

Also wurde der Markt erforscht, nach Kandidaten, die das Manko beheben konnten. Das Ergebnis: André Hahn und Ibro Traoré wurden geholt, sie gehörten in der vergangenen Saison zu den eifrigsten Flankengebern der Bundesliga. Dazu kam noch Fabian Johnson, ein ausgemachter Außenbahnallrounder. Und auch Thorgan Hazard, der damals ausgeliehen wurde vom FC Chelsea, inzwischen aber fest verpflichtet wurde, ist einer, der über den Flügel kommt. Daher hat Favre heutzutage ein reiches Angebot an Flügelspielern, er kann fein rotieren ohne markanten Qualitätsverlust. Und die Flügel sind produktiv, wie zuletzt Traoré, dessen saubere Flanke Raffael per Kopf verwertete; Johnson leitete später Raffaels zweites Tor ein.

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Die Art und Weise, wie Raffael beide Tore erzielte, war beachtlich. Er tat es in der Manier eines echten Mittelstürmers, dessen natürlicher Lebensraum der Strafraum des Gegners ist. Normalerweise jedoch ist Raffael eher eine Neuneinhalb, eine hängende Spitze - wie auch Max Kruse, der auch in Mainz seine Torlosigkeit nicht beenden konnte. Einen Mittelstürmer im eigentlichen Sinn haben die Borussen nicht.

2012 gab es das Experiment mit Luuk de Jong, doch dem Niederländer fehlte die Grundgeschwindigkeit, um im Favre-System zurechtzukommen. Man trennte sich. Damals fehlte es noch an "Futter" von außen - das ist nach den Umbaumaßnahmen des Sommers anders.

Da ein möglicher Abgang Kruses ein hartnäckiges Thema bleibt, weil der Nationalspieler eine Ausstiegsklausel hat, könnte es Bedarf in der Offensive geben. Max Eberl gab jetzt bekannt, dass es längst Gedankenansätze gibt, was einen möglichen Kruse-Ersatz angeht. Da wird es dann darum gehen, den Strafraum mehr zu bevölkern, denn aktuell fliegen zuweilen Flanken durch denselben, ohne dass ein Abnehmer in der Nähe ist. So dürfte das Anforderungsprofil des gesuchten Offensivmannes so aussehen: Ein schneller, spielender Mittelstürmer, der auch kopfballstark ist, möglichst eine zweistellige Torbilanz liefert und bezahlbar ist.

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Einer, auf den das zutrifft, ist Adrian Ramos. Den Kolumbianer holte Lucien Favre einst zu Hertha BSC Berlin, aktuell spielt der 29-Jährige in Dortmund nur eine Nebenrolle. 34 Tore hat Ramos in 107 Erstligaspielen gemacht, das ist eine gute Quote. Und er bringt mit seinen 1,85 Metern eine ordentliche Höhe mit. Noch länger ist der Bremer Franco de Santo mit 1,93 Metern. Der Italo-Argentinier ist 25 und hat in 17 Spielen zwölf Tore erzielt. Er ist laut Transfermarkt.de fünf Millionen Euro teuer, Ramos wird der doppelte Marktwert zugeschrieben. Etwas günstiger ist der Japaner Shinji Okazaki (28), dessen Torjägerqualitäten Borussia beim 2:2 in Mainz just zu spüren bekam. Der Mainzer ist aber nur 1,74 Meter groß. Sieben Zentimeter größer ist Sevillas Carlos Bacca (28), der zuletzt auch gegen Borussia traf und laut "Express" ein Thema bei in Gladbach ist. Der Kolumbianer ist im Gegensatz zu den drei anderen, die auch auf die Flügel ausweichen können, auf die zentrale Position festgelegt - und würde 20 Millionen Euro kosten.

Alle wären aber Ideen für die Zukunft. Aktuell könnte Favre einen Mittelstürmer aus dem vorhandenen Kader rekrutieren: André Hahn. 1,85 Meter ist der groß, körperlich robust, schnell, torgefährlich und hat früher schon Mittelstürmer gespielt. Hahn kann sich durchaus vorstellen, den Job wieder zu machen. "Ich habe mit dem Trainer auch über die Alternative gesprochen", sagt Hahn. Aktuell ist er im Reigen der Flügelspieler etwas hintendran, nachdem er einen starken Start bei Borussia hatte. Weitet Hahn seine Angebotspalette aus, würde er Favre etwas anbieten.

Der hat sich über die Umschulung Hahns schon Gedanken gemacht. Bei einem Trainingsspiel Elf gegen Elf hat er die Variante mal getestet. Möglich, dass er das in dieser Saison auch in einem Pflichtspiel tut. "Ich muss natürlich wieder reinkommen, aber warum sollte das nicht funktionieren? Ich bin ein Spieler, der in die Tiefe geht, das kann im Strafraum nicht schaden. Raffa und Max lassen sich ja mehr zurückfallen", sagt Hahn. Der Flankengeber, der zum Flankenverwerter wird - das ist eine Flexibilität, die Favre mag. Beim 4:1 gegen Schalke in der Hinrunde zeigte Hahn, wie es aussehen kann: Flanke Kruse, Kopfball, Tor. "Es geht", da ist er sich sicher.

(RP)
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