Borussia oft zu passiv Das zweite Gesicht stört auch bei Trainer Rose
Mönchengladbach · Borussia-Trainer Marco Rose will aktiv Fußball spielen lassen. Noch kann seine Mannschaft diesen Plan nicht immer umsetzen. Die Passivität, die Borussia zuweilen an den Tag legt, ist jedoch kein neues Phänomen.
Was nimmt man an Positivem mit aus einem Spiel wie dem der Borussen bei Basaksehir FK? Vor allem doch, dass sie bis zur letzten Minute eines Spiels darum kämpfen, etwas zu holen. Das haben sie schon beim 2:1 gegen Fortuna Düsseldorf gezeigt, als in der Schlussphase aus dem 0:1 noch ein Heimsieg gemacht wurde. Und auch jetzt in Istanbul, wo der eine Punkt, der für Borussia angesichts des gesamten Spiels recht glücklich ist, eingesammelt wurde. Gern hätten die Gladbacher drei Zähler mitgebracht, doch immerhin ist so das Minimalziel erfüllt: Es wurde gepunktet.
Die Moral ist also intakt bei den Borussen, so viel darf man festhalten. Das tut auch Trainer Marco Rose. Mentalität und Haltung sind wesentliche Elemente seiner Idee vom Fußball, und sie im Team zu finden, ist wichtig für den Trainer. Doch ist es auch eine Erkenntnis der ersten Rose-Phase in Gladbach, in der es am Sonntag gegen den FC Augsburg das zehnte Spiel gibt, dass der Trainer und sein Team, oder besser die Idee des Trainers und das Team, noch richtig zusammenfinden müssen.
Der Stand der Dinge ist immer wieder Thema in den Gesprächsrunden Roses mit Journalisten. Fortschritte und Rückschläge gibt es, was die Umsetzung angeht, es gibt gute Phasen, in denen vieles zu sehen ist, was Rose will, aber eben auch welche, wie die nach der Pause in Istanbul, in der die Borussen doch arg passiv wirken. Und genau das sollte es unter Rose eigentlich nicht mehr geben. Auch von Basaksehir ließ sich Gladbach nach akzeptablem Beginn mit einfachen Mitteln beeindrucken.
Eine Fußball-Mannschaft kann offenbar nicht einfach so aus ihrer Haut. Geduldiges Ballbesitzspiel auf hohem Niveau ist gedanklich eine ganz andere Geschichte, als Roses extremen Aktiv-Fußball auf ebenso hohem Niveau zu spielen. Nach dem 3:0 bei der TSG 1899 Hoffenheim indes hatten die Experten und sicherlich auch Rose das Team weiter gewähnt.
Die Türkei-Reise hatte somit einen aufklärerischen Ansatz: Borussias Mannschaft ist (lern)willig, aber eben auch janusköpfig. Diesen Wesenszug der zwei Gesichter haben schon Roses Vorgänger immer wieder und mit einigem Schrecken kennengelernt. Und nun stört er auch bei Rose. Denn die andere Borussia, die setzt einfach keine Pläne um.
Und weil der Kopf den Körper steuert, ist die Herausforderung für den Trainer ist somit vielschichtig: Denn nicht das Herz und die Beine der Borussen sind nicht das Problem. Er muss in den Köpfen einiges bewegen. So lässt sich folgende These formulieren: Wenn Rose seinem Team das störende zweite Gesicht austreibt, wird es auch mit Fußball in gehobener Qualität besser und nachhaltiger klappen.