Borussia Mönchengladbach Vorne Ü50, hinten U40 — Borussias Erfolgsformel

Mönchengladbach · In der vergangenen Saison fehlte nicht viel zur Rückkehr nach Europa. Zum Vorbild kann Gladbach sich selbst nehmen.

Yann Sommer: So tickt der neue Keeper des FC Bayern München
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Das ist Yann Sommer

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Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Das dritte Jahr bei Borussia endete für Yann Sommer erstmals im Minus, 45:49 Tore gab es in 34 Spielen. Vorne zu wenig, hinten zu viel - die Blitzanalyse war schnell durchgeführt nach der vergangenen Saison, die einfach nicht mit einem einzelnen Adjektiv zu beschreiben ist. Von der "Saison der 100 Wahrheiten" war an dieser Stelle die Rede.

Auch die 49 Gegentore lassen sich höchst unterschiedlich deuten. Acht Teams kassierten weniger, aber nur drei Torhüter übertrafen Sommers zehn Zu-Null-Spiele. Etwas mehr Konstanz muss her, von 0:0 bis 3:5 war das Spektrum arg breit gefächert. Bei der Verteilung der Gegentore lag Borussia ebenfalls knapp hinter den Europapokalplätzen. Sechsmal gab es mindestens drei, da waren sieben Mannschaften besser: die ersten fünf der Abschlusstabelle, aber auch Schalke 04 als Zehnter und Absteiger FC Ingolstadt. Klatschen-Resistenz ist also noch lange kein Erfolgsgarant, auch in der kommenden Saison darf es defensiv gebrauchte Tage geben.

Am häufigsten musste sogar der SC Freiburg drei und mehr Gegentore hinnehmen, gleich elfmal. Aber das Überraschungsteam kompensierte das in einem Bereich, der weitaus mehr mit der Abschlusstabelle übereinstimmt. Es muss nicht immer eine weiße Weste sein, aber ab zwei Gegentoren sinkt die Siegeswahrscheinlichkeit eklatant. Freiburg blieb zwar nur in 18 Spielen unter dieser Marke (Platz elf im Ligavergleich), gewann davon aber 14, spielte viermal remis und verlor nie. Dagegen ist Borussias Bilanz in den torärmeren Spielen absolut ausbaufähig: 19 Partien mit keinem oder einem Gegentor, nur neun Siege. Dass es Erfolge wie das 3:2 in Leverkusen, das 4:2 gegen Schalke und das 3:2 gegen Köln gab, ist beachtlich, dafür zog Dieter Heckings Mannschaft bei Schützenfesten in Hoffenheim (3:5) und gegen Dortmund (2:3) den Kürzeren.

Wohin die Devise "vorne ein paar mehr, hinten weniger" beim Torverhältnis führt, haben die Spielzeiten 2011/2012 und 2014/2015 gezeigt. 60 Punkte fuhr Borussia mit 49:24 Toren ein, 66 mit 53:26. "Wenn unser Kader vorne komplett und gesund ist, besitzen wir da eine große Qualität. Das haben die letzten Jahre gezeigt", sagte Max Eberl im Interview mit unserer Redaktion. Dem vorhandenen Spielermaterial traut er vollends zu, es 2017/2018 besser zu machen. "Letzte Saison haben wir aufgrund der Verletztenproblematik nicht so viele Tore geschossen, aber das Problem war auch, dass wir so viele bekommen haben."

Das Wort "Stabilität" nahm der Manager gleich mehrmals in den Mund. Was ist darunter zu verstehen? In den Lucien-Favre-Jahren war Borussia stabil, weil sie andauernd 1:0-, 2:0-, oder 2:1-Siege holte. Rauschhafte Kantersiege gab es fast nie. Das 67:50-Tore-Gladbach von André Schubert war attraktiv, aber ebenso instabil und wankelmütig.

"Vorne ein paar mehr, hinten weniger" - ausgehend von 45:49 führt das zur Formel "Ü 50, U 40". In den vergangenen 20 Jahren sind Mannschaften mit mindestens 50 Toren und weniger als 40 Gegentoren in allen 56 Fällen unter den ersten Sechs gelandet, 51-mal sogar unter den ersten Vier.

(RP)
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