Borussia Mönchengladbach Borussia sucht die verloren gegangene Balance
Mönchengladbach · Intelligent verteidigen und effizient genug angreifen - Lange stimmt dieser Mix, zuletzt fehlen Gladbachs Spiel beide Komponenten.
Borussias Spielidee in der erfolgreichen Variante besteht im Optimalfall aus zwei Komponenten: aus einem intelligenten Verteidigen im mannschaftlichen Verbund und einem ausreichend effizienten Nutzen der sich bietenden Torchancen. Dieser Optimalfall war dabei selbst in der Serie 18 ungeschlagener Spiele eher Ausnahme als Regel, aber der Erfolg stellte sich eben doch häufig ein, weil zumindest eine Komponente in hinreichendem Maße funktionierte und so das Gleichgewicht in Borussias Auftreten wahrte. Genau dieses Gleichgewicht kam jedoch bei den jüngsten beiden Niederlagen in Dortmund und gegen Frankfurt abhanden.
"Wir gehen 1:0 in Führung, machen aber eben nicht das 2:0 oder 3:0. Das ist mittlerweile eine kleine Macke von uns", monierte Tony Jantschke die fehlende Effizienz in der Offensive. Die war so lange kein Problem, wie hinten die Null stand. Das 1:0 gegen den HSV geht hier als Paradebeispiel durch, nach dem Stürmer Max Kruse zugab: "Es ist wichtig in solchen Spielen, in denen du mal nicht mehr als ein Tor schießt, dass du hinten sehr kompakt spielst." Wer vorne wenig Tore schießt, muss Spiele eben hinten gewinnen. Und Borussia schießt - zumindest in der Liga - relativ wenig Tore. Mit 16 Treffern kann man nur die neuntbeste Ausbeute nach zwölf Spielen vorweisen. Zieht man die vier Tore gegen Schalke und die jeweils drei in Hannover und gegen Hoffenheim ab, bleiben sechs in neun Spielen. Im Vorjahr standen am 12. Spieltag noch 28 Treffer zu Buche.

Gladbach - Villarreal: Einzelkritik
Aber da war ja eben bislang diese überragende Defensivleistung, die fehlende Effizienz vorne korrigierte und nach wie vor das Beste ist, was die Bundesliga hinter den Bayern zu bieten hat (neun Gegentore, zum Vorjahreszeitpunkt 16). Doch das nach vorne wie hinten kopflose 1:3 gegen Frankfurt zeigte auch: Passt die Defensivleistung einmal nicht, gerät Borussia vollends aus dem Gleichgewicht. "Wir wollten das 2:0 machen, aber wir haben dabei ein wenig vergessen, dass wir auch verteidigen sollten. Es muss zwischen Defensive und Offensive passen", sagte Lucien Favre im Blick zurück auf Frankfurt.

Borussia - Frankfurt: Einzelkritik
Nun könnte die Offensive murren: "Wir müssen wieder besser verteidigen!", und die Defensive könnte murren: "Nutzt doch vorne einfach mal die Chancen besser, dann wirft uns auch ein Gegentor nicht um!", aber das gemeinsame Ziel, die Balance wiederzufinden, lässt erst gar keine Differenzen groß werden. Und so gehen die Borussen tatendurstig in die Partie in Villarreal. "Nicht mit Wut im Bauch, sondern motiviert und konzentriert", wie es Torhüter Yann Sommer gestern formulierte. "Wir haben als Mannschaft nicht optimal verteidigt, so wie wir es in den ersten Spielen gemacht hatten. Da müssen wir wieder hinkommen, und unsere Stärken wieder ausspielen, und das waren bis jetzt die Konter", sagte der Schweizer Torhüter und beschrieb so die Maßgabe für die Aufgabe in Spanien. "Es wird schwer, gegen sie zu verteidigen, aber wenn wir das gut machen, können wir über Konter zu Toren kommen", sagte auch Alvaro Dominguez. Mit einem Sieg wäre Borussia sicher Gruppenerster, damit in der K.o.-Runde - und dem verlorenen Gleichgewicht wieder spürbar näher gekommen. "Das Spiel ist sehr wichtig für unsere Moral", sagt Dominguez vor dem Auftritt in seiner Heimat.
Nach Valencia wird Gladbach wohl ohne Martin Stranzl (Oberschenkelprobleme) und Christoph Kramer (Rückenschmerzen) fliegen, die sich eher das Spiel am Sonntag in Wolfsburg zum Ziel für den Wiedereinstieg gesetzt haben.