Borussia Mönchengladbach Favres Borussen zeigen Frühform in Enschede

Mit fünf Eigengewächsen und fünf Neuzugängen hat Borussia Mönchengladbach einen überzeugenden Testspielsieg bei Twente Enschede eingefahren. In vielen Belangen zeigt die Mannschaft eine gute Entwicklung. Das war beim 4:1 deutlich zu sehen.

Youngster Schulz und Dahoud überzeugen weiter
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Youngster Schulz und Dahoud überzeugen weiter

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Lucien Favre schaut auf die Details. So sind es zuweilen einzelne Szenen eines Fußballspiels, die dem Trainer von Borussia Mönchengladbach viel sagen über die Qualitäten eines Spielers. Beim 4:1 seiner Mannschaft im Testspiel beim niederländischen Ehrendivisionär FC Twente Enschede gab es in der 28. Minute eine solche Szene.

Mo Dahoud, ein gerade 18 Jahre alter Jungspund aus dem eigenen Nachwuchs, hatte den Ball im Mittelfeld, er schaute kurz und schickte das Spielgerät dorthin, wo es Favre am liebsten sieht: in die offensive Tiefe. Dort rannte Patrick Herrmann los, passte in die Mitte zu Branimir Hrgota, der Schwede drehte sich einmal und schob den Ball das zum 1:0 ins Netz.

Der Pass von Dahoud, dem Sohn syrischer Flüchtlinge, war einer der Sorte, die Favre schlichtweg begeistern. Dahoud werden große strategische Fähigkeiten nachgesagt, er ist ein intuitiver Spieler. "Ich sehe, wie ich einen Pass spielen muss", sagte der 18-Jährige zu seiner Aktion in Enschede. Während des Trainingslagers fehlte ihm noch die Fitness, er war "nur bei 60 Prozent". Inzwischen, so Dahoud, sei er schon bei 80 Prozent. Aber schon jetzt ist er fußballerisch eine große Bereicherung für das Gladbacher Spiel. Und weiter begierig darauf, sich zu entwickeln. "Ich muss noch lernen, meinen Körper richtig einzusetzen", gesteht er. Doch auch defensiv hilft ihm die Intuition, er greift viele Bälle ab, weil er richtig steht.

Johnson mit beidseitiger Premiere im Gladbach-Trikot
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Auch Marvin Schulz, ein 19 Jahre alter Lulatsch von 186 Zentimetern, der früher Stürmer war, inzwischen aber in der Innenverteidigung angekommen ist, hat sich in den Vordergrund gespielt. Schulz spielt besonnen und ruhig, er hat ein gutes Stellungsspiel, ist geschickt im Zweikampf — und er hat kein bisschen Angst vor großen Aufgaben. Schulz ist einer der vielversprechendsten Nachwuchsleute aus dem Gladbacher Stall ist.

Startelf-Chancen im Pokal — mindestens

"Die Jungs machen das sehr gut. Wichtig ist, dass sie auf dem Boden bleiben, der Kopf spielt eine große Rolle", weiß Mittelfeldspieler Havard Nordtveit, der in Enschede per Freistoß das 2:0 besorgte. Er ist erst 24, aber schon erfahren. "Ich spreche viel mit Havard und auch Thorben Marx, sie helfen mir", sagt Mo Dahoud. Die Erkenntnis, dass hinten dran die jungen Leute richtig gut dabei sind, zeigt Favre, dass der Konkurrenzkampf im Gladbacher Team in dieser Saison groß ist. Man kann sich durchaus vorstellen, dass Dahoud und Schulz mindestens im Pokalspiel der Borussen in Homburg, das in zwei Wochen ist, erste Wahl sein könnten.

Sommer debütiert für Borussia in Enschede
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Sommer debütiert für Borussia in Enschede

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Beide gehören zu den Gewinnern der bisherigen Vorbereitung. Ein anderer, der derzeit furios spielt, ist Neuling Ibrahima Traoré. Der kleine Außenstürmer ist sehr geschwind — und schoss in Enschede per Freistoß das 4:1. Der 26-Jährige könnte also einer der Erben Juan Arangos sein, der bislang in Gladbach der "König der Standards" war. "Ich bin froh, dass ich mit dem Freistoß getroffen habe und ich hoffe, dass ich jetzt öfter schießen kann", sagte Traoré.

In Enschede war zu sehen, dass die Borussen in guter Frühform sind. Defensiv ließen sie nicht viel zu — und das mit fünf Eigengewächsen in der Startelf. Offensiv ist Favres Ensemble gut bestückt, der Trainer hat für die Abteilung Attacke einige Variationsmöglichkeiten — und probte auch in Venlo munter durch. Max Kruse, der verhinderte WM-Fahrer, hat sich offenbar vorgenommen, seine DFB-Ambitionen mit guten Leistungen im Verein zu forcieren. Kruse schoss das schönste Tor des Tages, er zirkelte den Ball von der Strafraumgrenze millimetergenau neben den Pfosten.

Nach 17 Tagen wieder da

Enschede - Gladbach
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Branimir Hrgota, der Mann hinter Kruse, schoss schon das dritte Tor in der Vorbereitung, und das nur 17 Tage nach seinem Bänderriss im Sprunggelenk. Hrgota kam schnell zurück, denn er weiß, dass bei der großen Auswahl, die Favre hat, jeder gute Eindruck zählt. "Es ist gut, gleich zu treffen nach der Rückkehr. Das gibt Selbstvertrauen", sagte Hrgota.

Möglich, dass in den nächsten Tagen sogar noch ein weiterer Stürmer dazu kommt. Der 21-jährige Paraguayer Jorge Benitez ist zum Medizincheck da, danach wird entschieden. Er hat die Körperlichkeit, von der Sportdirektor Max Eberl zuletzt sagte, dass die noch fehle im Kader. In 22 Ligaspielen im Jahr 2014 hat der Südamerikaner 17 Tore erzielt. Zudem ist er ein Spieler, der noch geformt werden kann. Das wiederum mag Lucien Favre.

Der Trainer konnte am Samstag auch seinen neuen Torwart Yann Sommer und Fabian Johnson erstmals besichtigen. Sommer leistete sich zwar einen Fehlpass, der das Ehrentor der Enscheder einleitete, doch ansonsten war er sicher mit Ball am Fuß und deutete an, dass er einsehr reaktionsschneller Torwart ist.

Johnson spielte zunächst im linken Mittelfeld, dann rechts hinten. Auf beiden Positionen machte er einen guten Eindruck. Das galt indes für das gesamte Team. Das schnelle Umschaltspiel, das Favre künftig sehen will, klappte in Enschede gut, nicht nur beim 1:0. Zudem gab es drei Tore nach Distanzschüssen, das eine erzielte Havard Nordtveit ebenfalls per Freistoß. "Der Trainer hat gesagt, gerade wir Mittelfeldspieler sollen es öfter mal versuchen, schön, dass es jetzt geklappt hat. Tor ist Tor, auch, wenn der Ball abgefälscht wird", sagte Nordtveit.

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