Besuch beim neuen Reha-Partner Medical Park soll Borussia gesünder machen

Bad Wiessee · Nicht nur neue Spieler und Teambetreuer gibt es bei Borussia, sondern auch einen neuen Reha-Partner - vom Tegernsee. Dem stattete die Mannschaft nun einen Besuch ab.

 Lars Stindl überreicht der Leitung des Medical Park ein Borussia-Trikot.

Lars Stindl überreicht der Leitung des Medical Park ein Borussia-Trikot.

Foto: Dirk Päffgen/Dirk Päffgen (dirk)

Mit einem Reha-Partner ist es wie mit einer Versicherung: Er muss möglichst gut sein, doch eigentlich will man ihn gar nicht in Anspruch nehmen, denn wenn es so ist, gibt es Probleme. Davon hatten die Borussen in der vergangenen Saison reichlich, weswegen die medizinische Abteilung des Bundesligisten auch ordentlich umgemodelt wurde. Unter anderem gibt es einen neuen Reha-Partner. Medicoreha ist Geschichte, nun ist da Medical Park.

Zwölf Kliniken hat die Gruppe, der Hauptsitz ist in Bad Wiessee, idyllisch gelegen gleich am Ufer des Tegernsees. Die Borussen nutzten das Trainingslager in Rottach-Egern für einen Besuch bei Medical Park, es gab ein Foto mit hübscher Kulisse und dann eine Führung für die Fußballer. Kapitän Lars Stindl, Ibrahima Traoré und Mamadou Doucouré hätten dabei als Reiseführer tätig sein können, schließlich waren die drei schon dort in Behandlung. Traoré, inzwischen wieder fit und tatendurstig versichert: „Die Zeit hier hat mir gut getan.“ Dass er es trotz seines zweiwöchigen Reha-Aufenthaltes nicht auf die Fotogalerie der prominenten Patienten geschafft hat, „ist unglaublich“, befand Traoré, freilich mit einem breiten Grinsen untermalt.

„Wir bieten die Erfahrung von über 30 Jahren Arbeit mit vielen Spitzensportlern, die hier behandelt worden sind“, sagte Thomas Wessinghage. Der frühere Weltklasse-Läufer ist Chefarzt, Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer der Kliniken am Tegernsee. „Durch die Zusammenarbeit mit Borussia kommen für uns aber auch neue Aspekte hinzu.“ Wessinghage hat schon früher „im Fußball“ gearbeitet: Von 1988 bis 1996 war er Ärztlicher Leiter des Reha-Zentrum Nord in Hamburg, in dem die Spieler des HSV betreut wurden. Knut Stamer, der Medical Park im Borussia-Park leitet, stellte heraus, dass gegenseitiges Vertrauen wichtig sei für die Arbeit an der Gesundheit der Profis. 40 Mitarbeiter sind in der niederrheinischen Dependance tätig, „bei bedarf kann das natürlich wachsen“, sagte Wessinghage.

Andreas Schlumberger, Borussias Leiter Medizin und Prävention, erklärte, warum die diversen Umbaumaßnahmen in seiner Abteilung nötig waren. „Wir wollen die Qualität in allen Bereichen auf Top-Niveau bringen“, sagte er. Der medizinische Bereich, der in das neue Gebäude gegenüber des Borussia-Parks „einziehen“ wird, ist größer und weit moderner ausgestattet als der bisherige. Rund eine Millionen Euro wird Borussia investieren. Geld, das sich auszahlen kann, wenn das Team weitgehend unversehrt bleibt. „Ich mag keine Ausreden. Aber die vielen Ausfälle in der vergangenen Saison waren schon ein Problem, allein wegen der Konkurrenzsituation“, gesteht der Schwede Oscar Wendt.

Schlumberger hat in der vergangenen Saison viel beobachtet und analysiert. Die medizinische Abteilung wurde deutlich aufgestockt. Ralf Doyscher ist als fest angestellter Mannschaftsarzt dazu gekommen, er ist nun auch mit am Tegernsee. Hendrik Schreiber ist neu als leitender Physiotherapeut. Schlumberger hat zudem die Systematik verändert, bislang war viel auf Krafttraining aufgebaut, „aber wir haben ja Fußballspieler und keine Rugby-Spieler“, sagt er. Es geht künftig mehr um das Bewegungsgeschick auf dem Platz, darauf ist nun das Handeln ausgerichtet, fußballspezifischer also. „Man kann nicht alle Verletzungen verhindern, aber man kann Bedingungen schaffen, dass weniger Verletzungen passieren“, sagte Wessinghage.

Die Borussen hoffen, dass das Thema Prävention in der kommenden Saison größer geschrieben sein wird als das Thema Reha. Was die angeht, sollen die Abläufe verfeinert werden, „klare Kommunikationsstrukturen sind wichtig“, sagte Stamer, der seit 1998 bei Medical Park arbeitet. So gilt es, die Spieler fit zu machen, und „je fitter die Spieler sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich nicht verletzten“, sagte Wessinghage.

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Beim Training werden permanent Daten erhoben, um den Fitnesszustand der einzelnen Spieler zu kontrollieren. Manchmal sind es auch vermeintliche Kleinigkeiten, die helfen können. So gibt es drei Eistonnen am Rande des Trainingsplatzes, in die die Spieler nach den hitzigen Einheiten klettern.

Es wird aber letztlich die Summe der Dinge sein, die zeigt, ob die Veränderungen zu Verbesserungen führen. Alle haben ihren Teil zu tun, der Trainerstab, die Spieler, die Mediziner, die Physios. Ziel ist „eine möglichst gesunde Mannschaft zu haben“, sagte Sportdirektor Max Eberl programmatisch, als er über die Neuerungen der medizinischen Abteilung sprach. Die Ironie des Schicksals bescherte den Borussen quasi zeitgleich zum Besuch bei Medical Park eine Hiobsbotschaft: Michael Lang, der neue Schweizer, hat einen Teilriss des Außenbandes im rechten Knie. Neben Lars Stindl, Mamadou Doucouré, der gestern kurz mit dem Team trainierte, und Julio Villalba ist er der vierte aktuelle Ausfall. Und zugleich ein Projekt für Medical Park. Dass Lang lieber nicht gleich den neuen Reha-Partner seines Arbeitgebers so intensiv kennenlernen würde, darf man indes annehmen.

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