Borussia Mönchengladbach Wolfsburg-Preise bringen Ticket-Debatte nach Gladbach

Mönchengladbach · Beim DFB-Pokalspiel in Stuttgart hat die Tennisball-Aktion der Dortmunder Fans genauso viel Aufmerksamkeit erregt wie das Sportliche. In Gladbach wird nun auch über Preise debattiert, nachdem bekannt geworden ist, was Gästekarten für das Spiel in Wolfsburg Anfang März kosten.

2014 sorgten die Borussia-Fans für Heimspielstimmung in Wolfsburg. Gepaart mit der sportlichen Attraktivität des Vereins macht das Gladbach zu einem Top-Gegner.

2014 sorgten die Borussia-Fans für Heimspielstimmung in Wolfsburg. Gepaart mit der sportlichen Attraktivität des Vereins macht das Gladbach zu einem Top-Gegner.

Foto: Dirk Päffgen

Champions-League-Präsenz und eine vitale Fanszene — diese Kombination können in der laufenden Saison nur zwei Vereine bieten. Der eine heißt Bayern München, der andere Borussia Mönchengladbach. Während die Anhänger des Rekordmeisters fast schon daran gewöhnt sind, dass sie ihre Portemonnaies besonders weit öffnen müssen, um ein Auswärtsspiel ihres Klubs zu sehen, sorgt die Preispolitik manch eines Konkurrenten in Mönchenglach noch immer für Entsetzen.

"Kartenpreise für die Gäste bis zu 70 Euro, in der Kurve bis zu 50 Euro haben nicht nur uns vom FPMG die Sprache verschlagen", schreibt der Fanprojekt-Vorsitzende Thomas Ludwig in einer Stellungnahme, nachdem bekannt geworden war, welche Summen der VfL Wolfsburg für das Duell am 5. März aufruft. Von den "Schattenseiten des Erfolges" ist die Rede.

Die Stehplatzpreise liegen mit 15 Euro zwar im gängigen Bundesliga-Rahmen (Gebühren kommen noch oben drauf). Diese Karten reichen jedoch nie aus, wie auch das Fanprojekt betont, weshalb es die Sitzplatzpreise sind, die Vertreter der Gladbacher Szene glauben ließen, das närrische Treiben sei noch in vollem Gange. Die günstigsten Sitzplätze für 35 Euro gingen an Fanklubs und Inhaber von Auswärtsdauerkarten, also an sogenannte Viel- bis Allesfahrer, eine gängige und logische Praxis.

Wer keinen Zugang zu Tickets dieser Kategorie hat, muss allerdings mindestens 50 Euro bezahlen. Aufgrund diverser Gebühren, darunter Versandkosten von fünf Euro seitens des VfL bei einer Online-Bestellung, beläuft sich der Gesamtpreis auf 57,50 Euro. Doch damit nicht genug: In der teuersten Kategorie kosten die Karten mit allem drum und dran 77,50 Euro — wer sich das leisten kann und will, sitzt nicht einmal in der Nähe des stimmungsvollen Gästeblocks, sondern darf mögliche Tore der Borussia auf der Haupttribüne der Volkswagen-Arena bejubeln.

Immerhin verlangen die Wolfsburger nicht nur den Gästefans, sondern auch ihren eigenen Sympathisanten einiges ab. Die Staffelung 15-35-50-70 gilt im gesamten Stadion, außer im Familienblock. Nur Wolfsburger Bundesliga-Duelle mit den Bayern sowie den Borussias aus Mönchengladbach und Dortmund erreichen dieses Preisniveau. Wenn am Samstag der FC Ingolstadt zu Gast ist, hat kein Zuschauer mehr als 44 Euro für einen Sitzplatz bezahlt. Die Karten sind 37 bis 45 Prozent günstiger als gegen Gladbach. Als Wolfsburg im Oktober zu Gast am Niederrhein war, kostete das teuerste Ticket für die "Wölfe"-Fans 30,50 Euro. An den Preisen kann es also nicht gelegen haben, dass nur ein paar hundert von ihnen im Block standen.

Da die Lage sich für Gladbach-Fans völlig anders gestaltet und ihre Reiselust sozusagen bestraft wird, malt das Fanprojekt ein düsteres Zukunftsszenario. "In einer solchen Preispolitik mit den Topspielzuschlägen sehen wir fatale Folgen für die Fanszenen in ganz Deutschland, denn gerade der identitätsstiftende Teil der Fanszenen bricht dann irgendwann weg", schreibt der FPMG-Vorsitzende Ludwig.

Der in dieser Hinsicht umtriebige "Mitgedacht"-Blog bringt bereits eine organisierte Protestaktion ins Spiel. "Dabei sollten wir uns übrigens nicht an irgendwelchen alten Tennisball-Aktionen aus dem Jahre 2012 orientieren, sondern eigene Ideen entwickeln", schreiben die Macher mit einem Seitenhieb gegen die Fanszene des BVB. Beim DFB-Pokalspiel in Stuttgart am Mittwoch war der Stehbereich des Gästeblocks aus Protest zunächst 18 Minuten leer geblieben. Dann flogen Tennisbälle auf den Rasen und machten aus den Stars mit Millionengehältern kurzzeitig Balljungen.

Das Thema Ticketpreise gärt gewaltig, übrigens kann die Borussia von Vorwürfen der Ungleichbehandlung nicht immer ausgenommen werden. Gegen Dortmund, Schalke und Köln gibt es zehn Euro Top-Zuschlag, sogar 20 gegen den FC Bayern. Da einzelne Sitzplatzkarten gegen kleine Klubs wie Hoffenheim für 19,90 Euro verkauft werden, ist die Spanne auch hier enorm groß.

(jaso)
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