Hofmann sucht die Hinrundenform Borussias Mittelfeld-Motor stottert

In der Hinrunde strahlte Jonas Hofmann die pure Spielfreude aus. In der Rückrunde gelingt es ihm zu selten, die nötige Action zu machen. Das trägt dazu bei, dass Borussias Spiel die Leichtigkeit fehlt. Lars Stindl könnte für Abhilfe sorgen.

 Wenn die Leichtigkeit weg ist, kann Fußball auch schmerzhaft sein: Jonas Hofmann und die Borussen bekamen das auch gegen den SC Freiburg zu spüren.

Wenn die Leichtigkeit weg ist, kann Fußball auch schmerzhaft sein: Jonas Hofmann und die Borussen bekamen das auch gegen den SC Freiburg zu spüren.

Foto: Dirk Päffgen

Wer den Höhenflug der Borussen in der Hinrunde beschrieb, kam am Namen Jonas Hofmann nicht vorbei. Borussias Trainer Dieter Hecking hatte das System gewechselt, hatte damit die Zeichen auf Sturm gestellt – und Hofmann, 26, personifizierte all das Gute und Schöne, was die Borussen in der Hinrunde ihren Fans bescherten.

Ausgerechnet er, der in den Jahren zuvor nie so richtig aus sich herausgekommen war, bei vielen als Fehleinkauf galt, als einer, der all das Potenzial, das ihm nachgesagt wurde, nicht ausschöpfte. Und nun rannte Hofmann unermüdlich im Gladbacher Mittelfeld umher, war fast in jedem Spiel der Akteur mit der höchsten Kilometerzahl. Doch rannte er nicht nur, sondern tat dies taktisch klug und zielgerichtet als Chef-Anläufer, als der, der das Tempo beim Pressing vorgab. Und er schoss Tore, fünf, so viele wie nie in einer Saison, zudem bereitete er vier Treffer vor. Aus dem früheren Chancenvergeber wurde ein Torjäger, aus dem Mitläufer ein Anführer.

Hofmann strahlte in den ersten Monaten der Saison die pure Spielfreude aus, spielte sich bis in den Fokus von Joachim Löw. „Ich finde Hofmann gut. Es hat ihm in den letzten Jahren ein wenig an Konstanz gefehlt, aber er ist ein Spieler, der technisch gut ist und gute Laufwege macht”, sagte der Bundestrainer. Doch dann verletzte sich Hofmann am Ende der Hinrunde, fehlte ein paar Spiele lang. Es wurde deutlich, dass Hofmann dem Borussen-Spiel fehlte: seine Schnelligkeit, sein hoher Aufwand, seine Beharrlichkeit, sein Spielverständnis. Beim 1:2 im letzten Hinrundenspiel in Dortmund kam er zurück, doch seither ist Hofmann ein wenig im Leistungsloch, kann seine Qualitäten nicht mehr so abrufen, wie in den ersten zwei Dritteln der Hinrunde. Hofmanns Tal geht einher mit dem Qualitätsverlust des gesamten Borussen-Spiels. Es gibt hübsche Momente wie die beiden Heimtore gegen die Bayern und nun gegen Freiburg, insgesamt fehlt dem Spiel die „Leichtigkeit“, wie Sechser Tobias Strobl nun anmerkte. Auch bei Hofmann

„Wir waren zu passiv. Wir hatten nicht die Struktur, die man braucht, Wir hatten einen ganzen Haufen nicht gut gespielter Standards. Wir hatten im letzten Drittel nicht die nötige Durchschlagskraft“, stellte Hecking nach dem 1:1 gegen Freiburg fest. „Sobald es Richtung Sechzehner ging, haben wir den letzten Biss und die Gier vermissen lassen“, gestand auch Hofmann.

Er selbst ist indes als Achter mit dafür verantwortlich, Action nach vorn zu machen, den Gegner zu stressen, Bälle zu erobern und damit Umschaltaktionen zu ermöglichen. Das jedoch gelingt ihm derzeit nur selten. Kein Tor und nur ein Assist, das steht für Hofmann in den ersten neun Spielen der Rückrunde zu Buche. Auch der, der an seiner Seite großartig auftrumpfte im ersten Saisonteil, kommt nicht mehr so zur Geltung: Florian Neuhaus. Ein Tor schoss der junge Mann, doch der starke Vorlagengeber der Hinrunde (acht Assists) ist er nicht mehr, noch keinen Treffer hat er eingeleitet in der Rückrunde. Einzig Denis Zakaria hat sich im Vergleich zur Hinrunde gesteigert, er ist unermüdlich unterwegs, schafft mit seinen Läufen immer wieder Tiefe, traf in Frankfurt und leitete mit seinem Pass auf Vorlagengeber Hazard das 1:1 gegen Freiburg ein.

Jonas Hofmann von Borussia Mönchengladbach im Porträt
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Das ist Jonas Hofmann

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Foto: dpa/Swen Pförtner

Da die beiden Achter der eigentliche Clou des 4-3-3-Systems sind, weil sie die offensive Überzahl im Spiel herstellen (sollen), muss sich Hecking überlegen, wie er seinen Mittelfeld-Motor Hofmann wieder richtig ans Laufen bringt. Nun, da Zakaria (Schweiz), Neuhaus (U21 des DFB) und Michael Cuisance (Frankreichs U20) unterwegs sind, könnte er das Duo Hofmann/Lars Stindl ausprobieren, auch im Testspiel in Zwickau. Stindl lässt sich aus dem Sturmzentrum ohnehin oft tief nach hinten fallen – warum ihn dann nicht gleich da einsetzen. Bislang hat Hecking diese Variante nur im Heimspiel gegen Stuttgart (3:0) und ansonsten minutenweise ausprobiert wie gegen Freiburg. Da rückte Alassane Plea ins Sturmzentrum, die Flügel waren mit Thorgan Hazard und Patrick Herrmann klar besetzt. Eine Variante für das Spiel in Düsseldorf? Warum nicht.

Stindl und Hofmann als ballsichere und taktisch versierte Kicker könnten tun, was Hecking forderte: „Wir müssen unsere Stürmer in mehr Abschluss-Situationen bringen.“ Nebenbei könnte Stindl für Hofmann die Stütze sein, die er derzeit braucht. Kriegt Hecking Hofmann mit Stindls Hilfe aus dem Tal? Es ist ein hübsches Projekt für die Länderspielpause. Es könnte für Borussia der Schlüssel zurück zur Leichtigkeit sein. Und für Hofmann geht es darum zu zeigen, ob er tatsächlich zum Macher geworden ist und gerade nur schwächelt, oder ob seine verblüffende Hinrunde nur ein temporäres Hoch war.

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