Talent aus Ecuador wird Frankfurter Warum sich der Pacho-Transfer nach Gladbach einst zerschlagen hat

Mönchengladbach · Borussia konnte Willian Pacho aus Ecuador 2021 nicht finanzieren. Der damals 19-jährige Innenverteidiger hatte bereits seinen Wechsel verkündet. Pacho landete bei Royal Antwerpen in Belgien - und wird zur neuen Saison nun ein Frankfurter.

Willian Pacho bejubelt sein erstes Länderspieltor. Er unterschrieb nun bei Eintracht Frankfurt, nachdem er mal fast bei Borussia Mönchengladbach gelandet wäre.

Willian Pacho bejubelt sein erstes Länderspieltor. Er unterschrieb nun bei Eintracht Frankfurt, nachdem er mal fast bei Borussia Mönchengladbach gelandet wäre.

Foto: AFP/WILLIAM WEST

Seit mehr als einem Monat war Willian Pacho raus bei Independiente del Valle (IDV). Auf der Foto-Collage, die er zum Abschied bekommen hatte, dürfte bereits Staub gewesen sein. Doch der junge Innenverteidiger aus Ecuador kam nie bei Borussia Mönchengladbach, seinem designierten neuen Klub, an. Anderthalb Jahre sind seitdem vergangen, Royal Antwerpen holte Pacho Anfang 2022 für knapp drei Millionen Euro nach Belgien. Zur Saison 2023/24 schließt er sich für neun Millionen Eintracht Frankfurt an.

Santiago Morales, Geschäftsführer von Pachos Ex-Klub aus Sangolquí, äußerte sich damals wie folgt über den gescheiterten Transfer: „Die Verhandlungen waren weit fortgeschritten, es gibt E-Mails von Seite zu Seite mit den jeweiligen Vereinbarungen“, erklärte Morales im Interview mit „Radio la Red“. Dann habe Borussia schriftlich abgesagt und dabei auf wirtschaftliche Probleme verwiesen.

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„Wir konnten es nicht realisieren, hatten nicht die Möglichkeiten dafür. Das haben wir kommuniziert“, erklärte Max Eberl nach dem Ende der Sommer-Transferperiode 2021 am 10. September. „Es gab großes Interesse von unserer Seite. Wir hätten den Spieler sehr gerne nach Gladbach geholt. Aber da wir keine Transfereinnahmen hatten, haben wir uns dazu entschieden, keine großen Transferausgaben zu tätigen, weil wir es auch nicht können. Leider, auch für den Jungen, für ein großes Talent, dass es nicht geklappt hat“, sagte Borussias damaliger Sportdirektor.

Pacho selbst, dessen Vorname damals offiziell noch William war und heute Willian, soll am Boden zerstört gewesen sein, wie aus Ecuador zu hören war. Er hatte bereits ein TV-Interview gegeben, in dem er voller Vorfreude über seinen bevorstehenden Wechsel zu Borussia sprach – zu voreilig. Die Tage vergingen, es musste noch auf die Einreiseerlaubnis gewartet werden. Doch das Visum war nicht das größte Problem: Gladbach konnte sich den Transfer schlichtweg finanziell nicht erlauben. Knapp drei Millionen sollte Pacho kosten, ein Linksfuß für die Abwehr, wie Gladbach ihn schon lange sucht. Aber der Klub generierte im Sommer 2021 keine Transfereinnahmen, während er im Jahresverlauf rund 20 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben hatte.

Independiente del Valle habe den Borussen noch einmal geschrieben, erzählte Geschäftsführer Morales: „Wir haben ihnen zwei Tage Zeit für eine Antwort gegeben, sonst werden wir eine Klage bei der Fifa einreichen, um unsere Rechte durchzusetzen.“ Das spanische Wort „demanda“ kann neben „Klage“ allerdings auch „Gesuch“ oder „Anfrage“ heißen. In der Angelegenheit war im Anschluss nichts mehr zu hören. „Dass natürlich ein Verein dann enttäuscht ist, weil er vielleicht schon mit Einnahmen gerechnet hat, das ist okay. Aber es gibt keine rechtliche Grundlage für eine Klage. Es gab keinen Vertrag“, bügelte Eberl ab.

Bitter für Pacho war das, der als eines der größten Talente seines Landes gilt. Doch es hat ihm offenbar nicht geschadet, sein Klub in Ecuador empfing ihn wieder mit offenen Armen, der ersehnte Transfer nach Europa ging ein paar Monate später über die Bühne. 42 Spiele hat Pacho für Antwerpen absolviert und die Eintracht auf sich aufmerksam gemacht. Dort soll er Evan Ndicka ersetzen, dessen Vertrag ausläuft.

Für Pacho ist es eine besondere Woche: Am Dienstag debütierte er für die Nationalmannschaft und erzielte beim 2:1 Ecuadors gegen Australien gleich ein Tor.

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