Borussia Mönchengladbach Borussia muss das Spiel umstellen

Mönchengladbach · Luuk de Jong ist ein anderer Stürmertyp als Marco Reus. Der Niederländer braucht Bälle vor dem Tor. Mönchengladbachs Trainer Lucien Favre hat noch kein eindeutiges Konzept für sein neues Team gefunden.

Bundesliga 12/13: De Jongs artistischer Pfostenschuss
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Martin Stranzl verweist auf das Resultat. "Wir haben einen Punkt aus Leverkusen mitgebracht, das ist wichtig für die Moral", sagt Borussia Mönchengladbachs Verteidiger. "Wenn du in Spielen punktest, in denen du nicht gut spielst, ist das okay." Fünf Punkte haben Stranzl und seine Kollegen nach vier Bundesligaspielen. "Vor einem Jahr um diese Zeit hatten wir zwei mehr, da ist nicht so viel passiert. Aber aufpassen muss man immer", sagt Stranzl.

Er weiß, wie wichtig es wäre, morgen gegen Hamburg zu gewinnen. Denn am Samstag geht es zu Meister Dortmund. Verliert Borussia beide Treffen, könnte sie in die untere Tabellenhälfte abrutschen, in eine Region, in der sie der eigenen Zielvereinbarung zufolge nicht sein möchte. So ist es morgen durchaus ein richtungweisendes Spiel. Natürlich, die Saison ist noch jung, und es gibt keinen Anlass zur Panik. Doch die spielerische Darbietung in Leverkusen war derart mäßig, dass Manager Max Eberl feststellte: "Das sollte nicht der Trend sein."

Borussia ist noch auf der Suche nach sich selbst. "Wir müssen die Gegenspieler mehr unter Druck setzen, wir müssen im Mittelfeld mehr kommunizieren, wir müssen wieder geschlossen gegen den Ball arbeiten. Wir werden nur erfolgreich sein, wenn wir als Mannschaft auftreten. Es ist ein Lernprozess. Vor allem müssen wir ruhig bleiben", sagt Stranzl. Ein Problem ist die romantische Verklärung der jüngeren Vergangenheit. "Wir haben die Messlatte in der vergangenen Saison hochgelegt", betont Stranzl. Im kollektiven Gedächtnis ist das Spiel hängen geblieben als "Borussia Barcelona": traumhafte Kombinationen aus einer gut organisierten Defensive, lebhafter Fußball, effektiv und ästhetisch hochwertig. Marco Reus personifizierte all das. Dass es auch in der Vorsaison mit Reus unansehnliche Spiele gab, wird oft vergessen.

Trainer Lucien Favre selbst hat Reus zum unersetzlichen Überspieler erklärt. Auch das macht es für Reus' Nachfolger schwer. Luuk de Jong wird an den zwölf Millionen Euro gemessen, die er kostete. Und an Reus und seinen Toren. De Jong ist ein anderer Stürmertyp. Was er kann, hat er ansatzweise gezeigt: Bekommt er Bälle im Strafraum, ist er da und weiß sie zu verwerten. So war es gegen Düsseldorf und Nürnberg. De Jong braucht Bälle vor dem Tor. Doch Borussias Spiel hängt noch zu sehr Reus nach. Es wird oft vertikal gespielt. In Leverkusen schoss Patrick Herrmann ein schönes Tor nach Juan Arangos Pass in die Tiefe. Wie früher mit Reus. Doch die neue Borussia will und muss anders spielen — auch wegen de Jong: mehr in die Breite als in die Tiefe, mehr über die Flügel als durch die Mitte. Wie es gehen kann, zeigte Gladbach gegen Nürnberg und, immerhin, 15 Minuten in Leverkusen: Borussia schob das Spiel tief hinein in des Gegners Hälfte, stellte den ballführenden Spieler früh, schaffte Überzahl, eroberte Bälle. "Aber wir müssen das über 90 Minuten machen", weiß Granit Xhaka.

Favre hat noch kein eindeutiges Konzept für sein neues Team gefunden. Zudem hat sich Borussia noch nicht an de Jong gewöhnt — oder de Jong nicht an Borussia. Das ist ein Kardinalproblem. In Leverkusen ließ sich der Niederländer oft ins Mittelfeld zurückfallen, um Bälle zu bekommen, fast nie kam er im Strafraum zum Zug. "Es war ein schwieriges Spiel für mich", sagt de Jong.

(RP/can/csi)
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