TV-Experte und Live-Kommentator Schwieriger EM-Auftakt für Kramer und Straßburger

Mönchengladbach · Borussias Christoph Kramer ist ZDF-Experte und hatte seinen Einstand beim Spiel Dänemark gegen Finnland. Zur Fortsetzung des Spiels nach dem Drama um Christian Eriksen hat er eine klare Meinung. Auch Gladbachs bisheriger Fanradio-Kommentator Christian Straßburger hatte mit diesem Spiel einen extrem schwierigen EM-Auftakt.

Porträt: Das ist Christoph Kramer von Borussia Mönchengladbach
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Das ist Christoph Kramer

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Foto: Dirk PŠffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Christoph Kramer war spürbar betroffen, am liebsten wäre er in diesen Minuten auch ganz woanders gewesen, daraus machte der Borusse, der bei der EM als ZDF-Experte im Einsatz ist, keinen Hehl. „Für mich hat es sich extrem falsch angefühlt, hier zu sitzen und über etwas zu reden“, gestand er, als bekannt wurde, dass der Däne Christian Eriksen, der während des Spiels gegen Finnland zusammengebrochen war und wiederbelebt werden musste, stabil und ansprechbar sei.

Für Kramer war es der Auftakt der EM, und es war ein extrem schwieriger Auftakt. 107 Minuten war das Spiel in Kopenhagen unterbrochen, lange wusste niemand, was mit Eriksen ist. Kramer, sein Mit-Experte Per Mertesacker, Schiedsrichter Manuel Gräfe und Moderator Jochen Breyer entschieden sich, möglichst wenig zu sagen, zwischenzeitlich wurde ein Ersatz-Programm gesendet.

Kramer war Eriksen in der vergangenen Saison hautnah begegnet, als er mit Borussia 2:2 bei dessen Team Inter Mailand spielte. Zudem waren die Dänen Andreas Christensen und Jannik Vestergaard Teamkollegen bei Borussia. Christensen gehörte zu den Dänen, die die Unfallstelle abschirmten, während Eriksen reaninmiert wurde.

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Foto: imago images/Schüler/Marc Schueler via www.imago-images.de

Dann kam die Nachricht, dass sich beide Team entschieden hatten, das Spiel fortzusetzen, in Absprache mit Eriksen. Kramer konnte das nicht nachvollziehen. Seine Kritik ging dabei an die Uefa. „Der Fehler liegt ja nicht bei Eriksen. Das ist ja aller Ehren wert und auch gut gemeint. Da ist dann auch klar, dass die Spieler weiterspielen wollen. Aber da muss ja irgendeiner von der Uefa sagen: 'Leute, schlaft noch mal eine Nacht drüber.' Es ist der absolute Wahnsinn, dass das Spiel nochmal angepfiffen wird. Das geht nicht", sagte Kramer.

Er selbst, das gab Kramer zu, hätte unter diesen Umständen nicht mehr spielen können und wollen. „Ich wüsste nicht, wie ich da noch in einen Zweikampf gehen sollte“, sagte Kramer. Er und Mertesacker machten eine gute Figur an diesem Abend: Sie waren spürbar betroffen, aber ruhig, sachlich und, später dann auch wieder sportlich, als es um Belgien gegen Russland ging.

Kramer selbst war beim WM-Endspiel 2014 ein medizinischer Notfall, wenn auch in einer weniger dramatischen Dimension als nun Eriksen. Er war während des WM-Finals 2014 zwischen Deutschland und Argentinien in der 17. Minute mit einem Argentinier zusammengeprallt und hatte sich eine Gehirnerschütterung zugezogen. Er spielte zunächst weiter, hat aber keine Erinnerungen mehr an seinen Einsatz während des Finals.

Doch nicht nur für Kramer war es unter diesen Umständen ein ungemein schwieriger EM-Start. In Christian Straßburger, bisheriger Kommentator für Borussias Fanradio, gab es einen zweiten Mann mit Gladbach-Touch, der am frühen Samstagabend vom Spiel der Dänen live berichtete. Straßburger kommentierte das Spiel für Magenta TV, es war sein erster EM-Einsatz.

 Christian Straßburger

Christian Straßburger

Foto: Björn Kames

Ein Traum gehe für ihn in Erfüllung, hatte Straßburger vor Turnierbeginn zu seinem Engagement für Magenta TV gesagt, das alle Spiele der Europameisterschaft live überträgt. Seinen persönlichen EM-Auftakt wird der 32-Jährige nun indes auch aus einem ganz anderen Grund in Erinnerung behalten. Wie Kramer äußerte auch er sich überrascht, als das Spiel nach den dramatischen Ereignissen um Eriksen fortgesetzt wurde.

„Damit hätte ich nicht gerechnet, und das macht es auch schwierig für mich“, gestand Straßburger in seinem Live-Kommentar. Doch er begleitete die Zuschauer auch durch die zweite Halbzeit und bedankte sich am Ende beim Publikum, „das wir das gemeinsam durchgemacht haben“.

 Christoph Kramer

Christoph Kramer

Foto: Dirk PŠffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Am späten Abend schrieb der Kommentator auf Twitter: „Das alles zu begleiten, das Spiel am Ende sogar zu Ende zu kommentieren war wahrlich nicht einfach. Eine vergleichbare Situation haben wir alle so noch nicht erlebt.“ Zudem bedankte er sich bei seinen Kollegen für die Unterstützung und „für die unzähligen Nachrichten und Reaktionen zum heutigen Ereignis beim Spiel der Dänen gegen Finnland. Ich bin unendlich froh und erleichtert, dass es Christian Eriksen besser geht! Das alleine ist wichtig!“

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