Europa-League-Wiedersehen mit dem Wolfsberger AC Ein T-Shirt macht Borussia noch heißer

Mönchengladbach · Nach dem 4:0-Sieg des Wolfsberger AC im Hinspiel und des Gladbacher Sprungs an Platz 1 der Bundesliga druckte der WAC Hemden mit der Aufschrift „Deutschebundesligaspitzenreiterbesieger“. Borussia will nun kontern.

 Dieses Shirt druckte der Wolfsberger AC.

Dieses Shirt druckte der Wolfsberger AC.

Foto: Twitter/Wolfsberger AC

Marco Rose gilt als Spezialist der Motivation. Vieles wird er dabei von Jürgen Klopp, dem heutigen Trainer des FC Liverpools, der Rose bei Mainz 05 coachte, mitgenommen haben. Mit der richtigen Ansprache können Trainer nochmal die letzten Prozente aus ihren Spieler rauskitzeln. Manchmal braucht es aber auch gar nicht viele Worte. Manchmal reicht ein Bild. Wie am Donnerstag vielleicht. Denn beim Gastspiel in Graz gegen den Wolfsberger AC in der Europa League sorgte der Gegner bereits dafür, dass Borussia einen weiteren Aspekt der Motivation in sich trägt.

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Nachdem Gladbach die Tabellenspitze in der Bundesliga erklommen hatte mit dem 5:1 gegen Augsburg Anfang Oktober, druckten die Wolfsberger T-Shirts mit dem Ranking der deutschen Liga, aber auch dem Begriff „Deutschebundesligaspitzenreiterbesieger“. 4:0 hatte der WAC einige Wochen zuvor im Borussia-Park gewonnen und sich dann diesen Spaß erlaubt. Max Eberl sagte dazu beim „Sport-1-Doppelpass“: „Das Hinspiel war nichts, das kann im Sport passieren. Aber das T-Shirt, das sie danach gedruckt haben, sollte für uns Motivation genug sein. Mir als Spieler würde das helfen.“

So ähnlich kommt es auch bei den Profis der Gladbacher an. „Sowas will kein Spieler sehen oder lesen. Für mich ist es auf jeden Fall eine Motivation, um zu sagen, dass sich sowas nicht wiederholen darf“, sagt Jonas Hofmann. Der Mittelfeldspieler war beim schlimmen Hinspielerlebnis nicht auf dem Platz, er saß aufgrund einer Knieverletzung lediglich auf der Tribüne. „Aber weh getan hat es auch dort auf jeden Fall“, sagt Hofmann.

Ebenfalls auf der Tribüne saß damals Lars Stindl, der nach seinem Schienbeinbruch noch nicht komplett genesen war. Der Kapitän blickt mehr auf die sportliche Komponente des Spiels, ein Sieg wäre enorm wichtig für Borussia, um die Gruppenphase in der Europa League zu überstehen. „Unabhängig von dem T-Shirt oder der Art und Weise, wie sie diesen Sieg genossen haben, geht es für uns darum, dieses Spiel zu gewinnen“, sagt Stindl.

Aktuell ist Borussia in der Gruppe J Zweiter mit fünf Punkten. Gewinnt Gladbach gegen den Wolfsberger AC und Basaksehir FK zeitgleich gegen AS Rom, wäre Roses Team bereits sicher für die nächste Runde qualifiziert. „Und aus Spielersicht ist es eigentlich Motivation genug, dass wir mit einem Sieg schon fast weiter sind. Vielleicht rechnerisch noch nicht, aber es wäre ein großer Schritt“, sagt Patrick Herrmann.

Denn dann würde Borussia auf jeden Fall ein Punkt im abschließenden Gruppenspiel gegen Basaksehir FK am 12. Dezember reichen. Doch für diejenigen, die noch die Extraportion an Motivation brauchen, könnte es eine Maßnahme sein, mit dem T-Shirt nochmal die Erlebnisse des Hinspiels vor Augen zu führen. Vielleicht lässt Rose ja sogar noch ein Exemplar besorgen, um es vor dem Spiel in die Kabine hängen.

Solche Psychospielchen gibt es häufig im Fußball.  Allerdings will auch der Sportpsychologe Werner Mickler diese nicht überbewerten, sondern sieht weit wichtigere Motivationsansätze für die Borussen. Der Sportpsychologe tut so etwas zwar nicht als billigen Psychotrick ab, sieht es aber nur als kleinen Nebenaspekt. „Ich würde es, wenn überhaupt, nur mit einem Satz erwähnen“, sagt Mickler. „Es ist vor allem entscheidend, die Fehler, die im Hinspiel gemacht wurden, aufzuzeigen und dann abzustellen“, sagt er. Dabei spielt der sportliche Ehrgeiz eine Rolle. „Die Borussen haben sich seit diesem Spiel sehr gut weiterentwickelt und wollen nun den Wolfsbergern zeigen, dass sie richtig gut Fußball spielen können. Dann können sie die Geschichte zu den Akten legen“, sagt Mickler.

Der zweite wesentliche Motivationsansatz, den Mickler sieht, ist, dass die Borussen  sich auch bei ihren Fans für das 0:4 im Hinspiel rehabilitieren wollen. „Nach so einnem Spiel hat eine Mannschaft natürlich gegenüber den Fans noch etwas gutzumachen“, weiß Mickler, der viele Jahre am Psychologischen Institut der Deutschen Sporthochschule in Köln tätig war und jetzt Dozent für Psychologie bei der Hennes-Weisweiler-Akademie des Deutschen Fußball-Bundes ist.

Gleichwohl gibt es einen Gedankengang, in dem das Shirt eine Rolle spielen könnte am Donnerstag. Im Erfolgsfall könnte man auf die Idee kommen, dass es beim für die Borussen typisch gewordenen Eckfahnenjubels zum Einsatz kommt. Doch derartige Revanche-Akte werden den Gladbachern fern liegen. Sie wollen ganz sportlich „Deutschebundesligaspitzenreiterbesiegerbesieger“ werden, dafür reisen sie in die Steiermark.

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