Borussia Borussia tief getroffen

Durch Hoffenheims 1:1-Ausgleich in letzter Minute scheint Mönchengladbachs Rettung noch schwieriger geworden. Sogar den sonst gelassen-zynischen Trainer Hans Meyer plagen heftige Zweifel.

 Hans Meyer tritt am Samstag in Berlin an.

Hans Meyer tritt am Samstag in Berlin an.

Foto: AP, AP

Der Schampus blieb zu. "Wenn ich Zehnter oder Elfter bin und spiele 1:1 gegen Hoffenheim, dann fahre ich nach Hause und mache ein Fläschchen auf. So aber haben wir nicht einen Punkt gewonnen, sondern zwei verloren. Und unsere Situation ist noch mieser und beschissener als vorher. Und da war sie schon sehr schlecht", sagte Hans Meyer. Borussias Trainer, der sich sonst so gelassen oder auch zynisch gibt, offenbarte nach dem 1:1 gegen den Tabellenführer ungewohnte Einblicke in seine Gemütslage. Die war mächtig deprimiert. Da klang schon Zweifel durch, ob seine Mannschaft die Rettung schaffen wird: "Es sind noch 45 Punkte zu vergeben. Aber mit unseren zwölf Punkten wird es nicht leichter."

Die allerletzten Minuten hatten die Gladbacher jäh aus ihrer neu aufkommenden Hoffnung gerissen: Erst Hoffenheims 1:1-Ausgleich in der 89. Minute, dann die Nachricht, dass Abstiegskonkurrent Karlsruhe nach dem 0:2-Rückstand gegen Hamburg doch noch gewonnen hatte: "Wie bitter das ist, weiß, wer die Jungs in der Kabine gesehen hat", sagte Meyer.

Vom "Bayern-Schwein" zum "Held"

Bis zu dieser 89. Minute waren Alexander Baumjohann und Logan Bailly Borussias "Helden" gewesen. Der Mittelfeldspieler, beim Testspiel vor zwei Wochen gegen Dortmund als "Bayern-Schwein" beschimpft, weil er nach München wechselt, hatte Gladbach in der 44. Minute mit einem beherzten 25-Meter-Schuss in Führung gebracht, wurde wieder gefeiert. Und der neue Schlussmann hatte mit starken Reflexen (und Glück bei einem Lattentreffer Demba Bas) den Vorsprung gehalten. Bis zur 89. Minute, als der als fünfter Angreifer eingewechselte Brasilianer Wellington doch noch ausglich. Dass er dabei im Abseits stand, machte Gladbachs Depression perfekt.

Dabei hätte Borussias konzentrierter und zweikampfstarker Auftritt durchaus Hoffnung machen können. "Sie waren 80 Minuten richtig gut, haben es verstanden, uns nicht ins Spiel kommen zu lassen", sagte Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick. Doch am Ende kam es wie so oft im Fußball: Wer unten steht, dem klebt das Pech am Fuß. Und wer oben steht wie Hoffenheim, der hat das Glück des Tüchtigen. Und die Konkurrenz im Titelkampf schwächelt dann obendrein auch noch. "Der Ausgleich war extrem wichtig für die Psyche. Wir bringen im Moment nur 70, 80 Prozent unserer Leistung vor der Winterpause. Aber wenn wir diese Phase erfolgreich überstehen, kommt bald die alte Stärke zurück", sagte Manager Jan Schindelmeiser. Zumal Carlos Eduardos Sperre nun abgelaufen ist und Chinedu Obasi in Gladbach nach zweimonatiger Verletzungspause ein halbstündiges Comeback gab. "Wir geben nie auf. Das zeigt, welchen Charakter die Mannschaft hat", sagte Obasi.

Den muss Borussia jetzt beweisen. Sieben Spiele ohne Sieg mit fünf Niederlagen, nun vier Punkte Rückstand auf den rettenden Tabellenplatz: Es wird immer enger. "Wir müssen bald mal auch so einen Ballon loslassen wie Bielefeld oder Karlsruhe", sagt Meyers stiller Assistent Jürgen Raab. "Wir werden stabiler, aber wir müssen auch mal gewinnen."

Dazu aber müssen die Stürmer mehr treffen. Und nicht, wie Paul Stalteri und Oliver Neuville kurz vor dem 1:1 Hoffenheims, den Ball aus kürzester Distanz nicht ins Tor bekommen.

(RP)
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