Sonntag im Borussia-Park So wichtig ist das Mainz-Spiel für Gladbach

Mönchengladbach · Wohin geht es noch für Borussia Mönchengladbach in den letzten sieben Saisonspielen? Eine erste Antwort auf die Frage gibt es am Sonntag, wenn es im Gladbacher Stadion gegen den FSV Mainz 05 geht.

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Foto: dpa/Federico Gambarini

„Einstelligkeit“ war über Jahre ein geflügeltes Wort bei Borussia Mönchengladbach. Geprägt hat es der entschwundene Manager Max Eberl, und der Blick auf die Bundesliga-Tabelle zeigt, dass es den Borussen gleich mit ihm abhandengekommen ist – nebst allen Annehmlichkeiten, die es beinhaltet. Zum Beispiel eine große räumliche Distanz zu den Abstiegsrängen der Bundesliga, die Gladbach über Jahre hatte, und eine damit verbundene Planungssicherheit. Es war klar: Die Erstklassigkeit steht nicht zur Debatte. Das ist in dieser Saison erstmals seit 2011 anders.

Allerdings haben die Borussen in den letzten zwei Bundesligaspielen sechs Punkte und 4:0 Tore eingesammelt, wie Cheftrainer Adi Hütter nun mit einem zufriedenen Lächeln anmerkte, und sie haben sich damit positioniert zwischen weiterem Abstiegskampf und einer vagen Hoffnung, sich doch noch heranzupirschen an die letzten Ausläufer des internationalen Geschäfts, für das in der vergangenen Spielzeit noch Rang sieben reichte. Der ist aktuell ebenso weit entfernt wie der Relegationsrang: sieben Punkte.

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Foto: dpa/Marius Becker

Wie aber umgehen mit der Konstellation? In Frankfurt rief Hütter in der letzten Saison nach dem Pokal-Aus die Champions League als Ziel aus. Indes nicht öffentlich. Das erzählte er nun im Interview mit „Spox“. Die Eintracht verspielte das hoch gesteckte Ziel nur knapp. Was Hütter mit seinem Gladbacher Team nun intern besprochen hat, darüber lässt sich nur spekulieren. Offiziell ist seine Marschroute „von Spiel zu Spiel“.

Was seine Anvertrauten bei den Siegen gegen Hertha BSC und in Bochum gezeigt haben, will Hütter auch am Sonntag gegen Mainz (17.30 Uhr, Dazn) sehen. „Wir müssen den Schwung mitnehmen, die Leistung wieder bringen und gleich zeigen, dass wir gewinnen wollen“, sagte er. Möglich, dass er nach einem weiteren Erfolg den Fokus ausweitet, es wäre dann die erste Drei-Siege-Serie unter Hütter in Gladbach. Natürlich wäre es für den Klub wichtig, so schnell wie möglich Bescheid zu wissen und bestenfalls die Einstelligkeit noch zu schaffen. Damit würde Hütters erste Spielzeit in Gladbach hinten raus noch einen optimistischen Touch bekommen.

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Foto: Dirk PŠffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Für den Coach geht es mithin auch darum, schon auf die zweite Saison hinzuarbeiten: Die Fans, die nun wieder in voller Mannstärke kommen dürfen, von seiner Fußball-Idee zu überzeugen; die zuletzt gesehenen „Selbstverständlichkeiten“ in Sachen Hütter-Fußball auszubauen und zu festigen; sich ein Bild davon zu machen, auf welche Spieler er bei der Konstruktion des neuen Teams möglichst setzen will, sofern nicht unmoralische Kaufangebote dazwischen kommen.

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Dass die beiden Siege dafür gesorgt haben, dass bei seinen Spielern „die Brust größer wird und der Blick nach oben geht“, das hat Hütter im Training gesehen, doch traut er dem Braten wohl noch nicht so recht. Kein Wunder bei all dem Wankelmut in dieser Saison. Der ist einer der Hauptgründe für den sportlichen Absturz. „Wir haben es nicht geschafft, mal sieben, acht oder neun Spiele unbesiegt zu bleiben“, sagt Hütter. Konstanz ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg. Auch darum geht es in den übrigen sieben Saisonspielen.

 Der Blick muss nach vorne gehen für die Borussen: Die Gladbacher Spieler Florian Neuhaus (v.l.), Jonas Hofmann, Tony Jantschke und Luca Netz beim Training vor dem Spiel gegen Main

Der Blick muss nach vorne gehen für die Borussen: Die Gladbacher Spieler Florian Neuhaus (v.l.), Jonas Hofmann, Tony Jantschke und Luca Netz beim Training vor dem Spiel gegen Main

Foto: Dirk PŠffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Jenseits allen „Von-Spiel-zu-Spiel-Schauens“ laufen die personellen Planungen für die neue Saison. Kaderplaner Steffen Korell und sein Scouting-Team sind viel unterwegs und suchen Spieler, die zur Hütter-Borussia passen. Manager Roland Virkus bestätigte Gespräche auch mit vorhandenen Akteuren und deutete einen baldigen Abschluss an: Patrick Herrmann, der 2010 aus dem eigenen Nachwuchs ins Profiteam wechselte, soll seinen Vertrag verlängern. Der 31-Jährige ist vor allem Ersatzmann, aber auch ein Kämpferherz, das sich voll mit dem Klub identifiziert. Auch mit Kapitän Lars Stindl und Nationalspieler Jonas Hofmann soll verlängert werden. Es soll aber über die Bestandssicherung hinaus möglichst viel personellen Input von außen geben. Eine ambitionierte Restsaison wäre da hilfreich. Die letzten Bundesliga-Wochen sind, auch wenn es ein oft überstrapaziertes Wort ist, durchaus ein Charaktertest für das Gladbacher Team. Wie sehr wollen die Borussen das Maximum noch herausholen, aus einer Saison, in der bisher im Grunde alle Ziele leichtfertig verpasst wurden? Borussia steht tabellarisch quasi am Scheideweg, das Mainz-Spiel kann die Richtung der Saison noch einmal ändern. Die „Einstelligkeit“, die vielen Fans lange als piefig galt, wäre ein Ziel. Aber so weit, es klar zu formulieren, mag sich Hütter noch nicht aus dem Fenster lehnen.

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