Derby mit Folgen Borussias Pandemie-Spiele hatten häufiger schon Symbolcharakter
Mönchengladbach · Nicht zum ersten Mal ist Borussia Mönchengladbach unfreiwillig in die Diskussion um die Zuschauer-Kapazitäten in der Bundesliga geraten. Gegen den SC Freiburg sind maximal 15.000 Zuschauer zugelassen, bis Weihnachten könnten zudem zwei Geisterspiele auf den Klub zukommen.
Borussia hatte schon vorgearbeitet. Im Wissen, dass eine Reduzierung der Zuschauer-Kapazität bevorstehen wird, wurden bereits am Mittwoch wieder Sitzschalen im Stehplatzbereich der Nordkurve installiert. Seit Donnerstag herrscht nun auch Klarheit, wie viele Fans am kommenden Sonntag beim Heimspiel gegen den SC Freiburg (17.30 Uhr) im Stadion dabei sein können. In der Ministerpräsidentenkonferenz einigten sich die Politiker auf einer Kapazitätsauslastung bei Großveranstaltungen im Freien von 30 Prozent, wobei die maximale Zuschauerzahl 15.000 betragen soll. Letzteres gilt dann auch für den Borussia-Park.
Die Frage nach der Auslastung von Stadien in Zeiten der grassierenden vierten Corona-Welle hatte im Verlauf der vergangenen Tage eine große Dynamik erhalten, nicht zuletzt ausgelöst durch die Kritik an der Vollauslastung beim rheinischen Derby am vergangenen Samstag, als 50.000 Zuschauer den 4:1-Erfolg des 1. FC Köln über die Gladbacher sahen. Für Borussia war es nicht das erste Mal während der Pandemie, dass sie unfreiwillig ein Bundesligaspiel bestritt, das großen Symbolcharakter hatte für die landesweiten Diskussionen, wie mit Corona umzugehen sei.
So absolvierte Gladbach zum Beispiel das letzte große Topspiel in der Bundesliga, bevor das Virus erstmals den kompletten Meisterschaftsbetrieb zum Erliegen brachte. Am 7. März 2020 empfing es Borussia Dortmund zum Abendspiel, bei dem der Borussia-Park ein letztes Mal für lange Zeit ausverkauft war. Dass dies überhaupt noch der Fall sein konnte, war zuvor schon Gegenstand vieler Diskussionen. Damals trotzten die Verantwortlichen noch dem Virus – das Spiel wurde nicht abgesagt, allerdings konnten Fans aus Heinsberg, wo es zu diesem Zeitpunkt schon viele Corona-Fälle gab, ihre Tickets zurückgeben. „Aus heutiger Sicht war das natürlich Quatsch“, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) ein paar Wochen später.
Bevor der Spielbetrieb zum Erliegen kam, blickte Deutschland aber nochmals auf den Borussia-Park: Am 11. März fand dort die Nachholpartie gegen den 1. FC Köln statt – es wurde das erste Geisterspiel der Bundesliga-Geschichte, da mittlerweile alle Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern nicht mehr zulässig waren. Die unwirkliche Atmosphäre wurde für die Fußballprofis nach einer 66-tägigen Corona-Pause zum Alltag, zum Diskussionspunkt wurde indes nach dem Geisterspiel-Derby zunächst, dass die Borussen nach ihrem 2:1-Sieg vom Außenring des Oberrangs aus mit mehreren Hundert Gladbach-Fans den Erfolg feierten. Die Kritiker befürchteten, dass es bei Wiederaufnahme des Spielbetriebs häufiger passieren könnte, dass sich Fans im Stadion-Umfeld versammeln würden. Dies war jedoch nicht der Fall.
Die Fans kehrten mit dem Startschuss der nun laufenden Saison sukzessive ins Stadion zurück – bis hin zur Vollauslastung. Diese war auch beim Derby am vergangenen Samstag möglich, womit das Schlaglicht der Öffentlichkeit wieder auf ein Spiel der Gladbacher gerichtet wurde. Das Gesundheitsamt der Stadt Köln hatte das Sicherheits- und Hygienekonzept des 1. FC Köln abgesegnet und keine Einwände gegen ein ausverkauftes Haus. Auch die Politik sah keinen Anlass, die kurz zuvor erst verfügte 2G-Regel, wonach nur noch geimpfte oder genesene Fans ins Stadion durften, zu verschärfen. Doch nach dem Spiel, bei dem sich ein Teil der Zuschauer nicht an die Maskenpflicht gehalten hatte, kam NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst zu dem Schluss: „Bilder wie vom Wochenende in Köln darf es nicht mehr geben.“
Nun ist klar, dass die Fußball-Klubs wieder ein paar Schritte zurückgehen müssen, es wird wieder deutlich leerer in Deutschlands Stadien. Borussia kann nun 15.000 Karten für das Spiel gegen den SC Freiburg verkaufen, alle im Vorfeld erworbenen Tickets hatte der Klub bereits am Mittwoch storniert. In Sachsen sind Geisterspiele schon eine beschlossene Sache, auch Baden-Württemberg und Bayern wollen nachziehen. Im Auswärtsspiel bei RB Leipzig (11. Dezember, 15.30 Uhr) wird Borussia also definitiv vor leeren Rängen spielen, gleiches könnte auch auf die Partie bei der TSG Hoffenheim eine Woche später zutreffen.