Borussias Torwart NRW-Ehrung ein „weicher“ Faktor bei Sommers Zukunftsentscheidung?
Mönchengladbach · Borussias Torwart Yann Sommer wurde in Abwesenheit zum NRW-Fußballer des Jahres gekürt. Seine Zukunft in Gladbach ist weiter offen. Doch „weiche“ Faktoren wie diese Auszeichnung könnten seine Entscheidung beeinflussen.

Das ist Yann Sommer
Das bittere Ende der Weltmeisterschaft in Katar muss Yann Sommer noch verdauen. Borussias Nummer eins ist wie die anderen ausgeschiedenen WM-Fahrer im Urlaub und wird, das ist der Plan, Anfang Januar ins Training in Gladbach einsteigen. Immerhin gab es nach dem 1:6 im WM-Achtelfinale gegen Portugal eine schöne Nachricht für Sommer. Er ist zum zweiten Mal nach 2019 NRW-Fußballer des Jahres.
Christofer Heimeroth, Borussias Ex-Torwart und nun Leiter der Lizenzspieler-Abteilung der Gladbacher, nahm in Sommers Abwesenheit den Preis am Freitagabend in Düsseldorf entgegen. „Über diese Auszeichnung freue ich mich riesig, sie ehrt mich und macht mich auch sehr stolz“, sagte Sommer in einer Videobotschaft, die im Rahmen der Sportlergala in der Rheinterrasse gezeigt wurde.
Sommer setzte sich bei der von Fans entschiedenen Wahl in der Kategorie „Fußball-Felix“ gegen Florian Wirtz (Bayer Leverkusen), Youssoufa Moukoko (Borussia Dortmund), Simon Terodde (FC Schalke 04) und Marvin Schwäbe (1. FC Köln) durch. Der Schweizer spielt eine herausragende Saison in Gladbach, beim 1:1 beim FC Bayern München stellte er mit 19 Paraden einen Bundesliga-Rekord auf. Zuletzt fehlte er verletzungsbedingt, im Pokalspiel bei Darmstadt 98 (1:2) war er umgeknickt. Pünktlich zur WM kehrte Sommer, der 2014 vom FC Basel nach Gladbach kam als Nachfolger von Marc-André ter Stegen, aber zurück.

Alle WM-Fahrer von Borussia Mönchengladbach
Wie es um Sommers Zukunft bei Borussia bestellt ist, ist nach wie vor offen. Des Schweizers Vertrag endet nach dieser Saison. Der Klub hat ihm ein Angebot zur Verlängerung vorgelegt, es gab, das sagte Manager Roland Virkus, „sehr gute Gespräche“, die nach Sommers Rückkehr fortgesetzt werden sollen. Sommer wurde zuletzt mit Inter Mailand und Manchester United in Verbindung gebracht, dass er aber den Borussen im Winter abhandenkommt, ist unwahrscheinlich. „Wir haben nicht vor, Yann im Winter abzugeben. Wir wollen verlängern“, stellte Virkus im Gespräch mit unserer Redaktion klar.
Dass nach der WM-Enttäuschung die Europameisterschaft 2024 in Deutschland Sommers Ziel ist, ist anzunehmen, auch wenn er sich nach dem WM-Aus zu seiner Zukunft im Nationalteam nicht äußern wollte. Sein Konkurrent Gregor Kobel von Borussia Dortmund, der den erkälteten Sommer im letzten WM-Gruppenspiel der Schweizer gegen Serbien (3:2) vertrat, ist herangerückt, deswegen braucht Sommer für das Ziel EM garantierte Einsätze. Die wären ihm in Gladbach wohl sicher.
„Aber es ist doch legitim, dass er mit 33 genau prüft, ob er seine Karriere hier in Gladbach beendet oder noch mal was Neues macht“, sagte Virkus. Sommer wird sich Zeit nehmen und dann entscheiden, Gladbach wird ihm die nötige Zeit geben, Sommers Verlängerung ist aber Priorität eins bei Gladbach. Und vom Gefühl her wird es dazu kommen. Borussia ist aber, auch das stellte Virkus klar, „auf alles vorbereitet“. Als mögliche Alternative wurde zuletzt Sommers Landsmann Yvon Mvogo ins Spiel gebracht. Der 28-Jährige steht beim französischen Erstligisten FC Lorient unter Vertrag.
Die Wertschätzung, die Sommer in seiner Wahlheimat Deutschland hat, drückt sich in der erneuten Auszeichnung als Fußballer des Jahres in NRW aus. Das gehört zu den „weichen“ Faktoren, die seine Zukunftsentscheidung möglicherweise pro Borussia beeinflussen könnten. Wie die EM in 18 Monaten. Es wäre – Sommer wäre, wenn er verlängert, zehn Jahre in Deutschland tätig – die Aussicht auf ein regelrechtes Heimspiel auf höchster kontinentaler Ebene.