Max Eberl und Adi Hütter Borussias Kaderplanung mit Fragezeichen

Analyse | Mönchengladbach · Borussias Manager Max Eberl und der neue Trainer Adi Hütter haben einen Plan für das neue Team, müssen aber abwarten, was sie tatsächlich investieren können.

 Adi Hütter und Max Eberl (r)

Adi Hütter und Max Eberl (r)

Foto: dpa/Marius Becker

Den Plan, wie Borussias Kader für die neue Saison aussehen soll, gibt es natürlich längst. Manager Max Eberl hat mit dem künftigen Trainer Adi Hütter ausführlich gesprochen, und Hütter hat seine Ideen und Wünsche hinterlegt. Doch der Österreicher weiß, dass es in seiner ersten Transferperiode als Cheftrainer Borussias eine komplizierte Kaderplanung ist.

Der wesentlichste Faktor, um zu investieren, ist genug Geld zu haben, das investiert werden kann. Die Corona-Krise hat aber auch den Gladbachern Millionenverluste eingebrockt, der neue TV-Vertrag ist mit 200 Millionen Euro niedriger dotiert, zudem haben die Borussen Europa verpasst. „Viele Vereine werden erst investieren können, wenn sie über Spielerverkäufe Transfererlöse erzielt haben. Falls überhaupt Geld zum Investieren bleibt und es nicht komplett zum Stopfen von Finanzlöchern verwendet werden muss“, sagte Eberl dem „Kicker“. Borussia gehört zu den Vereinen, die mit spitzer Feder kalkulieren müssen.

Investiert wurde in diesem Sommer dennoch bereits, 26 Millionen Euro mithin. 9,5 Millionen kostet Hannes Wolf, der nach der Leihe in der Vorsaison nun RB Leipzig wie vereinbart abgekauft wird. Neun Millionen hat der neue Franzose Kouadio Koné gekostet, den Eberl gerade nochmal in höchsten Tönen gelobt hat. Und 7,5 Millionen gehen an Eintracht Frankfurt für Hütter. Hinzu kommen die 1,8 Millionen Euro, die das amerikanische Talent Joe Scally Anfang des Jahres gekostet hat.

Aktuell, das hat Eberl zuletzt immer wieder betont, ist kein Geld für weitere Zukäufe da. Soll es also noch Veränderungen im Kader geben, muss vorhandenes Personal verkauft werden. Kandidaten, die auf dem Markt viel Geld bringen könnten, gibt es reichlich. Und vermeintlich auch Klubs, die bereit wären, in Borussen-Spieler zu investieren.

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Marcus Thuram (Tottenham Hotspur), Florian Neuhaus (FC Liverpool, Real Madrid), Denis Zakaria, Alassane Plea (beide FC Arsenal) und Jonas Hofmann (FC Chelsea, Atletico Madrid) sind die meist genannten Kandidaten, je nachdem, wie sich die Verhandlungen mit Matthias Ginter (Bayer Leverkusen, RB Leipzig, Tottenham) entwickeln, wäre auch da eine Einnahme zu erwarten. Nach seinem EM-Tor beim 1:1 der Schweizer gegen Wales ist auch Breel Embolo (AC Mailand) wieder ein Spekulationsobjekt.

Dass es wieder ein Sommer wird ohne den Abgang eines Top-Spieler wie 2020, ist nicht zu erwarten. Einer, zwei, vielleicht drei „Große“ könnten gehen, entsprechende Einnahmen wird Borussia generieren. Das planerische Problem ist: Kurzfristig ist in keiner Personalie eine Entscheidung zu erwarten.

Ginter, Neuhaus, Hofmann, Zakaria, Thuram und Embolo sind bei der EM, ebenso viele andere Spieler, die auf dem Transfermarkt eine Rolle spielen können. Auch sonst wird viel spekuliert, aber nicht gehandelt. „Es spricht viel dafür, dass der gesamte Markt erst spät in Bewegung kommt“, sagte Eberl. Für Hütter und ihn bedeutet das: Sie müssen abwarten, was sie ausgeben können, sich in Geduld üben, in manchen Fällen vielleicht bis in den August hinein. 

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Es gibt sicher eine Liste von Spielern, die für Hütters Borussia interessant sein könnten. Gladbach hat eine große Datenbank und ist immer gut vorbereitet. Möglicherweise stehen auf der Liste Männer wie Luka Jovic, der Angreifer, der in den vergangenen Jahren bei Eintracht Frankfurt zu den Lieblingsschülern Hütters gehörte und nun Gerüchten zufolge ein Thema sein soll in Gladbach. Real Madrids neuer Trainer Carlo Ancelotti soll keine Verwendung für den Serben haben.

Doch agieren heißt in diesem Transfersommer mit vielen Fragezeichen eben reagieren. Andere, betuchtere Klubs sind da in einer besseren Situation, die können eher und vor allem konkreter aktiv werden, nicht nur Absichtserklärungen nach dem Wenn-Dann-Prinzip machen. Offen ist, das hat Eberl ebenfalls schon öfter betont, wie viel Geld zur Verfügung steht. 40, 50, oder 60 Millionen Transfererlös sind möglich, vielleicht sogar mehr. Aber unter Umständen auch viel weniger.

Vor allem die Zeitschiene kann für Borussia indes ein Problem werden. Gladbach hat das schon erlebt im Winter-Transferfenster der Saison 2019/20: Da wurden Spieler, die für den Sommer im Fokus waren, von anderen Klubs weggekauft. Ähnlich kann es in diesem Sommer sein: Dass bei Spielern, die Borussia im Blick hat, andere zugreifen, die früher planen können. Dass Eberl und Hütter deswegen in den meisten Personalfragen mindestens einen Plan B oder C haben, ist anzunehmen.

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